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Kristina Kolbe

Was Sie über Müll wissen sollten: Was gehört in welche Tonne?

Neustadt. Wenn man das Wort „Müll“ gebraucht, meint man im Allgemeinen jene Dinge, für die man keine Verwendung mehr hat, die man also entsorgt. Entweder in den Tonnen vor der Haustür, im gelben Sack oder direkt bei einer Entsorgungsfirma. Wenn man mit Jürgen Prüß vom Zweckverband Ostholstein spricht, wird jedoch schnell klar, das hinter dem gemeinhin bekannten Wort Müll in Wahrheit Wertstoffe stehen, die wiederverwertet werden. Hier gibt es verschiedene Prozesse, die je nach Art des Wertstoffes bei der Müllverarbeitung in Gang gesetzt werden. Doch landen Ihre Wertstoffe immer im richtigen Sack beziehungsweise der richtigen Tonne?
 
Richten wir den Blick zunächst einmal auf die „Blaue Tonne“, in die alle Arten von Papier wandern. Briefumschläge und -papier, Zeitungen, Verpackungen aus Papier oder Pappe, Kartons, Telefonbücher und so weiter sind hier richtig. Das Altpapier wird beim ZVO vor Ort sortiert und aufgeschlüsselt und schließlich zur Weiterverarbeitung zu Recyclingpapier und -kartons verkauft. „Recyclingpapier ist unschlagbar, was den Wasser- und Energieverbrauch angeht, den es bei der Produktion benötigt, und vor allem ist der Rohstoffverbrauch viel geringer“, heißt es auf der Internetseite des BUND und auch Jürgen Prüß empfiehlt Papiere, die zum Beispiel das Siegel „Der blaue Engel“ tragen. Papier kann übrigens bis zu sechs Mal recycelt werden. Danach ist auch hier Schluss und es müssen wieder neue Rohstoffe zugefügt werden.
 
Nicht in die blaue Tonne gehören zum Beispiel Kassenbons aus Thermopapier, da sie die Chemikalie Bisphenol A enthalten. Diese wird von der Europäischen Union als „besonders besorgniserregend“ eingestuft. Ab 2020 wird ein EU-weites Verbot für Bisphenol A-haltige Thermopapiere in Kraft treten.
 
Als Nächstes hätten wir die „Bio-Tonne“ oder auch braune Tonne. Alle Lebensmittelreste, egal, ob verarbeitet, oder unverarbeitet, finden hier Platz. Auch Gartenabfall wie Grünschnitt, Rasen oder Unkraut gehören in die braune Tonne.
 
Wer nicht für jedes Apfelkerngehäuse einzeln zur Bio-Tonne laufen möchte, kann auf Papiertüten zurückgreifen. Der Neustädter Biomüll wird übrigens komplett zu Humus und Frischkompost für den landwirtschaftlichen und den privaten Bereich verarbeitet.
 
Bio-Müllbeutel sind nicht aus Plastik, sondern werden aus Mais- oder Kartoffelstärke hergestellt und damit biologisch abbaubar. Das bedeutet, dass der Beutel im Kompost den gewöhnlichen Rottevorgang durchläuft und wie alle anderen Bestandteile des Komposthaufens zum wertvollen Humus werden. In der Praxis werden die kompostierbaren Folien (gibt es zum Beispiel auch bei Schokolade) jedoch meist trotzdem im Sortierprozess herausgefiltert, da sie nicht als kompostierbar erkannt werden. So landen sie schließlich doch im Restmüll.
 
Wo wir schon bei der nächsten Tonne wären - der „Schwarzen Tonne“. Alles, was hier landet, wandert in die Müllverbrennungsanlage und wird bei der ZVO über das Müllheizkraftwerk in thermische Energie und Strom umgewandelt. Hieraus beziehen die örtlichen Liegenschaften der Bundespolizei und Marine, das gesamte Ameos-Klinikum sowie der ZVO selbst im Winterhalbjahr die Heizenergie. Im Sommer wird Strom gewonnen. Die Messwerte der Emissionen liegen dabei laut Jürgen Prüß deutlich unter den Grenzwerten.
 
„Wer vernünftig trennt, hat kaum Futter für die schwarze Tonne“, so Prüß. Die meisten Wertstoffe finden nach ihrer Entsorgung einen zweiten Lebensweg.
 
So auch bei den Wertstoffen, die im „Gelben Sack“ landen. Hier wird es allerdings kniffelig, denn im Gegensatz zu Rest-, Bio- und Papiermüll, läuft hier die Weiterverarbeitung über privatisierte Unternehmen und nicht über den Kreis Ostholstein. Dementsprechend gehören nur Stoffe in den gelben Sack, die auch ein entsprechendes Siegel tragen. Der grüne Punkt ist zum Beispiel eines davon und das wohl bekannteste.
 
Achtung: Ist ein Produkt für die Entsorgung bestimmt und aus Plastik, verfügt jedoch nicht über ein entsprechendes Siegel, gehört es in den Restmüll. Auch, wenn es zum Beispiel aus sortenreinem PET 1 besteht und theoretisch recycelt werden könnte. Die Auflage, Produkte mit einem Siegel zu versehen, gilt nämlich ausschließlich für die Verpackungsindustrie. Spielzeug, oder andere Plastikstoffe müssen dieses Siegel laut Gesetzgeber nicht tragen. Das spart den Herstellerfirmen zwar Geld, die Last trägt dabei am Ende die Umwelt.
 
Ebenfalls Plastikmüll, aber aus der Hausmüll Recycling-Kette herausgelöst, sind PET-Flaschen. Diese werden zum Beispiel im Recyclingprozess nach China verschifft, wo aus ihnen Fleece hergestellt wird. Die daraus genähten Kleidungsstücke werden gewaschen, wo sich die winzigen Fasern lösen und als Mikroplastik ins Grundwasser gelangen. Und ist ein Fleecepullover kaputt, landet er im Restmüll. Eine Sackgasse also.
 
Ab 2020 gibt es übrigens keine gelben Säcke mehr. Jeder Haushalt wird kostenfrei mit einer „Gelben Tonne“ ausgestattet, die dann das offizielle Sammelsystem für Verpackungsabfälle sein wird. Die Umstellung von Sack- auf Behältersammlung wird voraussichtlich das erste Halbjahr 2020 in Anspruch nehmen. Wer bereits eine Komforttonne für die Gelben Säcke hat, braucht ab Januar dann nur noch die gelben Säcke weglassen, da sie automatisch als Gelbe Tonne geführt werden. (ko)


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