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Plöner „Kunstau“ präsentiert sich derzeit als „Trockendock“

Derzeit präsentiert sich das von toten Muscheln bedeckte künstliche Wasserbett fast wie ein Wanderweg

Derzeit präsentiert sich das von toten Muscheln bedeckte künstliche Wasserbett fast wie ein Wanderweg

Plön (los). Freigelegte Uferzonen, sinkende Wasserpegel, Inselbildung zwischen Hankenborg und Prinzeninsel – der niederschlagsarme heiße Sommer hat viele Bereiche der Plöner Gewässer ausgetrocknet. So präsentiert sich auch der kleine Durchstich, der die Plöner „Prinzeninsel“ vom Schlosspark abtrennt, als für Kanuten unpassierbar. Den Treidelpass an der Sohlgleite von Spitzenort können Paddler nur fußläufig, das Boot hinter sich her ziehend nutzen. Noch größere Auswirkungen hatte die Trockenheit auf den benachbarten Durchfluss. Der kleine Kanal, der ab der Rohrdommelbucht die Wiesen zwischen Bahnstrecke und Schlossparkwald an der B430 durchkreuzt, führt schon lange kein Wasser mehr. Für die Quagga-Muscheln, die sich hier massenhaft angesiedelt hatten, wurde die künstliche Au im Sommer 2018 zum begehbaren Totenbett. Noch im vergangenen Winter tauchten hier Schellenten nach dem knackigen Muschelsnack.

„Bis zu einem gewissen Grad ist unsere Tier- und Pflanzenwelt auf Extreme eingerichtet“, sagt Carsten Pusch, Leiter der Landesstelle Wasser des NABU Schleswig-Holstein mit Blick auf die Auswirkung der Trockenheit. Das Wassersystem der Schwentine hatte sich diesen Sommer einer „Rekordtiefe“ genähert. Für festsitzende Tiere wie die Quagga-Muscheln bedeute das zwar ihr Ende, da sie sich nicht ins tiefere Wasser wegbewegen können. Doch für die Gesamtpopulation falle ihr Verlust kaum ins Gewicht. Größere Auswirkungen hatte die Hitzephase jedoch auf die Sauerstoffverhältnisse in den Gewässern. So blieb Fischen aufgrund abnehmenden Sauerstoffanteils gewissermaßen die Luft weg. Von dahingeschiedenen Organismen profitierten andererseits Räuber und Aasfresser. „Deswegen gibt es jetzt viele Wasserläufer“, hat Pusch vom Kanu aus beobachten können. Auch für Wasserschnecken und Egel seien die Bedingungen gut. Andere begünstigte Beteiligte des „Aufräumdienstes“ im und am Wasser seien Möwen, Krähen und sogar Adler.

Der Wasserspiegel des Plöner Sees war schon häufig, aber nicht immer nur witterungsbedingt Schwankungen unterworfen. Sein ursprüngliches Niveau lag rund 1,5 Meter niedriger als heute. Spuren slawischer Siedlungen bezeugen es. Der See war dadurch insgesamt kleiner und seine Inselwelt ausgedehnter. Doch bereits im 13. Jahrhundert war das Gewässer erstmals um rund 1,5 Meter künstlich aufgestaut worden. Eine weitere Stauung im 16. Jahrhundert hob den Pegel nochmals um 1,5 Meter. Viele Inseln samt ihrer Tier- und Pflanzenwelt tauchten unter und erst nach dem Ablassen des Wassers im 19. Jahrhundert wieder auf. Der ausgetrocknete Kunstkanal als historischer Ort wirft ein Licht auf die Nutzung der Wasserkraft als Grund für die Stauung. Mit Blick auf den damals rund eineinhalb Meter höheren Seespiegel könnte sein Wasserbett mitunter randvoll gewesen sein.

Die erste dokumentierte Plöner Mühle lang an der „Hintersten Wache“ westlich des Koppelsbergs und wird im Rahmen einer Schenkung vor rund 800 Jahren erwähnt. Autor Uwe Karstens schreibt in „Wind, Korn und Wasser. Von Müllern und Mühlenbauern im Kreis Plön“, dass Graf Albrecht von Orlamünde dem Kloster Preetz am 8. Januar 1221 dem Kloster die Zehnten seiner Einkünfte aus den Ländern Plön, Lütjenburg, Oldenburg und Krempe geschenkt habe – mit Ausnahme der Mühle in Plön, wie die zugrunde liegende Quelle besage.
Karstens beschreibt den „einstmaligen Hauptüberlauf vom Großen in den Kleinen Plöner See“ als weites Sumpfgebiet. Im Zuge der Aufstauungen sei das Gelände aufgefüllt und mit drei Durchlässen versehen worden. „An einem dieser ... Kanäle lag eine kleine „Kornmühle bey der Waßer Kunst“, die das Getreide (nur) für das Schloss mahlte.

Auch die „Neue Erdbeschreibung“ (1771, Anton Friedrich Büsching) erwähnt eine technische Anlage an dem kleinen Kanal (Seite 418): „Das Schloß, welches ehemals (bis 1761) die herzogliche Residenz gewesen ist, ... liegt auf einer ansehnlichen Höhe, .... Gegen Westen ist, ... ein Garten, ... und am Ende desselben eine Wasserkunst, welche das Wasser nach dem Schloss treibt....“ So genoss man bereits Ende des 17. Jahrhunderts bei Hofe fließendes Wasser, während früher nur die Zisterne im Schlossinnenhof genutzt worden war. Den Antrieb leistete eine Art Druckwerk in einem Pumphaus, weiß Kunsthistorikerin Dr. Silke Hunzinger vom Plöner Kreisdenkmalamt. Für die Beförderung des Wassers hinauf auf den Schlossberg sei ein unterirdisch verlegtes Röhrensystem aus Eichenstämmen gebaut worden. „Diese dichtete man mit Pech ab“, erzählt sie. Die „Wasserkunst“ betreuten damalige sogenannte „Kunstmeister“.


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