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Eine Reise in Ötzis Welt und Zeit

Die Kindersachbuch-Autorin aus Bozen erzählte den Ahrensböker Drittklässlern die Geschichte des Eismannes aus den Ötztaler Alpen und fesselte die Kinder mit spannenden Details.

Die Kindersachbuch-Autorin aus Bozen erzählte den Ahrensböker Drittklässlern die Geschichte des Eismannes aus den Ötztaler Alpen und fesselte die Kinder mit spannenden Details.

Ahrensbök (ed). Eine ganz andere Art von Lesung hat Ute Denckert-Fengler, die Leiterin der Gemeindebücherei Ahrensbök, für die dritten Klassen der Arnesbokenschule organisiert: Eigens für eine kleine Lesereise durch den Norden ist Gudrun Sulzenbacher aus Bozen in Südtirol angereist, um den Kindern mehr über den „Ötzi“ zu erzählen, den Mann aus der Jungsteinzeit, der 1991 im Ewigen Eis der Ötztaler Alpen gefunden wurde. Und mit ihrem fundierten Wissen, das sie spannend und kindgerecht vermittelt, bereitet sie ihrem jungen Publikum einen unvergesslichen Vormittag. „Ich will Euch eine, nein zwei Geschichten erzählen“, sagt die Autorin von Sachbüchern für Kinder und Erwachsene, „von einem Mord im Eis und wie man dann nach mehr als 5.000 Jahren diesen Ermoderten gefunden hat. Nur weil zwei Leute genau an diesem Tag in einem heißen Sommer sich an diese Stelle verlaufen haben.“ Das Eis hat den Mann und seine Geschichte konserviert. Wären der Sommer nicht so heiß und das Eis so weit getaut gewesen, die beiden Nürnberger Bergsteiger, die über ihn gestolpert sind, nicht genau an diesem Tag dort vorbeigekommen, wäre die Mumie wohl in der Sonne zerstört worden. Schon während Gudrun Sulzenbacher erzählt, recken sich zahllose Finger in die Höhe: „Man konnte sogar rausfinden, was seine letzte Mahlzeit war“, weiß ein Junge. „Wurde der echt ermordet?“ fragt ein anderer. Die Kinder wollen mehr wissen von dem Mann aus der Jungsteinzeit – der Mumienfund von vor 25 Jahren interessiert bis heute brennend. Und Gudrun Sulzenbacher erzählt ihnen die gesamte Geschichte – sie habe die Mumie selbst gesehen, ihren Mantel und seine Ausrüstungsgegenstände anfassen dürfen – „und da kann man ja auch besser drüber schreiben.“ Denn weil Mann und Ausrüstung im Eis nahezu vollständig erhalten wurden, weiß man heute sehr viel über den Südtiroler, der durch eine Pfeilspitze im Rücken starb, während er sich vor seinen Feinden in einer Felsrinne (erfolglos) versteckte. „Darf ich Euch auch eklige Bilder zeigen?“ fragt Gudrun Sulzenbacher mit einem kleinen Schmunzeln – „Jaaaaaaah“ sind die Kinder gespannt, was da so eklig sein könnte. Es ist eine Nahaufnahme von Ötzis Rücken, auf dem die Tätowierungen, die der Mann aus dem Eis trägt, gut zu erkennen sind. Und die hatte er nicht etwa, weils total cool war, sondern aus quasi medizinischen Gründen. Ötzi hatte an einigen Stellen starke Abnutzungserscheinungen an den Knochen und muss starke Schmerzen gehabt haben – die Tätowierungen liegen auf bis heute gültigen Akupunkturlinien und kennzeichneten wohl die Stellen, an denen Schmerzbehandlung angesetzt wurde. „Unser Mann war ein alter Mann“, sagt Gudrun Sulzenbacher, „46 Jahre alt – und das ist ein Greisenalter in einer Zeit, in der die Menschen durchschnittlich 25 Jahre alt wurden.“ Chef seines Dorfes muss er wohl gewesen sein, denn er hatte ein wertvolles Kupferbeil bei sich – das einzige bekannte auf der ganzen Welt, das mehr als 5.000 Jahre alt ist. Eines der ersten Werkzeuge, das in der anbrechenden Kupferzeit wohl angefertigt wurde. Die Kinder staunen – noch ein bisschen mehr allerdings, als es um Ötzis Kleidung geht. Unterhosen aus feinst gegerbtem Ziegenleder trug er – außerdem einen stylisch gestreift genähten Ziegenledermantel und raffinierte Zwei-Schichten-Schule aus Bärenfell und Hirschleder. Die Autorin fesselt mit ihrer spannenden Erzählung sogar die hibbeligsten Kinder und reist mit ihnen in die Welt des Eismannes und seine Zeit. Sie erklärt ihnen, wie er gelebt haben muss, wie er gefunden wurde und wie man ihn heute in Bozen im Museum besuchen kann. „Voll spannend“, finden die Kinder, „ganz schön cool.“ Und gelernt haben sie, obwohl sie gar nicht in der Schule waren, eine ganze Menge. Ebenso übrigens wie Gurdrun Sulzenbacher – die nämlich war zum ersten Mal in ihrem Leben an der Ostsee – „und auch nach Ahrensbök“, strahlt die sympathische Autorin, „wäre ich sonst wohl nie gekommen.“ Finanziert wurde Gudrun Sulzenbachers Lesung in Ahrensbök vom Kiwanis Club Ahrensbök – und das sehr gerne: „Das sind Aktivitäten, für die wir die Erlöse zum Beispiel aus der Bürgerhaus-Party verwenden“, sagt Stefan Schildknecht vom Kiwanis Club, „einfach, um dabei zu helfen, Kinder weg von den elektronischen Medien und hin zum guten, alten Buch zu bewegen.“ Die Erlöse aus den Aktionen des Kiwanis Clubs – die nächste ist übrigens der Tannenbaumverkauf am dritten und vierten Adventssamstag beim Getränkemarkt Goldt – werden vor allem im Bereich Kinder und Jugend in Ahrensbök eingesetzt. „Und Veranstaltungen wie diese“, ergänzt Karl-Heinz Mladek, „sind gut angelegtes Geld.“ Das finden die Drittklässler, die jetzt echte Ötzi-Experten sind, aber auch.


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