Seitenlogo
Reporter Eutin

Spannendes Match am Billardtisch

Ein enges Match am Billardtisch im Jugendzentrum: Sadar (rechts) legte sich mächtig ins Zeug gegen Sadeeq und Abdullah (links).

Ein enges Match am Billardtisch im Jugendzentrum: Sadar (rechts) legte sich mächtig ins Zeug gegen Sadeeq und Abdullah (links).

Preetz (sh). Die Billardkugeln klackern leise im Jugendzentrum am Wasserturm. Konzentriert betrachtet Janos den Tisch, begutachtet die Lage der Kugeln, beugt sich hinunter und nimmt eine der bunten Kugeln ins Visier. Ein kräftiger Stoß mit dem Queue und die weiße Kugel rollt über den blauen Stoff und befördert die richtige Kugel in das gegenüberliegende Loch. Passt. Eingelocht. Janos strahlt – der Zwölfjährige ist Sieger des Ranglistenturniers in der Altersgruppe bis 16 Jahre. Sein Freund und Schulkamerad Borivoje landet auf dem zweiten Platz und nimmt es locker, „wir bleiben trotzdem Freunde“, grinst er. Beide Jungen kommen regelmäßig in den Wasserturm und trainieren, „ich sogar jeden Tag“, erzählt Borivoje, „und ich habe sogar einen eigenen Queue.“ Das Ranglistenturnier werde zwei Mal im Jahr veranstaltet, berichten Angela Bludau und Axel Mertens vom Jugendzentrum. Gespielt wird im Doppel-KO-System, zehn Spieler waren angetreten, wer zwei Mal verloren hat, fliegt raus. „So kann ein Spieler auch noch Sieger werden, wenn er das erste Spiel verloren hat“, erklärt Mertens. Er leitet das Jugendzentrum im 25. Jahr, Angela Bludau ist seit 23 Jahren dabei. Damals wie heute ein offenes Haus, in dem sich Jugendliche wohl fühlen, erzählen die Jugendpfleger. Geändert habe sich allerdings die Altersgruppe, die den Wasserturm bevölkert. „Die Jüngsten waren damals 16, das waren Teenies und junge Erwachsene und Mädchen waren gar nicht dabei“, erinnert sich Axel Mertens. „Heute kommen vor allem die Jüngeren ab Schulalter bis Mitte 20 und überwiegend Jungs“, erzählt er. Einen Unterschied zu früher sehe Mertens auch in der multikulturellen Zusammensetzung. Junge Flüchtlinge aus Syrien, Afghanistan und dem Balkan entdecken zunehmend das Jugendzentrum, können hier unverbindlich andere Jugendliche kennenlernen. Dadurch habe sich leider der Mädchenanteil reduziert, bedauert Mertens. Es gibt keine größeren Auseinandersetzungen, die Jugendpfleger legen Wert auf gute Umgangsformen. „Billard ist ein Fairplay-Sport und verbindet trotz manch sprachlicher Hürden“, sagt Axel Mertens. Im Billardraum stehen auch Sadeeq (20), Abdullah (19) und Sadar (19) am Spieltisch. Um sie herum beobachten Deutsche und junge Zuwanderer das Geschehen. Die drei Flüchtlinge aus Afghanistan kommen seit fast einem Jahr zum Billardspielen. Während Sadar bereits in seiner Heimat einen Queue in der Hand hatte, haben seine Freunde das Spiel erst in Preetz für sich entdeckt. Sie sind mittlerweile die Besten und spielen untereinander um die ersten drei Plätze in der Altersklasse ab 16 Jahre. „Für viele ist das hier ein zweites Zuhause. Andere kommen nur zu bestimmten Veranstaltungen“, erzählt Angela Bludau. Das Angebot reicht von Break Dance und Ausflügen über Tischfußball und Yu-Gi-Oh-Treffen bis zum Jugend- und Internetcafé. Die Angebote sind offen, meistens kostenlos und freiwillig. 50 bis 60 Kinder und Jugendliche unterschiedlicher Schulen kämen jeden Tag, um sich einfach nur zu treffen. „Syrische Jungs haben auch schon für uns gekocht“, freut sich Bludau. Für 2017 wird der Wunsch vieler Jugendlicher erfüllt: Es wird einen Fitnessraum geben.


Weitere Nachrichten aus Plön/Preetz

UNTERNEHMEN DER REGION

Meistgelesen