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Simon Krüger

10 bekannte Lebensmittelmythen und was von ihnen zu halten ist

Es gibt Mythen rund um Lebensmittel und das Essen, die sich auch unter den Deutschen hartnäckig halten. Einige davon vielleicht zurecht, weil sie wissenschaftlich nachweislich sind und somit echten Tatsachen entsprechen. Andere wiederum sind reine Behauptungen, die zu irgendeinem Zeitpunkt einmal aufgrund von Vermutungen, nicht evidenten Beobachtungen oder gar falschen Messungen aufgestellt wurden. Es wird Zeit, mit ihnen aufzuräumen. Denn unter Umständen lebt sogar ungesünder, wer weiter an sie glaubt.
 
1. Spätabends noch etwas zu essen, macht schneller dick
Der Mythos, dass, wer spätabends noch etwas isst, schneller zunimmt, ist nicht haltbar. Es ist vollkommen egal, ob um 16, um 18, um 20 oder gar um 22 Uhr die letzte Mahlzeit des Tages zu sich genommen wird. Viel entscheidender ist die Kalorienbilanz.
 
Das bedeutet: Wer an einem Tag mehr Kalorien zu sich nimmt, als er durch etwa körperliche Anstrengung und Energieerzeugung auch wieder verbrennt, der speichert diese Kalorien als zusätzliches Gewicht. Ein Kaloriendefizit wiederum führt in den meisten Fällen dazu, dass die Pfunde purzeln. Den genauen Kalorienbedarf zu messen, ist möglich, aber nicht ganz unkompliziert. Außerdem hängt dieser neben Bewegungsgewohnheiten von diversen Faktoren wie Alter, Geschlecht, Körperzusammensetzung, Größe und Gewicht ab und ist daher bei jedem Menschen unterschiedlich.
 
Der Mythos rührt eventuell aber auch daher, dass in den Abendstunden etwa auf der Couch gerne noch genascht wird - und das oft auch, obwohl man vom Abendessen eigentlich schon gesättigt ist. Bestehen diese Naschereien dann auch noch aus eher ungesunden Lebensmitteln, wie Schokolade und Chips, schlagen sich gesättigte Fettsäuren und ein hoher Zuckeranteil mit viel Kalorien natürlich auf das Körpergewicht nieder.
 
2. Salate sind gesund
Jeder, der viel im Internet unterwegs ist, kennt sie: Fotos lächelnder junger Menschen - meist fitter Frauen - mit einer Schüssel Salat in den Händen. Die Message: Wer viel Salate ist, lebt gesund, wird fit und schlank. Doch sind Salate wirklich per se gesund?
 
Sie sind zumindest nicht ungesund. Allerdings bestehen Salate zu 95 Prozent aus Wasser. Verglichen mit Gemüse schneidet Salat daher in Hinsicht auf die Inhaltsstoffe deutlich schlechter ab. Mit Karotten oder Tomaten beispielsweise nimmt man deutlich mehr Vitamin A und Vitamin C zu sich, als mit Salat.
 
Salat enthält allerdings mehr Folsäure als anderes Gemüse. Die sekundären Pflanzenstoffe aus Salat sollen zudem Bluthochdruck, Diabetes und diversen Krebsarten vorbeugen können. Wichtig ist in jedem Fall, Salate möglichst frisch nach der Ernte zu essen und auf saisonale Sorten zu setzen. In Deutschland heißt das: Kopfsalat von Anfang Mai bis November und in den kalten Jahreszeiten klassische Wintersorten wie Feldsalat, Chicorée oder Radicchio essen.
 
3. Drei Liter Wasser am Tag sollte jeder trinken
Die Grundregel, als Erwachsener mindestens drei Liter Wasser am Tag trinken zu müssen, taucht immer wieder auf. Zweifelsohne ist Wasser das wichtigste und gesündeste Getränk für den Menschen - besteht unser Körper doch immerhin auch zu einem Großteil aus Wasser. Doch müssen täglich tatsächlich drei Liter oder gar mehr getrunken werden?
 
Die klare Antwort lautet: Nein. Wichtig ist, als Erwachsener rund 2,5 bis 3 Liter Wasser insgesamt über die Ernährung am Tag zu sich zu nehmen. Da wir eben gelernt haben, dass Salate aber auch zu 95 Prozent aus Wasser bestehen, heißt das: Durch Lebensmittel wird ebenfalls eine Menge Wasser automatisch zugefügt - zumindest bei einer ausgewogenen Ernährung.
 
Pauschalaussagen über zusätzlichen, gezielten Wasserkonsum lassen sich schwer treffen. Mindestens 1,5 Liter in Form von Mineral- oder Leitungswasser sollten es jedoch schon sein.
 
4. Rotweine schmecken auf Zimmertemperatur am besten
Zimmertemperatur ist ein Wert, der im Grunde keiner zuverlässigen Angabe entspricht - denn in jeder Wohnung herrschen unterschiedliche Temperaturen und jeder heizt es zu kalten Jahreszeiten verschieden stark. Das Umweltbundesamt empfiehlt als optimale Raumtemperatur für den Wohnbereich nicht mehr als 20 °C. Viele Menschen haben ihre Wohn- oder/ und Esszimmer dennoch lieber noch etwas kuscheliger und heizen eher auf 22 bis 23 °C.
 
