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Reporter Eutin

Gewalt gegen Frauen geht uns alle an!

Seit vielen Jahren aktiv am Internationalen Tag gegen Gewalt gegen Frauen: Hans-Peter Klausberger, Claudia Wolf, Gudrun Dietrich und Christa Feigl.

Seit vielen Jahren aktiv am Internationalen Tag gegen Gewalt gegen Frauen: Hans-Peter Klausberger, Claudia Wolf, Gudrun Dietrich und Christa Feigl.

Eutin. “Es gab Zeiten”, so Claudia Wolf vom Frauennotruf Ostholstein, “da wurden Männer von ihren Frauen vom Infostand über häusliche Gewalt mit dem Kommentar “das betrifft UNS nicht” weggezogen. Heute wird gezeigtes Interesse als deutliches Zeichen der Solidarität wahrgenommen. Ein Schritt nach vorne im öffentlichen Umgang mit der Tatsache, das Frauen eher durch einen Beziehungspartner Gewalt erfahren als durch einen Fremden. Bildung, Einkommen, Alter und Religionszugehörigkeit sind dabei völlig bedeutungslos. Der 25. November wurde 1981 zum internationalen Gedenktag “NEIN zu Gewalt an Frauen!” ausgerufen, seit 1999 anerkannt von den Vereinten Nationen. Rund um diesen Gedenktag finden in Deutschland Aktionen zur Sensibilisierung der Menschen statt. So hat zum Beispiel die Organisation “Terre des Femmes” für Deutschland eine Fahnenaktion gestartet, die 2001 zum ersten Mal bundesweit durchgeführt wurde. Neben zahlreichen anderen Gemeinden wird auch in Eutin die blau-gelbe Fahne “frei leben - ohne Gewalt” als sichtbare Stellungnahme gegen tägliche Gewalt an Mädchen und Frauen zu sehen sein. Mit der Aktion “Gewalt kommt nicht in die Tüte” tragen über sechzig Bäckereien in Schleswig-Holstein in der kommenden Woche dazu bei, dass die Nummer des Hilfetelefons in zahlreichen Haushalten zu finden sein wird. Insgesamt 350.000 Brottüten wurden mit dieser Nummer bedruckt. In Eutin beteiligt sich Hans-Peter Klausberger, Vorstand des Landesinnungsverbandes des Bäckerhandwerks Schleswig-Holsteins, zum zwölften Mal. „Das Thema Gewalt an Frauen wird so unverfänglich mit der Brötchentüte aus der Tabuzone herausgeholt und unter den Menschen verteilt“, so Gudrun Dietrich, Gleichstellungsbeauftragte des Kreises Ostholstein. Neben den zahlreichen Bäckereien und der Gleichstellungsbeauftragten unterstützen lokale Partner wie der Frauennotruf Ostholstein, das Frauenhaus Ostholstein und Kik-Netzwerk bei häuslicher Gewalt diese Aktion und setzten damit ein deutliches Zeichen für ein selbstbestimmtes Leben aller Frauen. Auf dem Wochenmarkt in Eutin, am 25. November, gibt es am Infostand Brötchen, gespendet von Bäckerrei Klausberger, und Gesprächsmöglichkeiten mit allen Beteiligten. Aktionen rund um das Thema “Häusliche Gewalt” sind immer wieder wichtig. Ihr Ziel ist es unter anderem, den Blick und die Aufmerksamkeit der Menschen ein Stückweit zurück in das eigene Wohnumfeld zu lenken. Das Wort “Gewalt” ist momentan in aller Munde. Gedacht wird in aller Regel an Bombenterror, Mord oder Kriege - Dinge, die “normale” Menschen nicht tun. Fakt ist, alle aufgeführten Punkten sind das Endresultat einer langen Kette vorher empfundener, erfahrener und ausgeübter Handlungen “körperlicher” oder “passiver”, emotionaler Gewalt. Emotionale Verletzungen kennt jeder. Aussagen wie “Das kannst du sowieso nicht!”, “Meine Frau bekommt nix auf die Reihe!” oder “Weißt du, wie unmöglich meine Nachbarin …”. Beim Stalking und Cybermobbing wird zudem noch auf Internet und Telefon zurückgegriffen, um ihre Opfer in aller Öffentlichkeit bloßzustellen und zu schikanieren. Gewalt ist auch, seiner Ehepartnerin den Zugang zum gemeinsamen Konto vorzuenthalten, deren Kontakt mit Außenstehenden zu kontrolliert oder gar zu unterbinden. Jährlich fliehen circa vierzigtausend Frauen ins Frauenhaus, wenn zu der emotionalen die körperliche Gewalt hinzukommt. Christa Feigl vom Frauenhaus Ostholstein ist es wichtig, dass jeder versteht, dass häusliche Gewalt in jeder gesellschaftlichen Schicht vorzufinden ist. „Einigen Frauen mag man es nicht ansehen. Es kommt überall vor.“ Geändert hat sich, ergänzt Claudia Wolf, dass gerade die jüngeren Frauen heute deutlich schneller Beratung und Hilfe suchen. Leider gibt es viele Frauen jeder Altersgruppe, die über Jahre psychische und körperliche Gewalt aushalten, bevor sie Schritte in die Trennung wagen. „Gerade ältere und hochbetagte Frauen brauchen oft mehrere Anläufe bis sie die Trennung schaffen“, weiß Christa Feigl vom Frauenhaus. Sind die Kinder mit von der Gewalt betroffen, ziehen betroffene Frauen eher einen Schlussstrich. In Eutin gibt es zu den erwähnten Aktionen noch folgende Angebote: Wing Tsun-Aufbaukurs für Frauen am Samstag, 21. November von 10 bis 13:30 in der VHS Eutin für 8 Euro und einen Vortrag mit Diskussion “Armut in Deutschland ist weiblich” mit Dr. Ursula Müller, S. Axt, A. Jagenow und H. Rech am 26. November um 19:30 Uhr in der Kreisbibliothek Eutin. Eintritt frei. Unter der Nummer 08000 116 016 und via Online-Beratung (www.hilfetelefon.de) können sich Betroffene, aber auch Angehörige, Freunde sowie Fachkräfte anonym und kostenfrei beraten lassen. Bei Bedarf werden Dolmetscherinnen in fünfzehn Sprachen zum Gespräch hinzugeschaltet. Schnelle Hilfe bei akuten Notsituationen bietet immer der Polizeinotruf 110.


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