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Petra Remshardt

Ausstellungsprojekt „Ecce homo“

Vom 11. August bis 31. Oktober stehen die Skulpturen des Bildhauers Stephan Guber in der St. Jürgen Kirche Grube.

Vom 11. August bis 31. Oktober stehen die Skulpturen des Bildhauers Stephan Guber in der St. Jürgen Kirche Grube.

Grube. Die Kirche ist ein Raum für Menschen, die zur Ruhe kommen und mit einem inneren Gegenüber Zwiesprache halten wollen. In der St. Jürgen Kirche in Grube sind von Mitte August bis Ende Oktober andere, stille Gäste zu sehen, die Skulpturen aus Pappelholz des Bildhauers Stephan Guber.
2014 startete das Ausstellungsprojekt des hessischen Künstlers, das bislang unter anderem in Ahrenshoop, Berlin, Stuttgart, Geisenheim und Plön gezeigt wurde. Der Titel der Ausstellung „Ecce homo“ bezieht sich auf den bekannten Ausspruch von Pilatus „Sehet, der Mensch“ als er den gepeinigten Christus dem wütenden Volk vorführt.
Lebensgroße, zeitgenössisch wirkende menschliche Holzskulpturen reisen seit Beginn des Ausstellungsprojektes einzeln oder als Gruppe bundesweit von Ausstellungsort zu Ausstellungsort. Vor allem in Kirchen stoßen die Arbeiten erfahrungsgemäß auf große Resonanz. Die Besucher der Kirche sind aufgefordert, den fremden „Besuchern“ - so der Künstler, zu begegnen. In ihrer stillen, eindringlichen und wie selbstverständlich wirkenden präsenten Art verändern sie die Aufmerksamkeit der Kirchenbesucher und deren Wahrnehmungsgewohnheiten im bekannten Kontext eines Gotteshauses. Zunächst mag man sich irritiert fühlen von den Figuren, die dort eigentlich nicht hingehören. Menschen, die einmal neben einer dieser sitzenden Holzskulpturen auf der Kirchenbank gesessen haben, beschreiben oft ein besonders Gefühl von Ergriffenheit und erfahren, wie die Präsenz der Figuren Fragen aufwirft: was ist der Mensch, wie steht es um das Verhältnis zwischen Mensch, Kunst und Religion.
Zu Beginn der Ausstellung werden einzelne Figuren in den Kirchengemeinden in Neukirchen und Burg auf Fehmarn stehen. Von dort werden sie nach Grube „pilgern“ und stehen somit symbolisch für den Gedanken des Pilgerns und der Suche vor dem Hintergrund der Corona-Pandemie. Krankheit, Verlust, Einsamkeit, Sorgen und Nöte, Zukunft, Glaube, Hoffnung, wo stehe ich, wohin gehe ich, was fühle und vermisse ich und was macht Freude und Zuversicht. Kann Kirche, Glaube, Gott einen Halt geben?
Bereits 2018 gab es in Grube mit Probst Dirk Süssenbach Gespräche zum Thema „Kirche im Tourismus und Tourismus in der Kirche“, denn Stille, Ruhe, Entschleunigung sind nicht nur in der Kirche, sondern auch im Tourismus Trends. Kirchengemeinden, die ihre Kirchen für Kunst öffnen, ermöglichen Begegnungen. Einheimische erleben ihre Kirche in neuem Kontext, Urlaubsgäste entdecken ihre Urlaubsregion auf ungewöhnliche Art. Auf der im letzten Jahr stattfindenden Fachtagung „Kirche und Tourismus“ hat auch der Schleswiger Bischof Magaard dafür plädiert, Kirchen stärker für das touristische Marketing zu nutzen. Besonders wegweisend scheint ihm, dass das Phänomen des Kulturtourismus nicht nur in den Großstädten wahrnehmbar ist, sondern mit wachsenden Zahlen auch im ländlichen Raum - und der ist in der Nordkirche groß und weit.
Am Sonntag, dem 20. September wird Probst Dirk Süssenbach die Ausstellung in Anwesenheit des Künstlers mit allen dann anwesenden 16 Figuren um 15 Uhr mit einem Gottesdienst eröffnen. (red)


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