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Marco Gruemmer

Ostküstenleitung: Planung im Dialog

Schematische Karte der Ostküstenleitung von Lübeck nach Göhl. (Skizze: TenneT)

Schematische Karte der Ostküstenleitung von Lübeck nach Göhl. (Skizze: TenneT)

Ostholstein. In der Region Ostholstein sind schon heute über 500 MW (Megavolt) Erzeugungsleistung auf Basis erneuerbarer Energien angeschlossen. Im Zuge der Energiewendepolitik der Landesregierung werden etwa weitere 1.000 MW Erzeugungsleistung, vor allem aus Windenergie, in den nächsten Jahren hinzukommen. Die bestehende Netzinfrastruktur im östlichen Schleswig-Holstein reicht allerdings für die steigende Energieeinspeisung nicht aus.
 
Die 380-kV-Ostküstenleitung ist somit eines der zentralen Stromnetzausbauvorhaben in Schleswig-Holstein. Sie soll mit einer Trassenlänge von rund 130 Kilometern im Kreis Segeberg, um Lübeck und Siems bis in den Raum Göhl in Ostholstein die wachsende Strommenge aus Wind und Sonne aufnehmen und verlustarm in die Verbraucherzentren transportieren.
 
Dialogverfahren Ostküstenleitung
 
Bereits vor dem Beginn des formalen Genehmigungsverfahrens hat das Energiewendeministerium Schleswig-Holstein zusammen mit dem Vorhabenträger TenneT von Herbst 2014 bis Sommer 2015 einen Dialogprozess zur Korridorfindung in den betroffenen Regionen durchgeführt. Im Frühjahr 2016 wurde dieser als Erdkabeldialog fortgeführt, nachdem die Ostküstenleitung Ende 2015 als Pilotstrecke für Teil-Erdverkabelung in das Bundesbedarfsplangesetz aufgenommen worden war. Gemeindevertreter, Bürger*innen, Verbands- und Vereinsvertreter konnten sich frühzeitig und wohnortnah über die Planung informieren und sich mit Vorschlägen in die Diskussion um die Korridorfindung und mögliche Erdkabelabschnitte einbringen. Die Ergebnisse wurden dokumentiert und auf mehreren Regionalkonferenzen diskutiert.
 
Mit den Hinweisen aus der Bevölkerung erarbeitete TenneT ein Korridorset für jeden Abschnitt der 380-kV-Ostküstenleitung. In der anschließenden detaillierten Betrachtung ergab sich je Abschnitt ein 500 Meter breiter Vorzugskorridor. Die konkrete Leitungsführung innerhalb dieser Korridore wird aktuell im Rahmen der Feinplanung ermittelt. Die Möglichkeit zur Erdverkabelung wird sich dabei nur in Teilabschnitten ergeben. Der Großteil der Ostküstenleitung wird weiterhin als Freileitung geplant. Im August 2020 hat TenneT einen neuen Planungsstand für die Korridorführung im Abschnitt Lübeck-Göhl veröffentlicht.
 
Planungen Raum Lübeck - Raum Göhl
 
Seit dem ersten Dialogverfahren 2014 bis 2015 zur 380-kV-Ostküstenleitung gibt es nach derzeitigem Planungsstand deutliche Anzeichen für eine Anpassung des Vorzugskorridors zwischen Ratekau und Neustadt in Holstein. Grund hierfür sind detailtiefere Ausarbeitungen in der Feinplanung und konkretisierte Bündelungsoptionen mit der ebenfalls geplanten DB Netz Schienenanbindung der Festen Fehmarnbeltquerung sowie der bereits bestehenden Autobahn A1.
 
Der aktuelle Planungsstand des „Kombikorridors“ führt westlich der geplanten Schienenanbindung und der A1 von Raum Lübeck durch die Gemeinde Ratekau. Bei Luschendorf schwenkt der Kombikorridor kurzzeitig über die Schienenanbindung und die A1. Südlich der Gemeinde Scharbeutz schwenkt der Kombikorridor zurück. Er verläuft wieder westlich der angedachten Schienenanbindung und der A1 entlang der Gemeinden Scharbeutz, Sierksdorf und Altenkrempe. Weiter in Richtung Norden ist der Kombikorridor durch die Gemeinden Lensahn, Damlos und Oldenburg nach Göhl östlich der Schienenanbindung und der A1 geplant.
 
Die Einreichung der Unterlagen zur Planfeststellung ist für diesen Abschnitt im zweiten Halbjahr 2021 geplant. Der Planfeststellungsbeschluss wird 2023 erwartet, die Inbetriebnahme erfolgt voraussichtlich 2027.
 Seit August 2020 werden eine Reihe von Informationsveranstaltungen zum aktuellen Planungsstand durchgeführt, um über den Verlauf des Kombikorridors zu informieren. TenneT steht dabei jederzeit für Anmerkungen und Detailfragen bereit und führt einen offenen Dialog mit Bürgern, Politik und Naturschutzverbänden, um eine größtmögliche Akzeptanz für das Leitungsbauprojekt zu schaffen. Alle Hinweise und Anmerkungen zur Leitungsführung werden während der Planungen sorgfältig geprüft und nach Möglichkeit berücksichtigt. (mg/red)


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