Ines Rosenow
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Schock fürs Leben – Wiederbelebung durch Laien mit Automatisierten Externen Defibrillatoren

Schleswig-Holstein/Neustadt. Etwa 130.000 Menschen sterben jährlich in Deutschland am plötzlichen Herztod. Oft als Folge eines Infarkts oder eines Elektrounfalls beginnt das Herz zu flimmern. Nur ein Elektroschock kann es wieder in den richtigen Rhythmus bringen. Mit „Automatisierten Externen Defibrillatoren“ (AED) können auch Laien diese Erste Hilfe leisten.
 
Um bis zu 10 Prozent pro Minute sinken die Überlebenschancen eines Patienten mit Kammerflimmern. Jede Sekunde zählt und oft dauert es für den Betroffenen zu lange, bis ein professionelles Rettungsteam eintrifft. Deshalb sind AED-Geräte in immer mehr Betrieben (Einzelhandel, Banken) und öffentlichen Einrichtungen zu finden. Auch in vielen Arztpraxen befinden sich AED, die Geräte sind jedoch nicht immer mobil einsetzbar. Bei Auffinden einer bewusstlosen Person ist sofort der Rettungsdienst/Notarzt (Tel. 112) zu alarmieren. Die sogenannte Laienreanimation durch nicht professionelle Helfer ist das erste Glied der Rettungskette. Die Herz-Lungen-Wiederbelebung ist Grundlage der Erste-Hilfe-Ausbildung. Zusätzlich kann der frühzeitige Einsatz eines mobilen AED Leben retten. Innerhalb von drei Minuten nach Einsetzen des Kammerflimmerns sorgt er für eine 70-prozentige Überlebenschance.
 
Eine Defibrillation besteht aus drei Schritten: Gerät einschalten und Elektroden platzieren. Der AED startet automatisch eine EKG-Analyse. Falls ein Kammerflimmern das Ergebnis ist, fordert er danach in einer gut lesbaren Textzeile oder sogar mit einer Ansage auf, per Knopfdruck einen Elektroschock abzugeben. Eine versehentliche oder falsche Schockabgabe kann es bei AED nicht geben. Erst wenn das Gerät ein Herzkammerflimmern festgestellt hat, gibt es diese Funktion frei. Danach erhält der Ersthelfer vom Gerät weitere Anweisungen, zum Beispiel die Wiederbelebungsmaßnahmen fortzusetzen.
 
Wiederbelebung durch Laien - Deutschland hat im Europavergleich Nachholbedarf: Eine aktuelle Auswertung der Daten des Deutschen Reanimationsregisters der Deutschen Gesellschaft für Anästhesiologie und Intensivmedizin (DGAI) zeigt: In Deutschland beginnen in nur 15 Prozent der Fälle Laien vor Eintreffen des Rettungsdienstes mit Wiederbelebungsmaßnahmen. In den meisten europäischen Ländern liegt diese Rate deutlich höher. In Schweden und Norwegen beginnen 60 Prozent der Bevölkerung im Notfall mit der Herz-Lungen-Wiederbelebung.
 
Beispiele aus der Region - Baltic-Apotheke Neustadt: Die Mitarbeiter der Baltic-Apotheke haben in Zusammenarbeit mit dem Arbeiter-Samariter-Bund (ASB) im April 2016 eine neunstündige Erste-Hilfe-Fortbildung absolviert. Zum 15. Apothekengeburtstag im Juni „schenkte“ Inhaber Ralf Clostermann seiner Apotheke einen tragbaren Defibrillator. Sein Kommentar: „Anschaffungs- und Wartungskosten sind in Relation zum möglichen Nutzen bescheiden. Lassen Sie uns gemeinsam in Neustadt nach weiteren AED suchen und das Ergebnis veröffentlichen, damit man im Notfall schnell auf ein Gerät zugreifen kann. Bei den meisten Arztpraxen haben wir schon nachgefragt. Unser Ziel sollte sein, alle vorhandenen Geräte im Stadtplan zu markieren und in der App „Schleswig-Holstein schockt“ mit den Öffnungszeiten der Lagerorte zu hinterlegen. Zurzeit findet man dort nur uns.“ (red)


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