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Reporter Eutin

Abschiedstournee bis zur letzten Haltestelle

Bücherbusfahrer Hannes Rodrian (Mitte) hat Matthies Nitsch und Hannes Lehswing die erste Lektüre schon in die Kinderwagen gereicht – inzwischen sind die beiden ihm über den Kopf gewachsen, aber immer noch treue Leser. Vergangene Woche überreichten sie „ihrem“ Hannes einen selbstgebastelten Bücherbus voller Abschiedsgeschenke von den zahlreichen Bücherbusfreunden der Mönkeberg-Schönhorst-Tour.                 Fotos Nitsch.

Bücherbusfahrer Hannes Rodrian (Mitte) hat Matthies Nitsch und Hannes Lehswing die erste Lektüre schon in die Kinderwagen gereicht – inzwischen sind die beiden ihm über den Kopf gewachsen, aber immer noch treue Leser. Vergangene Woche überreichten sie „ihrem“ Hannes einen selbstgebastelten Bücherbus voller Abschiedsgeschenke von den zahlreichen Bücherbusfreunden der Mönkeberg-Schönhorst-Tour. Fotos Nitsch.

Preetz/Kreis Plön (vn). „Ruhestand Sie? So ein junger Spund?“, „Mit 42 in Rente? Na, das gibt aber Abzüge!“, „Dann hast Du ja ewig Ferien“, die Reaktionen der großen und kleinen Leser auf den letzten Fahrten liegen zwischen ungläubigem Staunen und ein klein wenig Neid – vor allem aber großem Bedauern. Denn Hannes Rodrian, seit bald 17 Jahren mit dem Bücherbus der Fahrbücherei im Kreis Plön unterwegs, hat sich auf den Touren große Beliebtheit „erfahren“: „Immer gut gelaunt, sorgt für Stimmung im Bücherbus, trifft den richtigen Ton mit den Lesern, kann gut mit Kindern, bleibt freundlich und höflich auch bei schwierigen Mahnfällen, ist absolut stressresistent und belastbar, ein Fels in der Brandung, sehr gute Zusammenarbeit“, lobt Diplom-Bibliothekarin Susanne Stökl. Das wünscht sich wohl jeder, so ein Loblied von der Kollegin, die es wissen muss. Denn das Bücherbusteam mit Susanne Stökl und Hannes Rodrian sorgt Seite an Seite den ganzen Tag dafür, dass der Lesehunger des ländlichen Raums gestillt wird. Ob steinerne Wegmarkierungen oder tiefhängende Äste, aber auch Sparzwänge der Gemeindevertretungen - so einige Hindernisse mussten beseitigt werden, um dem Koloss mit seiner wertvollen Fracht aus etwa 4.500 Titeln den Weg frei zu machen. Eine Aufgabe mit enormem Wert für Bildung und Lesespaß. Fast 3.000 dieser „Lesereisen“ sind dabei in den Jahren zusammengekommen und etwa 250.000 Kilometer summierten sich auf den Tachos der tonnenschwere Fahrzeuge, die Hannes Rodrian immer sicher durch alle Engpässe und Verkehrssituationen lenkte. „Nur einen Winter“, erinnern sich die beiden Kollegen, „da war es so glatt, dass wir von einer Haltestelle nicht wegkamen und die Leser mit Sand und Schaufeln aushelfen mussten“. Nun ist bei kalten Temperaturen immer eine Streusandbox mit unterwegs, was schon mal zur Nachfrage veranlasste: „Habt ihr auch eine Katze an Bord?“. Ja, im Winter mit „Katzenklo“, ansonsten darf nur das Allernotwendigste mit auf Tour: „Auf dem Weg in die Lesehochburgen der Probstei und Mönkeberg liegen wir mit den Massen an Lesestoff gerade noch unter dem zulässigen Gesamtgewicht“, hat Rodrian geprüft. Nicht so genau hingeguckt worden war einstmals, als ein Ersatzbus zum Einsatz kam: „Da sind wir gleich am ersten Tag damit liegengeblieben“, schmunzelt Susanne Stökl - es war schlicht vergessen worden, den Bücherbus vollzutanken. „Auf der Kreuzung in Köhn Richtung Schwartbuck ging plötzlich nichts mehr, Motor aus, Bücherbus rollt noch aus, Ende“, ist es dem Team noch ganz präsent. Bevor die Autokraft zur Hilfe kam, hatten schon die Leser aus Köhn den Stopp entdeckt: „Ach, Sie haben einen neuen Haltepunkt?“ gewitzelt und sogleich die Gunst der Stunde genutzt, um sich mit frischem Lesestoff zu versorgen. Kein Problem für das engagierte Bücherbus-Team, auch wenn an diesem Tag gar nicht die Tour von Köhn und Umgebung auf dem Fahrplan stand. Eine ganze Reihe von lustigen Begebenheiten lässt sich aus dem Fahrerleben Rodrians erzählen, der als gelernter Starkstromelektroniker im Jahr 2000 zum Transport und Verleih „hochspannender“ Büchern wechselte. Aber unverhofft kommt oft – so auch auf dem letzten Haltepunkt in Schönhorst bei Schönkirchen in der vergangenen Woche. Ungewöhnlich hohes Kundenaufkommen verbunden mit (alkoholfreiem) Sekt, sowie vielen guten Wünschen und die zahlreichen Geschenke überraschten Hannes Rodrian dann doch. Eine Gruppe von Fahrbüchereifreunden wollte sich gebührend von ihrem „Bücherbus-Hannes“ verabschieden und hatte einen großen Pappbus mit zahlreichen Geschenken gefüllt, um ihm den Ruhestand zu versüßen. Da ging es ausnahmsweise mal nicht ganz fahrplanmäßig zurück in die Preetzer Garage der Fahrbücherei…


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