Seitenlogo
Marco Gruemmer

Ohne Schiri geht es nicht! Gehen auf den Fußballplätzen Respekt und Fairness verloren?

Marek Borkowski pfeift für den TSV Lensahn. Vor allem die Kommunikation mit den Spielern empfindet er als sehr interessant.

Marek Borkowski pfeift für den TSV Lensahn. Vor allem die Kommunikation mit den Spielern empfindet er als sehr interessant.

Ostholstein. Letzter Spieltag in einer der hiesigen Fußballligen. Die Heimmannschaft unterliegt ihrem Gegner mit 0:2 - Meisterschaft ade, die Krönung bleibt aus, feiern tun die anderen. Die Schuld allerdings wird jemandem in die Schuhe geschoben, der in den gesamten 90 Minuten nicht einen Fehlpass gespielt, keine Torchance versiebt und keinen Zweikampf verloren hat. Spieler und Zuschauer sind empört und ungehalten, wissen sogar wo sein Auto steht, beleidigen ihn als Blindfisch, sogar als schwarze Sau.
 
Das Schiedsrichterleben auf den Fußballplätzen in Ostholstein ist wahrlich kein einfaches. Schnell wird der Spielleiter zum Buhmann, zum Feind. Respekt, Fairness und Menschlichkeit - Fehlanzeige!
 
Doch warum nehmen es immer wieder Menschen in Kauf, sich beschimpfen, bepöbeln und in seltenen Fällen sogar körperlich attackieren zu lassen. An der finanziellen Aufwandsentschädigung kann es nicht liegen, denn die ist denkbar gering.
 
Wir fragen bei Marek Borkowski nach. Er pfeift für den TSV Lensahn und gehört zur Generation der jungen, aufstrebenden Schiedsrichter. Als Leistungsklassen-Schiedsricher wird er aktuell in der Herren Verbandsliga, Jugend und Frauen Oberliga eingesetzt. Und er hat noch ehrgeizige Ziele. „In den kommenden zwei Jahren möchte ich Schiedsrichter der Leistungsklasse 2 sein und Landesliga pfeifen können. Wenn es die Zeit unverändert erlaubt, ist die Herren Oberliga das Fernziel und die Regionalliga ein erster Traum“, erläutert Marek Borkowski, der an den Wochenenden manchmal bis zu drei Tage auf den Sportplätzen in Schleswig-Holstein unterwegs ist. Schiedsrichter ist er geworden, weil er sich jede Woche aufs Neue den Herausforderungen stellen wollte und darin den schnellsten Weg sieht, höherklassig im Einsatz zu sein.
 
Vater Jörg Borkowski ist Schiedsrichterobmann im TSV Lensahn. „Das ist keine Position zum Ausruhen. Wenn man die Aufgabe ernst nimmt, gibt es genügend Dinge, die es anzufassen gilt“, sagt er und zählt dazu die Betreuung der eigenen Schiedsrichter, die Unterstützung der Schiedsrichter, die gern in höheren Spielklassen pfeifen möchten, die Spielbeobachtungen der eigenen Schiedsrichter, die Neugewinnung von Schiedsrichtern und Schiedsrichter-Anwärtern sowie das Coaching von Schiedsrichtern, die ihre Prüfung bestanden haben.
 
Doch welche Voraussetzungen sollte ein Schiedsrichter mitbringen? Dazu Jörg Borkowski: „Ein Schiedsrichter sollte aus dem Bereich Fußball kommen und sich grundsätzlich mit dem Regelwerk auskennen. Er sollte sich den Herausforderungen eines Fußballspiels stellen, Konflikte lösen können und besonders in Stresssituationen immer die Ruhe bewahren können. Manchmal ist auch ein Gespür für die Spielsituation sehr empfehlenswert, um die richtige Entscheidung treffen zu können. Auch die körperliche Fitness ist nicht unwichtig.“
 
Zurück zu Marek Borkowski und dem Umgang mit Schiedsrichtern. „Ich wurde bisher in meiner Schiedsrichterzeit noch nicht attackiert. Versucht hat es bei mir auch noch keiner. Allerdings wurde im Dezember letzten Jahres ein Schiedsrichterkollege tätlich angegangen. Er wurde nach einer Einwurf-Entscheidung von einem Spieler gegen den Oberschenkel getreten“, berichtet der Jung-Schiedsrichter. (mg)
 
Circa 75.000 Schiedsrichter (davon rund 140 in Ostholstein) sind Woche für Woche im Einsatz, damit 1,5 Millionen Fußballspiele in ganz Deutschland Jahr für Jahr stattfinden können. Eine Leistung, die absoluten Respekt verdient.
 
Wie werde ich Schiedsrichter?
 
Mindestalter
Die Schiedsrichter-Ordnung des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) empfiehlt ein Mindestalter von 12 Jahren. In einzelnen Landesverbänden wird hiervon abgewichen.
 
Weitere Voraussetzungen
 
Die Schiedsrichter-Bewerber müssen Mitglied in einem Fußballverein sein (unter anderem damit Versicherungsschutz besteht), Interesse am Fußball haben und die Einsatzbereitschaft mitbringen, jährlich mindestens 20 Spielleitungen zu übernehmen und an Weiterbildungsveranstaltungen an acht bis zwölf Tagen pro Jahr teilzunehmen.
 
Ausbildung
 
Je nach Landesverband 20 bis 50 Unterrichtsstunden im Zeitraum von drei bis zwölf Ausbildungstagen innerhalb von einer Woche bis sechs Wochen. Dabei Einführung in die Grundzüge der Fußballregeln.
 
Prüfung
 
Schriftliche (Beantwortung von Regelfragen) und auch körperliche Prüfung (zum Beispiel 1.300-Meter-Lauf in sechs Minuten).
 
Einsätze
 
Nach Prüfung, je nach Alter im Junioren- und auch schon im Senioren-Bereich, beginnend in den Basisklassen. Hierbei erfolgt in der Anfangsphase möglichst Betreuung durch erfahrene Kollegen.
 
Erste Ansprechpartner
 Über den Verein vor Ort, bei der örtlichen Schiedsrichter-Gruppe, bei den zuständigen Gremien der Kreise und Bezirke, beim zuständigen DFB-Landesverband vor Ort.


Weitere Nachrichten aus Neustadt in Holstein

UNTERNEHMEN DER REGION

Meistgelesen