Der Mythos, das Rotwein bei Raumtemperatur am besten schmeckt, ist bei solchen Temperaturen zu entkräften. Auch 20 Grad sind für ihn noch zu viel. Die Regel stammt nämlich noch aus Zeiten, in denen der gute Tropfen vorwiegend in Burgsälen oder Klosterzellen verköstigt wurde. Diese sind natürlich schwerer zu heizen, als moderne Wohnungen. Dementsprechend herrschten dort eher maximal 15 bis 18 Grad. Und genau das ist auch die optimale Temperatur für Rotwein. Für sehr leichte, elegante Rotweine mit weniger Körper, wie etwa einen Beaujolais empfehlen sich sogar nur zwischen 12 und 14 Grad Celsius. Für einige Zeit vor dem Genuss darf also ein Rotwein auch in den Kühlschrank.
 
5. Bierkonsum nach Weinkonsum verschlimmert den Kater
Bleiben wir doch beim Alkohol und bei den "leichteren" Vertretern dieser Genussmittel, dem bereits behandelten Wein und dem Bier. Der Ratschlag "Wein auf Bier, das rat ich Dir; Bier auf Wein, das lass sein" für feuchtfröhliche Stunden kursiert nicht erst seit gestern. Doch dieser Spruch klingt lediglich nett und geht leicht von den Lippen.
 
Die Reihenfolge, in der Alkohol konsumiert wird, wirkt sich aber auf den Kater am nächsten Morgen überhaupt nicht aus. Stattdessen kommt es einfach darauf an, dann mit dem Alkohol aufzuhören, wenn man sich nicht mehr gut fühlt. Außerdem kann viel Wasser und eine Vorbereitung auf den Trinkspaß durch fettreiches Essen den Kopfschmerzen vorbeugen.
 
6. Im Spinat ist viel Eisen enthalten
Eisen verleiht Energie und findet sich im Spinat in besonders hohen Dosen. Nur ersteres stimmt, da Eisen für die Energiegewinnung genutzt wird und die Muskeln mit Sauerstoff versorgt. In 100 Gramm frischem Spinat jedoch stecken nur rund 3,4 Milligramm Eisen. Pfifferlinge haben fast doppelt so Eisen in sich.
 
Der Mythos beruht auf einer Feststellung aus dem Jahr 1890. Der Physiologe Gustav von Bunge ermittelte damals einen Eisengehalt von 35 Milligramm pro 100 Gramm Spinat. Allerdings hatte er getrockneten Spinat untersucht. In frischem Spinat sind die Inhaltsstoffe jedoch wesentlich weniger intensiv konzentriert.
 
7. Fruchtsäfte sind besser als Cola und andere Softdrinks
Viele gehen davon aus, dass Orangensaft deutlich besser ist als ein typischer, bunter Softdrink. Dabei wird vergessen, dass Fruchtsäfte auch eine Menge Fruchtzucker und damit viele Kalorien enthalten.
 
Es kommt also darauf an, wie man "besser" definiert. Gesünder als industriell hergestellte Softdrinks mit unzähligen Zusatzstoffen und Süßmitteln sind gerade frische Fruchtsäfte sicherlich meistens. Gewicht zunehmen kann man mit ihnen aber oft genauso schnell oder noch schneller als mit manchen Softdrinks. Sie sind also nicht wie Wasser zu konsumieren, sondern nur gezielt und zum bewussten Genießen.
 
8. Zuckerreduzierte und Light-Produkte enthalten weniger Kalorien
Die unter figurbewussten stets beliebten "Light-Produkte" umrankt der Mythos, dass sie weniger Kalorien enthalten als die herkömmlichen Getränke. Doch weder "light" noch "zuckerreduziert" muss heißen, dass diese Getränke nicht auch schnell dick machen können.
 
Denn "light" bedeutet einfach nur, dass etwa ein verringerter Zucker-, Fett-, Alkohol- oder Koffeinanteil im Produkt enthalten ist. Über die Kalorien sagt das aber erst einmal gar nichts aus - da muss schon genauer auf die restlichen Inhaltsstoffe geschaut werden.
 
9. Frische Lebensmittel sind besser als tiefgefrorene
Rein intuitiv würden die meisten Konsumenten sicherlich zustimmen, wenn der Mythos, dass Frisches immer besser sei, als Tiefgefrorenes mal wieder "aufgewärmt" würde. Doch das lässt sich so pauschal überhaupt nicht sagen.
 
Denn gerade frisches Gemüse beispielsweise verliert mit der Zeit durch die Lagerung, den Transport und die Temperaturen, denen es ausgesetzt ist, an Nährstoffen. Wird es allerdings direkt nach der Ernte tiefgefroren, bleiben diese Nährstoffe erhalten. Deshalb kann gerade bei Gemüse der Griff zu Tiefgefrorenem bedeuten, die gesündere Wahl zu treffen.
 
10. Cranberrysaft hilft bei der Heilung von Blasenentzündungen
Blasenentzündungen können eine extrem schmerzhafte und unangenehme Erfahrung sein. Um sie schneller zu heilen, kann einfach Cranberrysaft in größeren Mengen getrunken werden - so jedenfalls der Mythos. Doch nicht nur sollte auch dieser Saft in Maßen getrunken werden, um nicht zu viele Kalorien zu sich zu nehmen. Vielmehr ist er auch überhaupt nicht in der Lage, eine Blasenentzündung zu kurieren. Um einen schlimmeren Infekt zu vermeiden, sollte stattdessen vielmehr schnell ein Arzt konsultiert werden.
 
Was Cranberrysaft allerdings tatsächlich kann, ist, den Harnwegsinfekten vorzubeugen. Bevor eine solche Erkrankung da ist oder sich ankündigt, kann es also nicht schaden, regelmäßig ein bisschen Cranberrysaft zu konsumieren. Denn die Inhaltsstoffe der Beere lähmen die Flimmerhärchen der Bakterien. Das führt dazu, dass diese schlechter an die Blasenschleimhaut andocken können.
 


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