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Marco Gruemmer

„Ein Leben wie im Tiefkühlbunker“ - Extremsportler unter sich: Wolfgang Kulow mit Freund Stefan Schlett auf dem Baikalsee

Lensahn. Hausbesuch bei Wolfgang Kulow. Der Lensahner Extremsportler ist in den letzten Zügen für seine neue Expedition, die ihn zum vierten Mal nach Russland auf den Baikalsee, den tiefsten See der Erde, führt. Zusammen mit seinem Reisebegleiter Stefan Schlett, dem Pionier der deutschen Extremsport-Szene, hat er das heimische Wohnzimmer in ein Materiallager verwandelt. Überall verstreut liegen Winterjacken, Isomatten, Zelte, Navigationsgeräte, Essen und alles, was für einen solch abenteuerlichen Tripp benötigt wird. „Uns erwartet ein Wechselbad zwischen Schönheit und Leiden“, sagt Wolfgang Kulow. Das war am vergangenen Dienstag.
 
Heute sind Wolfgang Kulow und Stefan Schlett bereits in Russland, haben nach einem Flug von Hamburg über Moskau nach Irkutsk die Insel Olchon erreicht, von wo aus die Tour am Montagmorgen des 24. Februar startet.
 
Die Reise haben sich die beiden Extremsportler in zwei Abschnitte eingeteilt. Zunächst geht es einmal rund um Olchon herum. Für die knapp 200 Kilometer haben sie ein Zeitlimit von bis zu einer Woche eingeplant. „Es hängt viel mit den Bedingungen und der Beschaffenheit des Eises zusammen“, erklärt Wolfgang Kulow. Ist das erste Ziel erreicht, folgt nach einer kurzen Regenerationsphase Teil zwei. Von Olchon aus geht es in Richtung Süden des Baikalsees, wo nach rund 300 Kilometern der Zielort Listvyanka erreicht werden soll. Läuft alles nach Plan, ist die Tortur nach neun Tagen geschafft. Zwischendurch gilt es sich allerdings noch einen Traum zu erfüllen. Für eine Nacht soll das Zelt direkt über dem mit 1.642 Metern tiefsten Punkt des Sees aufgeschlagen werden.
 
Was dann kommt, ist fast Entspannung. „Wir wollen zum Abschluss am 15. März noch etwas Eistauchen und das super klare Wasser in bester Trinkwasserqualität genießen“, sagt Wolfgang Kulow, bevor es am 18. März wieder von Irkutsk über Moskau nach Hamburg geht.
 
Seit drei Monaten befinden sich Wolfgang Kulow und Stefan Schlett in intensiven Vorbereitungen auf die Reise. Neben der sportlichen Fitness mit Krafttraining und Ausdauer und der mentalen Stärke ist vor allem die logistische Seite sehr anspruchsvoll. Dazu kommen administrative Dinge wie Flug buchen, Visa und eine spezielle Krankenversicherung. „Eine gute Vorbereitung ist lebenswichtig. Mensch und Technik müssen funktionieren, um auch schwierige Situationen zu meistern“, erklärt Wolfgang Kulow. Ein wichtiger Faktor, die Strapazen zu überstehen, ist zudem die Ernährung. Hauptnahrungsmittel während der Tour sind Müsli mit Milchpulver, Energie-Riegel, Nudeln, Schinkenspeck und Brühwürfel, dazu Tee und Wasser.
 
Trotz seiner bisherigen Erfahrungen stehen immer wieder neue Herausforderungen bevor. Die größten sind dabei die Temperaturen von bis zu Minus 30 Grad und die teils völlige Einsamkeit. Skurril sei es, wenn nachts das Eis knackt. Schlafen könne man aber trotzdem. „Vor lauter Erschöpfung“, wie der 70-Jährige erklärt.
 
Kulows Reisebegleiter und Freund Stefan Schlett ist eine weltweit bekannte Größe im Extremsport. Der Unterfranke aus der Nähe von Aschaffenburg ist seit seinem 19. Lebensjahr an sportliche Torturen gewöhnt. In seiner beeindruckenden Vita finden sich nicht nur die Teilnahmen am Triple-Ultra-Triathlon 1994 in Lensahn und am 10-fachen-Ultra-Triathlon in Mexiko, sondern auch der längste Nonstop-Lauf über 2.100 Kilometer auf einem Rundkurs in einem New Yorker Park oder ein Lauf von Lissabon nach Moskau über 5.045 Kilometer in 64 Tagesetappen. Außerdem ist Stefan Schlett einer von zwei Menschen auf der Welt, der die drei Kontinente Amerika, Australien und Europa im Wettkampf zu Fuß durchquert hat. Er ist darüber hinaus der erste Deutsche, der auf allen sieben Kontinenten einen Marathon gelaufen ist. Das Projekt Baikalsee gehen Wolfgang Kulow und Stefan Schlett zum weiten Mal gemeinsam an. (mg


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