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Reporter Eutin

„Wir haben Eutin auf unsere Liste gesetzt“

Eutin (ed). Schon seit sechs Jahren steht eine neue Jugendherberge auf der Wunschliste der Stadt Eutin – jetzt geht es endlich wieder einen Schritt voran, denn der Gesamtvorstand des DJH-Landesverbandes Nordmark eV hat einen positiven Beschluss zum Standort Eutin gefasst. „Wir haben Eutin auf die Liste unserer Projekte gesetzt“, bestätigt Geschäftsführer Stefan Wehrheim, „als Neubauprojekt. Jetzt ist das Klinkenputzen dran.“
Seit 2007 hat Eutin keine Jugendherberge mehr – „damals sind uns große Übernachtungskapazitäten weggebrochen“, bedauert der Eutiner Bürgermeister Carsten Behnk, vor allem da Klassenfahrten, für die Jugendherbergen üblicherweise genutzt werden, einen Nachlaufeffekt hätten. Er wisse das aus eigener Erfahrung, dass Kinder, wenn ihnen das Ziel ihrer Klassenfahrt gefallen habe, es auch gern nochmal ihren Familien zeigen wollen, so der Bürgermeister. Umso glücklicher sei er über den positiven Beschluss des Jugendherbergswerkes.
Grundlage dieses Beschlusses ist das Ableitungspapier, das von einem Team der Firma inspektour erstellt wurde, und das eine vertiefte Wirtschaftlichkeitsprognose zum Inhalt hat. Hier sei, so Wehrheim, bildlich und gut dargestellt, inwiefern es in Eutin wieder eine Jugendherberge geben könne. Das Ergebnis fällt rundum positiv aus, macht Ralf Trimborn von inspektour deutlich. So sei allein der Alte Bauhof als Standort für eine Jugendherberge ein „Filetstück, ein 1a-Standort“, erklärt er. Mit einer Größe von 4.744 Quadratmetern und seiner Lage sei es ideal – der bereits vorliegende und rechtsgültige Bebauungsplan lässt ein Gebäude mit maximal drei Geschossen zu. Ideal sei eine Planung mit etwa 200 Betten – und überproportional vielen Zwei-Bett-Zimmern, so Trimborn, denn neben Schulklassen, Musik- und anderen Jugendgruppen, Alleinreisenden und Familien seien auch BerufsschülerInnen eine nicht zu unterschätzende Zielgruppe der Jugendherberge, zumal die Eutiner Berufliche Schule Landesberufsschule ist. Eine Gastronomie sowie Veranstaltungsräume, die auch von Vereinen, Unternehmen und anderen Institutionen gemietet werden könnten, ergänzten das Objekt, das aufgrund seiner Nähe zu den Festspielen und der kulturellen Vielfalt, die Eutin biete, sowie der herrlichen Natur, die es umgebe, wie auch der touristischen Relevanz das Profil „Musik und Natur“ erhalte. Eine Jugendherberge mit diesem Schwerpunkt grenze sich einerseits perfekt von den benachbarten in Plön, Malente und Scharbeutz ab, schließe aber auch die Lücke, die Eutin noch darstellt.
In seinem Gutachten kalkuliert das Team von inspektour mit einer Auslastung von 53 Prozent im Jahr – das aber sei eher defensiv gerechnet, sagt Ralf Trimborn, und absolut realistisch. Eine Jugendherberge dieser Art bedürfe eines Investitionsvolumens von zehn Millionen Euro – hier ist der Preis des Grundstücks nicht miteinbezogen, denn auch wenn bei der Finanzierung die Stadt Eutin nicht beteiligt sein wird, wolle man darüber sprechen, ob sie sich mit dem Grundstück in das Objekt miteinbringe, so Behnk und Wehrheim. Inspektour rechnet mit einer 65prozentigen Förderung, sodass ein Annuitätendarlehen von 3,5 Millionen Euro aufgenommen werden müsste, das allerdings eventuelle Reparaturkosten miteinbezieht. „Dann steht da nach 25 Jahren eine schwarze Null“, sagt Ralf Trimborn, „die Finanzierung wird schwierig, ist aber durchaus möglich.“ Denn der positive Beschluss des Jugendherbergswerks ist nur der erste Schritt – jetzt müssen gemeinsam die Investitionskosten eingeworben werden. „Das ist die Herausforderung“, gibt Ralf Trimborn zu, „die Jugendherberge nachher zu betreiben, das wird kein Problem sein.“ Schon jetzt gebe es viele Nachfragen nach einer solchen Unterkunft – die auf der Projektliste des Jugendherbergswerkes derzeit an vierter Stelle steht. Neubauten gebe es derzeit keine, nur Umbaumaßnahmen in Büsum und Wittdün, die bereits laufen, und in Lübeck, die noch anstehe. Gebaut werden könne, so Wehrheim, wenn die Fördermittellage das hergebe. Daher sei nun die Politik dran, erklärt Carsten Behnk. „Wir haben zwar bereits einige Großbaustellen, müssen aber nun sehen, was wir bei den Fördermittelgebern tun können.“ Gemeinsam werden Stadt und Jugendherbergswerk vor allem beim Land, aber auch beim Bund und der EU um Fördermittel werben. „Wir wissen nun, dass eine Jugendherberge in Eutin funktioniert“, sagt Carsten Behnk, „alles andere muss politisch geklärt werden.“ Man müsse weg vom Negativtrend der sinkenden Bettenzahlen, ergänzt Martin Klehs, Eutiner Tourismuschef, „wir hätten dann das Inklusionshotel in der Stadtbucht und eine Gruppenunterkunft in idealer Lage, das wäre perfekt, denn sicher ist: Eutin braucht Betten.“


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