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Reporter Eutin

Wenn die Musik zu Gast ist?...

Einblick in die Probenarbeit: Mehrere Versuche brauchte Joao Terleira, bis der Becher in der von der gewünschten Regie gewünschten Position war: „ Alle Portugiesen wissen schon ab fünf Jahren, wie sie ein Glas Rotwein/Sekt zu halten haben.“, verriet er seinen Gastleuten anschließend augenzwinkernd.

Einblick in die Probenarbeit: Mehrere Versuche brauchte Joao Terleira, bis der Becher in der von der gewünschten Regie gewünschten Position war: „ Alle Portugiesen wissen schon ab fünf Jahren, wie sie ein Glas Rotwein/Sekt zu halten haben.“, verriet er seinen Gastleuten anschließend augenzwinkernd.

Bosau (aj). „Es ist eine große Bereicherung, mit einem musikalischen Künstler über viele Musikstücke, Komponisten und musikalische Fähigkeiten zu sprechen und ihn beim Üben zu beobachten“, diese Begeisterung spricht Bände – und sie ist beste Werbung aus erster Hand für das Anliegen der Eutiner Festspiele, Gastgebende zu finden, die für die Dauer der Proben- und Aufführungen den Ensemblemitgliedern ein Zuhause auf Zeit anbieten wollen.
Das Eingangsstatement kommt von Telse und Christoph Schönle, die seit etwa fünf Jahren, immer etwa sechs bis acht Wochen, im Sommer an Mitwirkende vermieten. Der reporter wollte von den erfahrenen „Herbergseltern“ Einiges zum Thema wissen und erhielt prompt einen charmant lebendigen Erfahrungsbericht, den wir Ihnen, liebe Leserinnen und Leser nicht vorenthalten wollen, auch wenn die umfassende Betreuung, die sie ihrem Gast angedeihen ließen, so natürlich nicht von den Vermietenden erwartet wird. Die Schönles hatten im letzten Jahr den portugiesischen Tenor Joao Terleira zu Gast. Sie schrieben uns:
„Wenn man Interesse an der (klassischen) Musik hat, ist es eine unglaubliche Bereicherung, die täglichen Informationen über die Probenarbeit der Sänger zu erhalten. Das macht viel Spaß und gibt auch einen profunden Einblick in die sehr anstrengende Arbeit der Profis, die oft zehn bis zwölf Stunden täglich dauert. Als Gastgeber muss man sich je nach Art der Unterkunft möglicherweise auch ein wenig umstellen und sich unter Umständen auf die Ruhezeiten des Gastes, der oft erst gegen 22 oder 23 Uhr erschöpft nach Hause kommt und dann bis 10 Uhr schlafen möchte, etwas einstellen.“ Sänger Joao Terleira hatte das große Glück, in den Schönles Gastgeber zu haben, deren Sorge weit über das Normalmaß hinausgeht. Christoph Schönle berichtet: „Bei einer Probenzeit von 10 bis 21 Uhr ist der Künstler gut beschäftigt und hat für andere Dinge (Einkaufen und anderes) wenig Zeit. Daher erschien es uns recht nett und sinnvoll, doch einen kleinen Abendimbiss und vielleicht auch ab und zu ein Frühstück vorzubereiten. Die Dankbarkeit ist groß. Der kleine Imbiss am Abend ist oftmals ein wohltuender Abschluss und ließ uns an den neuesten Entwicklungen der Proben und der Kunst teilhaben. Da gab es immer viel zu lachen, wenn Herr Terleira von seinen eigenen Fehlern oder Missgeschicken auf der Probebühne erzählte. Auch sein Werdegang war interessant, denn er hat zunächst Biochemie, dann Musik studiert und seine Master-Arbeit über die physikalischen Grundlagen der Stimmbildung geschrieben. Außerdem hatte er eigentlich Sänger in einer Heavy Metalband werden wollen.
Nicht zuletzt schwelgte er oft in den Kochkünsten seiner portugiesischen Großmutter, die landesübliche Gerichte wie gedämpfte Schweineschnauze vollendet hergestellt habe. Oder man diskutierte über die richtige Aussprache des Librettos, amüsierte sich über die deutsche Genauigkeit und das portugiesische Laissezfair.“ Und die Gastfreundlichkeit ging noch weiter: „Joao Terleira hat einmal beim Abendessen erzählt, in Portugal gäbe es folgenden Spruch: ’Was ist der Unterschied zwischen einer Pizza und einem Musiker?’ Antwort: ‚Eine Pizza kann zwei bis drei Personen ernähren, ein Musiker nicht mal eine.’ Daher wollte Herr Terleira auch kein Mietauto mieten, um täglich von Bosau nach Eutin zu kommen. Er hat versucht, die Strecke mit dem Bus zu bewältigen. Da die Proben aber bis 21 Uhr gingen, war die Rückfahrt oft nicht möglich. Für uns bedeutete dies, dass wir Herrn Terleira annähernd täglich hin- und hergefahren haben“, so Vermieter Schönle. Das ist natürlich nicht die Regel und wird auch nicht erwartet, aber es zeigt, dass auch die Gastgebenden ihren Teil zum Gelingen der Festspiel beitragen. Auch dann, wenn sie ihre Gäste nicht bekochen oder chauffieren. Für die Schönles waren die Wochen mit „ihrem“ Künstler so schön, dass sie eigentlich geplant hatten, den Tenor auf der Rückfahrt von einer Urlaubsreise im Januar auf der Bühne in Darmstadt zu sehen. An der Theaterkasse standen sie schon, mussten dort aber erfahren, dass ihre Onlinebuchung missglückt war. Trotzdem: Die Verbindung bleibt. Fakten zur Unterkunftssuche:
Gesucht wird für den Zeitraum Ende Mai bis Mitte Juli 2019 und den Zeitraum Ende Mai bis Ende August 2019 im Umkreis von 15 Kilometer um die Opernscheune. Das Quartier soll möglichst mit dem ÖPNV erreichbar sein. Die Vermietung per Kurzzeit-Mietvertrag oder Rechnung erfolgen. Wer für diesen Zeitraum noch ein ungenutztes Zimmer oder Ferienwohnung (1-3 Personen) frei hat, der möge sich im Künstlerischen Betriebsbüro (KBB) der Festspiele bei Anna-Luise Hoffmann melden, per E-Mail unter hoffmann@eutiner-festspiele.de oder telefonisch unter 04521/80010.


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