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Marco Gruemmer

Corona und die Landwirtschaft - Welche Folgen hat das Einreiseverbot für Saisonarbeiter?

Wegen Corona-Pandemie warnt der Bauernverband vor Mangel bei Spargel, Erdbeeren, Obst, Gemüse, Wein - den Sonderkulturbetrieben fehlen derzeit 300.000 Erntehelfer. (Bildquelle: VSSE e.V./Christoph Göckel)

Wegen Corona-Pandemie warnt der Bauernverband vor Mangel bei Spargel, Erdbeeren, Obst, Gemüse, Wein - den Sonderkulturbetrieben fehlen derzeit 300.000 Erntehelfer. (Bildquelle: VSSE e.V./Christoph Göckel)

Ostholstein. Die Corona-Pandemie stellt auch die Landwirtschaft in Deutschland vor ungeahnte Probleme. Und damit ist möglicherweise die Versorgung mit Lebensmitteln für alle Verbraucher gefährdet.
 
Um die Ausbreitung in Deutschland zu bremsen, hat das Bundesinnenministerium ein Einreiseverbot für Saisonarbeiter angeordnet. Erntehelfern und anderen Saison-Arbeitskräften ist seit Mittwoch um 17 Uhr im Rahmen der bestehenden Grenzkontrollen die Einreise verweigert. Diese Regelung gilt für die Einreise aus Drittstaaten, aus Großbritannien, für EU-Staaten wie Bulgarien und Rumänien, die nicht alle Schengen-Regeln vollumfänglich anwenden, sowie für Staaten, zu denen Binnengrenzkontrollen vorübergehend wieder eingeführt worden sind.
 
Polen, das immerhin etwa ein Drittel der Erntehelfer in Deutschland stellt, ist von dieser Regelung bislang nicht betroffen. Deutschland führt an seiner Grenze zu Polen keine Kontrollen durch.
 
Zum vorübergehenden Einreiseverbot für Saisonarbeitskräfte aus Osteuropa sagt der Präsident des Deutschen Bauernverbandes, Joachim Rukwied: „Das Einreiseverbot für unsere Saisonarbeitskräfte trifft unsere Betriebe in der jetzigen Phase sehr hart. Insbesondere unsere Obst-, Gemüse- und Weinbaubetriebe, die auch Teil der kritischen Infrastruktur sind, brauchen dringend Arbeitskräfte. Dieser Einreisestopp muss so kurz wie möglich gehalten werden. Unsere Betriebe sind bereit, jegliche Maßnahmen zum Infektionsschutz umzusetzen und zu implementieren.
 
Außerdem muss es kurzfristig unbürokratische und praktikable Lösungen geben, um Menschen in und aus Deutschland beschäftigen zu können. Die bisherigen Lockerungen der Hinzuverdienstmöglichkeiten unter anderem für Bezieher von Kurzarbeitergeld reichen nun nicht mehr aus, um die entstandene Lücke zu schließen. Hier müssen wir ansetzen und auch die Höchstbeträge für geringfügige Beschäftigungsverhältnisse anheben, um Menschen für die Arbeit in der Landwirtschaft zu motivieren. Wir sind dankbar für die große Solidarität, die uns derzeit aus der Bevölkerung entgegengebracht wird und werden alles daransetzen, dass die Versorgung der Bevölkerung auch trotz dieser Krise gewährleistet bleibt.“
 
In der deutschen Landwirtschaft sind jährlich rund 300.000 Saisonarbeitskräfte beschäftigt, die überwiegend aus Osteuropa kommen.
 
Der reporter fragte bei hiesigen landwirtschaftlichen Betrieben nach, um sich ein Bild der aktuellen Situation zu machen. „Die jetzt ausgesprochene politische Lage ist für uns natürlich ein Desaster“, sagte Heinrich Mougin vom Hof Mougin in Lenste. Rund 350 Erntehelfer aus Rumänien und Polen würden gebraucht, um eine reibungslose Ernte zu gewährleisten. Nur rund 5 bis 10 Prozent seien momentan vor Ort. Ob deutsche Studenten, Schüler oder 450 Euro-Kräfte diese schwere und schweißtreibende Arbeit leisten können, sieht er skeptisch. „Denn unsere Saisonarbeiter aus Osteuropa sind Profis, die auch eine Sechstagewoche nicht scheuen“, sagt Heinrich Mougin. Zudem könne niemand verpflichtet werden und es gehe auch um Verlässlichkeit.
 
„Wir sind zu allen hygienischen Standards bereit und werden alles daran setzen, um die Arbeit hinzukriegen. Doch die Zeit drängt, denn die ersten Erdbeeren sind in vier Wochen reif. Wir brauchen jede Hand“, erläutert Heinrich Mougin. Würde man die Ernte nicht einfahren können, käme dies einer Katastrophe gleich.
 
Und noch ein Aspekt ist nicht zu unterschätzen. Die Erdbeere gilt als echte Vitamin-C-Bombe und wäre zur Stärkung des Immunsystems von großer Bedeutung. (mg)


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