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Reporter Eutin

Ein Pastorenehepaar zieht es ans Wasser

Eutin (ed). Der Unterschied könnte größer nicht sein: Nach sechs Jahren in Sidney/Australien wohnt die Familie von Andrea Pistor und Thomas Dietl jetzt in Fissau. Und während Andrea Pistor seit Anfang März eine halbe Pfarrstelle in Ahrensbök inne hat, ist Thomas Dietl genauso lange schon der neue Militärseelsorger in der Eutiner Rettbergkaserne. Aber auch wenn es gewisse klimatische, strukturelle und landschaftliche wie auch Größenunterschiede zwischen Sidney und Eutin gibt, so haben die beiden Städte doch eine Gemeinsamkeit: “Die Nähe zum Wasser”, sagt Thomas Dietl. “Wir haben in Sidney am Wasser gewohnt und wollten auch hier wieder schnell am Wasser sein.” Die beiden kommen aus verschiedenen Ecken in Niedersachsen und haben sich beim Studium in Göttingen kennen- und liebengelernt. Nachdem sie zuerst gemeinsam in der Nähe von Wolfsburg gewohnt und gearbeitet hatten – hier sind auch ihre beiden Kinder geboren, die jetzt acht und zehn Jahre alt sind – beschlossen sie, sich für eine Auslandsstation der Evangelischen Kirche zu bewerben. “Wir waren abenteuerlustig und haben uns für Sidney entschieden”, erzählt Thomas Dietl, “und das hat auch geklappt.” Sechs Jahre war er Gemeindepfarrer der deutschen Gemeinde in Sidney, dann habe es die Familie wieder nach Hause gezogen. “Wir hätten verlängern können, aber irgendwie war es Zeit, zurück nach Deutschland zu gehen”, sagt Andrea Pistor. “Unsere Kinder sollten hier zur Schule gehen, Wurzeln bilden.” Vor allem den beiden Kindern sei es schwergefallen, das Land zu verlassen. “Aber sie haben sich auf ihre Großeltern gefreut, das hat geholfen”, lacht Andrea Pistor.
Als Angehörige der Braunschweigische Kirche wäre es eigentlich so gewesen, dass die beiden Pastoren in Niedersachsen Pfarrstellen bekommen hätten. Thomas Dietl aber war nach sechs Jahren als Gemeindepfarrer auf der Suche nach einer anderen Herausforderung und bewarb sich bei der Militärseelsorge. “Es ist ein ganz anderer Bereich meiner Arbeit”, sagt er, “man hat viel mit jungen Leuten zu tun, die eine ganz andere Arbeit machen als viele andere und vor ganz anderen Herausforderungen stehen.” Die Stelle des Militärseelsorgers für Eutin, Putlos und Todendorf sei frei gewesen und weil ihnen die Region in Ostsee-Nähe gefiel, habe er sich darauf beworben. Und als Andrea Pistor die freie halbe Stelle in Ahrensbök bekam, hatte die Familie ein neues Zuhause gefunden – “darüber haben wir uns sehr gefreut”, sind die beiden sich einig, “es ist ziemlich schön hier”, schmunzelt Thomas Dietl.
Und die Sache mit dem Wasser hat auch geklappt: Ihr Haus liegt am See. Vor allem aber: “Wir sind froh, mal schnell am Nachmittag oder am Wochenende an die Ostsee fahren zu können”, sagt Thomas Dietl, “die Nähe zum Meer genießen wir sehr.” Auch wenn manchmal Heimweh nach Australien aufkommt: Die Familie ist in Ostholstein angekommen. Die beiden Kinder gehen in Fissau und Eutin zur Schule, haben längst Freunde gefunden, sind aktiv bei Eutin 08 und im ORV. Und auch ihre Eltern fühlen sich wohl in der Gegend und in ihren Jobs.
Als “halbe” Pastorin der Kirchengemeinde Ahrensbök arbeitet sie eng mit der “Vollzeit-Pastorin” Kirstin Mewes-Goeze zusammen, teilt sich mit ihr Gottesdienste, Taufen, Hochzeiten, Beerdigungen und die Konfirmanden. Zudem hat jede ihren eigenen Bezirk in Ahrensbök und ihre Schwerpunkte. Einen davon hat die Pastorin in der Seniorenarbeit gefunden: “Ich habe unter anderem die Gottesdienste im Ahrensböker Seniorenheim wieder aufgenommen. Das macht unheimlich Spaß. Ich liebe es, die Lebensgeschichten der Menschen zu hören und bin oft unheimlich beeindruckt, was sie geleistet haben.” Sie arbeite gern im Team, mit gemeinsamer Kraft für Menschen da zu sein, sei schön. “Natürlich braucht man eine Zeit, um anzukommen, seine Aufgaben zu finden, Menschen kennenzulernen, meine Arbeit lebt von den Beziehungen zu den Menschen”, sagt Andrea Pistor. Aber das Wichtigste: “Ich fühle mich willkommen.”
Andrea Pistor wird am kommenden Sonntag, dem 2. Juni um 11 Uhr in der Ahrensböker Marienkirche offiziell in ihr Amt eingeführt oder besser: in der Gemeinde willkommen geheißen. Darauf freue sie sich sehr: “Die Kantorei sind und das ist immer wunderschön”, strahlt sie, den Gottesdienst gestaltet Pastorin Mewes-Goeze mit ihr und Probst Peter Barz kommt dazu, um die neue Pastorin willkommen zu heißen. “Anschließend ist Zeit für Gespräche und gemeinsames Essen.” Thomas Dietl wird tags darauf, am 3. Juni um 14 Uhr in der Alten Reithalle vom zuständigen Militärgeneraldekan in sein Amt eingeführt, das er gemeinsam mit seinem katholischen Kollegen ausübt. Aber egal, welcher und ob überhaupt einer Konfession ein/e SoldatIn angehört, Thomas Dietl hat ein offenes Ohr für sie, ohne sich aufzudrängen. Er sei eine Art “niederschwelliges Gesprächsangebot”, sagt er, “ich habe keine Meldepflicht, also bleibt alles, was gesprochen wird, bei mir.” Die Offenheit unter den SoldatInnen für dieses Angebot sei groß, freut er sich. “Es ergeben sich immer wieder Gespräche, auch über die kleinen und die größeren Alltagssorgen. Ich freu mich, dass die SoldatInnen sicher sind, dass sie bei mir sicher sind. Die SoldatInnen hier haben oftmals einen schwierigen Auftrag und das Recht auf seelsorgerische Betreuung.” Und das ganz unabhängig davon, wie fest sie im Glauben oder wie kirchennah sie sind. “ Das war der Reiz. Für wirklich jeden da zu sein.”


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