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Wenn Nachbarschaftsstreit nicht vor dem Gericht enden muss

Verabschiedung und Einführung: Bürgermeister Carsten Behnk verabschiedete Gudrun Orlick nach zehn Jahren im Schiedsamt – ihre Nachfolge tritt ihr bisheriger Stellvertreter Klaus Mühlstädt an, Markus Selzener übt das Amt des stellvertretenden Schiedsmannes aus.

Verabschiedung und Einführung: Bürgermeister Carsten Behnk verabschiedete Gudrun Orlick nach zehn Jahren im Schiedsamt – ihre Nachfolge tritt ihr bisheriger Stellvertreter Klaus Mühlstädt an, Markus Selzener übt das Amt des stellvertretenden Schiedsmannes aus.

Eutin (ed). Oft ist es nur der Apfelbaum, dessen Zweige aufs Nachbargrundstück hängen und ein Streit darüber entbrennt, wem die Äpfel und gehören – oder die Hecke wuchert über die Grundstücksgrenze, die Nachbarn grillen immer mit Windrichtung aufs offene Schlafzimmer, die Musik ist regelmäßig zu laut oder der Herr von nebenan hat seinen Müll in die Mülltonne des Nachbarn gestopft. Kleine Streitigkeiten, die zu regelrechten Nachbarschaftskriegen werden – und bevor diese zu Gericht ziehen, werden die Schiedsleute angerufen, die die Aufgabe haben zu vermitteln und im besten Fall die Parteien wieder zu versöhnen oder zumindest einen Vergleich zu schließen. In Eutin haben im Dezember des vergangenen Jahres die Schiedsleute gewechselt – neuer Schiedsmann ist Klaus Mühlstädt und folgt damit Gudrun Orlick im Amt nach, sein neuer Stellvertreter ist Markus Selzener. Er begrüße, dass Klaus Mühlstädt das Amt des Schiedsmannes von Gudrun Orlick übernommen habe, sagt Bürgermeister Carsten Behnk bei der Vorstellung der neuen Schiedsleute und der Verabschiedung von Gudrun Orlick – „so sind Kontinuität und Verzahnung in der Arbeit.“ „Ich bedauere, dass meine Chefin weg ist“, sagt Klaus Mühlstädt mit einem Augenzwinkern, „wir waren ein gutes Team – aber es sieht so aus, als würden wir wieder ein gutes Team.“ Zusammen mit Markus Selzener besetzt er ab sofort die Schiedsämter der Stadt Eutin, nachdem Gudrun Orlick nach zehn Jahren ihr Amt niedergelegt hat. Gudrun Orlick war von 2007 bis 2011 stellvertretende Schiedsfrau und hatte von 2011 bis 2016 das Amt der Schiedsfrau inne – „und das habe ich sehr gerne getan“, sagt sie, „das Amt hat mir immer viel Freude bereitet. Nur manchmal nicht, wenn sich Mühe nicht gefruchtet hat und jemand partout vor Gericht ziehen wollte, das war zum Glück nur sehr selten der Fall.“ Die meisten Fälle – im Schnitt sind es fünf bis sechs pro Jahr – hätten als Vergleich geendet, erzählt sie, „und das ist ein schönes Gefühl, wenn zerstrittene Nachbarn sich die Hand reichen und sich anschließend wenigstens wieder grüßen.“ Denn meist sind es Nachbarschaftsstreitigkeiten, in denen die Schiedsleute der Stadt angerufen werden – zudem vermitteln Schiedsleute auch bei Beleidigungen, Verleumdungen, Verletzung des Briefgeheimnisses, übler Nachrede oder Verunglimpfung Verstorbener. Letzteres sei aber nur einmal in ihren zehn Jahren vorgekommen, ist Gudrun Orlick froh – und größere Straftaten sei ohnehin nicht Sache der Schiedsleute. Aber wenn aus eigentlich lapidaren Gründen ein veritabler Streit entbrennt, dann sei das für die Beteiligten oft auch sehr belastend, dann sei es schön, wenn man schlichten könne. Aus persönlichen Gründen hat die 71jährige Gudrun Orlick nun nicht mehr für das Amt der Schiedsfrau kandidiert – „aber ich wünsche meinen Nachfolgern alles Gute“, sagt sie und empfiehlt Markus Selzener ihren langjährigen Partner im Schiedsamt als guten Team-Partner. „Es ist immer schön, wenn ein Erfahrener im Team ist“, findet sie, „und ich habe eine Menge gelernt in den Jahren.“ Während ihrer Fälle, aber auch in den zahlreichen Lehrgängen, mit denen Schiedsleute sich weiterbilden – und das empfehle sie von Herzen, diese Lehrgänge wahrzunehmen. Klaus Mühlstädt ist Unternehmensberater und hat zudem eine Mediationsausbildung absolviert – so ist er quasi auf Konfliktlösungen spezialisiert, wobei ihm seine angenehm ausgleichende Art sicher sehr zuhilfe kommt. Sein neuer Kollege Markus Selzener ist 51, von Haus aus Diplom-Mathematiker und leitet die Arbeitsstelle EDV der Nordkirche – das vergleicht er mit seinem neuen Schiedsamt. „In beiden Ämtern gilt es, verschiedene Ansichten zu koordinieren und zu verbinden“, schmunzelt er. Was man sonst noch für das Schiedsamt brauche? „Menschlich und einfühlsam sollte man sein“, sinniert Klaus Mühlstädt, „und gesunder Menschenverstand hilft.“ Die Schiedsleute sind unter Telefon: 04521 793-219 zu erreichen oder über die Homepage der Stadt Eutin: http://www.vg-eutin-suesel.de/Stadt-Eutin/Service/Öffentliche-Sicherheit/Schiedsamt.


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