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Reporter Eutin

„Es geht darum, Schönheit in die Welt zu bringen“

Eutin (ed). Wenn sie jemand fragt, wie lange sie für dieses oder jenes Gefäß brauche, sagt Karin Bablok, dass die großen natürlich länger brauchen als die kleinen. „Aber es kommt mir nicht auf die Zeit an, die es dauert, ein Gefäß zu machen. Es geht darum, Schönheit in die Welt zu bringen.“ Und Schönheit hat Karin Bablok nun nach Eutin gebracht – die Künstlerin stellt ihre so ätherischen wie bodenständigen Werke für die neue Ausstellung im Dachgeschoss des Ostholstein-Museums zur Verfügung. Der Titel: „Kreisrund mit Kante“, denn das charakteristische Merkmal, das Karin Babloks Gefäße tragen (mal abgesehen von ihrer Einzigartigkeit) ist die Kante, die die Künstlerin in das Rund der Gefäße einarbeitet. Eröffnet wird die Ausstellung morgen um 19 Uhr und ist dann bis zum 3. November zu sehen.
„Ich versuche, im Ausstellungsjahr immer für jeden etwas dabei zu haben, die Vielfalt der Kunst darzustellen“, so Dr. Julia Hümme, die Leiterin des Ostholstein-Museums, „und ein Schwerpunkt ist immer auch die angewandte Kunst.“ Karin Babloks Arbeiten kenne und schätze sie schon seit vielen Jahren, die Künstlerin persönlich jedoch bisher nicht – „also habe ich Frau Bablok angerufen und gefragt, ob sie sich vorstellen könnte, bei uns auszustellen.“ Karin Bablok machte sich auf den Weg nach Eutin, um die Dachgeschoss-Räume anzusehen, fand hier die Keramiken von Jan Kollwitz vor und wusste: Das passt.
Karin Bablok hat den Beruf der Scheibentöpferin in ihrer Heimat, dem Allgäu gelernt – beim Besuch einer Wanderausstellung mit japanischer Keramik in München allerdings habe sie gemerkt: „Da gibt es mehr als nur Touristenkeramik“, erzählt sie schmunzelnd, „da ist der Funke übergesprungen, was Keramik wirklich sein kann, geprägt von Lebendigkeit und Feuer.“ Nach einer Lehrzeit in den USA und der Begegnung mit der japanischen Kultur hat sie freie Kunst studiert und das Brennen im Holzofen für sich entdeckt. Mittlerweile arbeitet sie nicht nur als Keramikerin sondern auch als Dozentin unter anderem an der Muthesius-Schule in Kiel. Heute lebt und arbeitet sie in Hamburg, ihre Werke wurden vielfach mit Preisen ausgezeichnet.
Das Drehen auf der Scheibe allerdings hat sie nie aufgegeben – „das ist mir in Fleisch und Blut übergegangen“, lacht sie, „und es ist richtige Arbeit, vor allem die größeren Gefäße kreisrund laufen zu lassen.“ Feinweißes, fast durchscheinendes Porzellan ist es, was Karin Bablok macht – seit mehr als 20 Jahren entstehen auf ihrer Scheibe diese transluzenten, klaren und einzigartigen Gefäße. Eigens für die Ausstellung in Eutin hat sie Gefäße angefertigt. Flache und höhere Schalen, kleine und große Vasen, mal schmal, mal ausladend, aber immer aus diesem feinen, weißen Porzellan, hauchdünn gedreht und mit der Kante versehen, das sie mit tiefschwarzer Tusche mal gestisch, mal geometrisch zeichnet. Weil sie die meisten ihrer Arbeiten im Holzofen brennt, haben sie zwei Seiten – eine kräftigere und eine zartere, die dem Feuer abgewandte und die dem Feuer zugewandte Seite. Für viele ihrer Arbeiten mit gestischer Zeichnung, die nun im Ostholstein-Museum zu sehen sind, hat sie die Inspiration in ihrem Obstgarten gefunden – wer genau hinschaut, und das sollte man bei Karin Babloks wunderbaren Werken unbedingt, sieht die Hagebutten, die Regentropfen und den Wind in den Brombeerblättern. Ihre Gefäße erzählen Geschichten, jedem seine eigene, und laden dazu ein, sich darin zu vertiefen – und immer findet sich eine Korrespondenz zwischen der Zeichnung auf der Außen- mit der auf der Innenseite. Wer ein bisschen über den Gefäßrand blickt, sieht den Ast zur Frucht oder die Blätter im Wind. „Es ist eine dreidimensionale ausgetüftelte Malerei“, sagt Karin Bablok, „die ich während des Studiums immer weiterentwickelt habe. Malerei auf zwei Ebenen, die sich zu einem Bild ergänzt.“
Seit einigen Jahren arbeitet die Künstlerin mit der Tusche nicht nur auf Porzellan sondern auch auf Papier – einige dieser Zeichnungen, nicht nur in Schwarz-Weiß sondern auch in eindrucksvollen Grün- oder Rottönen, sind ebenfalls in der Ausstellung zu sehen. Zusätzliche Schönheit bringen Karin Babloks kreisrunden Ringe aus Silber in die Ausstellung – natürlich ebenfalls mit Kante. Mal filigran, mal wuchtig, mal kantig, mal etwas lieblicher, aber immer mit Handschmeichel-Effekt und viel Liebe zur Form, zum Detail und zur Schönheit gemacht. Ob Gefäß oder Ring, Gebrauchskeramik oder Tuschezeichnung: Es ist pure Schönheit, die Karin Babloks Werke sind – im Licht schimmernd, Geschichten erzählend und Aufmerksamkeit fordernd im schönsten Sinne.
Die Ausstellung „Kreisrund mit Kante“ wird am am Donnerstag, dem 22. August um 19 Uhr im Dachgeschoss des Ostholstein-Museums eröffnet. Nach der Begrüßung durch den Kreispräsidenten Harald Werner vom Kreis Ostholstein wird Dr. Julia Hümme, Leiterin des Ostholstein-Museums, in die Ausstellung einführen. Musikalisch wird die Eröffnung von der Kreismusikschule Ostholstein begleitet.
Begleitend zur Ausstellung findet am Sonntag, den 6. Oktober 2019, um 11.30 Uhr eine Künstlerführung statt. Am Dienstag, den 29. Oktober 2019, um 19.30 Uhr erläutert Karin Bablok in ihrem Bildervortrag „Nicht nur schwarz-weiß?“ ihren künstlerischen Werdegang, die Besonderheiten ihrer Porzellanunikate und die Einflüsse auf ihr Schaffen.


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