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Kristina Kolbe

Ostern im Ausnahmezustand

Pastorin Dr. Susanne Platzhoff.

Pastorin Dr. Susanne Platzhoff.

Bild: Kristina Kolbe

Gedanken von Pastorin Dr. Susanne Platzhoff aus Burg/Fehmarn
 
„Ich hatte mich so gefreut, an Ostern meine Enkel zu sehen!“, klagt eine Großmutter.
 
Eine Tochter bedauert: „Ich hätte so gerne meine Eltern besucht!“
 
„Das Ostergeschäft mit den Touristen – darauf müssen wir in diesem Jahr verzichten.“, sagt eine Geschäftsfrau.
 
Keine Frage – Ostern wird in diesem Jahr für viele von uns ganz anders als sonst. Ohne große Besuchertafel zum Osterfrühstück, ohne Gäste auf der Insel, ohne gemeinsame Gottesdienste mit anschließendem Ostereier-Suchen auf dem Friedhof.
 
Es ist ein „Ausnahme-Ostern“. Viele unserer Erwartungen wurden einfach durchkreuzt. Pläne zunichte gemacht. Durch etwas, das man noch nicht mal sehen kann – jedenfalls nicht ohne Mikroskop.
 
Alles ist anders ist als sonst! Ich glaube: So war es auch beim allerersten Ostern. Auch damals war alles anders, als erwartet. Da gingen drei Frauen zum Grab, um einen Leichnam zu balsamieren. Die letzte Ehre wollten sie dem toten Jesus erweisen, der gestorben war, weil er den Mächtigen ein Dorn im Auge war. Die Frauen waren die einzigen unter seinen Vertrauten, die es wagten, zum Grab zu kommen. Sie wollten um ihn trauern, ihn beweinen und Gott klagen, dass ein so guter Mensch einfach sterben musste. Vielleicht haben sie auch gedacht: „Jetzt war alles umsonst. Alle guten Taten an anderen Menschen – nichts als vergebliche Liebesmüh. Die Welt dankt es den Guten nicht. Warum sich weiter um andere kümmern?“ Warum weiter beherzigen, was Jesus ihnen ans Herz gelegt hatte: Lebt vor allem in Liebe zueinander! Handelt gut – vor Gott, vor Euch selbst, vor euren Mitmenschen.
 
Und nun war alles aus. Nun war Jesus tot. Ihre Zuversicht war mitgestorben. Ihre Hoffnungen auf eine andere Welt. Ihre Lebensfreude.
 
Und dann, am Grab, sehen sie: Es ist ganz anders, als sie erwartet hatten. Im Grab ist kein toter Jesus mehr. Ihre Aufgabe – ihn zu salben – können sie nicht ausführen. Stattdessen sagt ihnen ein Bote: Jesus ist auferstanden. Der Tod hat nicht das letzte Wort. Und das bedeutet etwas – auch für Euer Leben: Trauert nicht dem Vergangenen hinterher. Haltet die Augen offen für die Gegenwart, denn Jesus wird euch auf neue Weise begegnen. Seine Liebe ist stärker als der Tod. Das werdet Ihr am eigenen Leib spüren – denn wer seiner Botschaft von der Liebe folgt, bleibt am Puls des Lebens. Der hat Gott an seiner Seite.
 
Ostern ist das Fest, an dem alles anders ist. Vor 2000 Jahren – und heute. Gerade in diesen Tagen gibt es ermutigende Zeichen, dass Liebe und Mitmenschlichkeit neu gelebt werden. Für viele Menschen ist die Krise sogar zum Ansporn geworden, neu aufeinander zuzugehen. Die Großmutter liest ihren Enkeln neuerdings übers Handy was vor. Die Tochter ruft jetzt öfter bei den Eltern an als vorher – ihre Gespräche sind intensiver geworden. Und die Touristen? Ja, die fehlen. Dafür hat mancher, der in der Branche arbeitet, endlich mehr Zeit für die Familie. Im Moment ist es „Corona“, das uns so eng zusammenbringt. Natürlich hoffen wir, dass alles so schnell wie möglich wieder normal wird – aber Liebe und Mitmenschlichkeit mögen bleiben. Denn eines ist durch die Krise besonders deutlich geworden: Sterblich und verletzlich sind wir als Menschen immer. Darum brauchen wir die Liebe, die stärker ist als der Tod. Darum feiern wir Ostern.


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