Die KiTa Schneckenhaus - seit 40 Jahren ein guter Ort für kleine Leute
Eutin-Neudorf. “Kind: Schnecke, Schnecke komm heraus. Bleib
nicht immer nur im Haus. Zeig mir deine Hörnlein schön, die möchte ich so gerne
sehn. Schnecke: Kindlein, sieh, ich folge dir, denn du scheinst nicht böse mir.
Rührst so weich und sanft mich an, dass ich dich nicht fürchten kann. Kind:
Keinem Thierchen thu ich weh, weil ich sie so gerne seh. Schau mir frisch nur
in’s Gesicht, Schnecklein, denn ich plag dich nicht” (August Corrodi).
Der Dichter, der 1876 das Gedicht “Das Schneckenhaus” ersann, hatte
sicherlich nicht die Erzieherinnen und Kinder der Kindertagesstätte
Schneckenhaus in Eutin-Neudorf im Sinn. Als am vergangenen Sonntag in der
Friedenskirche das vierzigste Jubiläum der KiTa in einem Dankesgottesdienst
gefeiert wurde, fand Bürgervorsteher Dieter Holst jedoch ähnliche Worte. Für ihn
ist die Verbindung von “Schnecke” mit Kindergarten etwas Wunderbares. Die
Schnecke, wie ein Kind, ist empfindsam und traut sich nur vorsichtig aus ihrem
Haus heraus. Lässt man sie laufen, wird sie neugierig und entdeckt in ihrem
Tempo ihre Umgebung. Die Erzieherinnen der KiTa Schneckenhaus sehen hin, was ein
Kind benötigt, damit es sich aus seinem Schneckenhäuschen heraus trauen und
entfalten kann. Finden sich in der Natur doch unzählige verschiedene
Schneckenhäuser, die sich in Farbe, Oberfläche und Muster stark unterscheiden.
Eine Gemeinsamkeit haben sie mit wenigen Ausnahmen alle: Schneckenhäuser sind
rechtsherum gewunden. Hin und wieder gibt es eine Schnecke, mit einem linksherum
gewundenen Gehäuse - sie werden Schneckenkönig genannt und werden von Kennern
als besonders wertvoll eingestuft. So gibt es auch immer wieder Kinder, die
eigene, individuelle Unterstützungsansätze benötigen und auf ihre Art wertvoll
sind und zum Reichtum der Gemeinschaft beitragen.
“Als ich meinen vierzigsten Geburtstag feierte”, erinnerte sich Propst Dirk
Süssenbach, “war ich trocken hinter den Ohren, war meine Eierschalen losgeworden
und hatte die ersten Krisen erfolgreich durchlebt”. Die Kindertagesstätte ist
“erwachsen” geworden und kann auf ereignisreiche Zeiten zurückblicken. 1975 von
der evangelisch-lutherischen Kirche in Eutin gegründet, zeichnet sie sich durch
ihr konsequentes Wachstum aus. Heute bietet die KiTa Platz für fünfundsiebzig
Kinder! Meilensteine, erklärt Kirchenvorstands-Vorsitzende Maren Löffelmacher,
waren die Einführung des Mittagessens, wodurch die Vormittags- und
Nachmittagsgruppen sich annäherten, im September 2010 die Einweihung des
Neuanbaus für zehn Krippenkinder und die komplette energetische Sanierung des
Kindergartengebäudes. 2015 erlebte die Kindertagesstätte nicht nur einen Wechsel
in der Kindergartenleitung, auch die Trägerschaft wechselte von der
Kirchengemeinde in die des KiTa-Werks Ostholstein über. Durch die
Zusammenführung einzelner Betreuungseinrichtungen mit insgesamt 1300 Plätzen
unter dem Dach des KiTa-Werks, so Geschäftsführerin Beate Brand, wird die
Qualität der Arbeit gesichert und die Einrichtungen können flexibel und
zukunftsorientiert gestaltet werden. Wichtig ist, die Vielfalt der Konzeptionen
der ihm angehörenden Einrichtungen bleibt auf jeden Fall erhalten.
“Ich war von Anfang an dabei”, schmunzelte Michael Wäscher. Auch seine Frau
Katrin erlebte den Kindergarten aus Kinderperspektive und ihre Tochter Henna
konnte glückliche Jahre im Schneckenhaus verbringen. Ihre jüngste Tochter, Anna,
wird den Fußstapfen ihrer Eltern und Schwester demnächst folgen. Manch ein
Ehemaliger wird sich wünschen, ihren Platz einnehmen zu können - wird doch
demnächst, so wurde der jubelnden Kinderschar von der KiTa-Leiterin Kerstin
Bartsch verraten, ein großes Spielschiff im Außenbereich der Kindertagesstätte
aufgebaut. Hoffnungsvoll blickte sie bei ihrer Ankündigung alle Anwesenden an:
“Je mehr helfende Hände sich zum Aufbau finden, desto schneller wird der Traum
der Kinder Realität.” Mutter und ehemaliges Schneckenkind Manuela Erp - keine
Frage hier, in welchem Kindergarten Tochter Sunny zu finden ist - erinnert sich
mit leuchtenden Augen an die 2014 pensionierte Kindergartenleiterin Helga
Zettier. Ihre Lieblingserinnerung: Brachte ein Kind zum Morgenfrühstück eine
Banane mit, schnitzte die Leiterin ein Krokodil daraus. Auch die jetzigen
Schneckenkinder dürfen sie noch regelmäßig montags in der Vorlesestunde erleben.
Zum Jubiläum konnte Helga Zettier gesundheitsbedingt nicht anwesend sein -
unzählige Genesungswünsche wurden im liebevollen, gedanklichen Miteinbinden im
Laufe der Veranstaltung an sie gesandt. (fl)