

Schleswig-Holstein. Sonne satt seit sechs Wochen - der Frühling war selten so schön wie in diesem Jahr. Mit der Sonnenbrille auf der Nase ein leckeres Eis essen, angrillen im Garten oder im Park und vor allem die länger werdenden Abende gemeinsam mit Freunden genießen … so könnte es sein.
Leider ist die Realität eine andere geworden. Wir tragen Mundschutz in der Öffentlichkeit statt Eis zu schlecken, das jetzt eh aus der Kühltruhe kommt und Dank social distancing stellt das Umarmen von Bäumen, so ein Bericht in den Medien, eine echte Alternative dar. Auch die Schulen sind noch geschlossen und öffnen nur sukzessive. Wie gehen die rund 365.000 Schülerinnen und Schüler in Schleswig-Holstein mit dieser Situation um, was bewegt sie in dieser Zeit?
Gleich zu Beginn des Lockdowns haben die 15 Kreisfachberater das Projekt Schüler*innen@homeart ins Leben gerufen (der reporter berichtete). Sie haben die Schüler aufgefordert, sich kreativ in Bildern, Textbeiträgen, Videos und Musik mit der Pandemie auseinanderzusetzen. Über eine online-Plattform können sie dann andere Menschen an ihren Befürchtungen, Hoffnungen und Mut machenden Werken teilhaben lassen.
Die Schüler sind dieser Aufforderung nachgekommen und haben bis jetzt in etwa 150 Beiträgen eine große Bandbreite ihres kreativen Potenzials gezeigt. Die eingereichten Bilder zeigen viele verschiedene Techniken und Inhalte: die jüngeren Künstler zeichnen mit Bunt- und Bleistiften und thematisieren vor allem Dingen das Fehlen der Spielfreunde. Bei den Jugendlichen tragen die Dargestellten häufig Mundschutz oder, noch drastischer, gar Gasmasken. Sakral anmutend werden Collagen aus Zeitungsausschnitten und dazu gemalten Elementen zu bestechenden Werken. Aber auch an Humor fehlt es nicht - Toilettenpapier spielt in einigen Werken eine tragende Rolle.
Dass Schüler mit dem Hashtag #stayathome kreativ umgehen können, zeigen die Stop-motion-Filme. Mit viel Aufwand und Liebe zum Detail wurden in den eigenen Kinderzimmern und vor allem mit Lego minutenlange Filme gedreht. Darin haben die Schüler ihre häusliche Situation dargestellt.
In Gedichten und Berichten erzählen d
ie Schüler über das Leben in der Isolation. Aber auch die positiven Seiten, die das Erliegen des Verkehrs auf Straßen, Wasser und in der Luft für den Klimaschutz bedeuten, werden fantasievoll thematisiert.
In der Musik zeigt sich die gesamte Bandbreite des Könnens der Kinder und Jugendlichen. Instrumental ist einiges vertreten - Gitarrensaiten werden gezupft, das Klavier lädt mit einfühlsamen Klängen zum Nachdenken ein, aber genauso der selbstkomponierte Rap mit Synthesizer-Musik im Hintergrund.
„Ich halte das Projekt insgesamt für eine gute Möglichkeit, mit der durchaus schwierigen, häuslichen Situation zurecht zu kommen und Kreativität als Ventil zu nutzen, um die Corona-Krise besser zu überstehen. Das Projekt hat somit nicht nur einen kreativ-künstlerischen Aspekt sondern auch einen präventiven. Ich würde mich freuen, wenn noch mehr Schüler und Schülerinnen diese Möglichkeit nutzen würden und freue mich über weitere Beiträge“, sagte Mano Salokat, Kreisfachberater für Kulturelle Bildung an Schulen in Ostholstein, im Gespräch mit dem reporter. Das Projekt biete zudem die Möglichkeit, nicht nur die Hauptfächer im Rahmen von Homeschooling umzusetzen, sondern auch die musisch-künstlerischen Fächer zu bedienen. Auch ein fächerübergreifendes Gestalten sei möglich, so Salokat weiter.
Wer als Schüler kreativ werden möchte, findet auf der Website www.schüelerinnenathomeart.kulturvermittler-sh.de viele Anregungen dafür. Dort gibt es auch alle E-Mail Adressen der Fachberater für Kulturelle Bildung aus Schleswig-Holstein, an die weitere Beiträge gesendet werden können. (red/he)