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Reporter Eutin

Kleine Hände und Füße schaffen ein Blumenmeer

Schwentinental (kud). In den Händen halten sie kleine Tütchen mit Blumensamen. Und die sind keineswegs prall gefüllt. Erstklässler der Grundschule am Schnweinental sitzen auf einer kleinen Mauer auf dem Schulhof, jeder mit besagtem Tütchen ausgestattet, und warten gespannt auf das, was da kommen soll. Christian Müller und Jana Schmidt von der Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein werden es ihnen gleich erzählen.
Aber zuvor muss Lehrerin Rena Hartig die kleine Bande noch ein wenig zur Ruhe bringen.
Marco Evers und Marco Koppenhagen, die beiden Hausmeister der Schule, können sich das alles völlig entspannt anschauen. Ihren Teil der Arbeit haben sie bereits geleistet. Sie haben oberhalb des Schulhofs auf einem eingezäunten Areal ein Blumenbeet geschaffen, mit guter Erde, die nur darauf wartet, nun auch „beackert“ zu werden. Und genau das sollen die Erstklässler tun. Sie sollen die Samen aus ihren Tütchen auf dieser Fläche ausbringen, damit hier schon bald eine prächtige Blumenwiese entsteht mit einheimischen Pflanzen.
Christian Müller reißt eines Tütchen, das den zauberhaften Namen „ Blütenmeer 2020“ trägt auf, lässt die Samen auf seine Handfläche gleiten. „Die sehen ja alle unterschiedlich aus“, stellen die Schüler auf den ersten Blick fest. „Ja“, sagt er, „in dieser Tüte befinden sich Samen von sehr vielen einheimischen Blumen, denen wir hier wieder neuen Lebensraum geben wollen. Sie werden auch von Bienen und einheimischen Insekten sehr geliebt.“ Vorsichtig sortiert er die Samen auf seiner Hand und erzählt etwas über Blumen wie „Heide-Nelke“, Berg-Sandglöckchen“, „Schwarznessel“. Die Kinder lauschen gespannt.
Im Gänsemarsch geht es nun auf die künftige Wiese, die einerseits von Zäunen, andererseits von einer Mauer geschützt ist. Der dunkle Boden, den die beiden „Marcos“ sorgsam hergerichtet haben, wartet schon. Schüchtern stehen die Kinder mit dem Rücken an der Mauer, ihre Samen mittlerweile in der Hand, und warten auf das Startzeichen, das ihnen Christian Müller nun gibt: „Geht langsam los, werft nicht alle Samen gleichzeitig weg, verteilt sie sorgsam auf eurem Streifen.“ Und so nehmen einige Kinder Samen für Samen und pacieren ihn sorgfältig auf großer Fläche, andere sind großzügiger.
Die Tüten sind leer, die Kinder verharren wieder an ihrer Mauer und trauen sich fast gar nicht, die nächste Aufgabe in Angriff zu nehmen, die Christian Müller ihnen stellt: „Jetzt geht ihr euren Streifen einmal mit festem Schritt ab. Die Samen sollen nur leicht in den Boden getreten werden.“
Auch diese Arbeit nehmen die Erstklässler unterschiedlich in Angriff. Während einige behutsam wie auf Samtpfötchen die Erde nur leicht berühren, um nur kein Samenkorn zu schädigen, gehen die anderen etwas rustikaler zu Werke. Die Samen landen gut geschützt einige Zentimeter unter der Oberfläche.
„Einige eurer Blumen werden schon in diesem Sommer blühen“, erzählt ihnen Christian Müller, selbst dreifacher Vater. „Andere werden vielleicht erst im kommenden Jahr blühen. Das hängt jetzt ganz vom Wetter ab.“ Zuviel Trockenheit schadet, erklärt er, ebenso wie zuviel Nässe. „Ihr müsst beobachten, was passiert.“
2019 ist das letzte Jahr der Aktion der Stiftung. Seit fünf Jahren wandern die Mitarbeiter durch die Schulen, um Kindern ein Gespür für das Zusammenspiel von Flora und Fauna in ihrer Heimat zu vermitteln. Projekte, die im Kleinen blühen. Christian Müller: „ Mittlerweile haben wir aber in ganz Schleswig-Holstein schon Flächen bewirtschaftet, die ganz andere Dimensionen haben. Dorfplätze, ganze Felder haben wir auf diese Art der Natur zurückgegeben.“
Die Kinder sind zufrieden mit ihrer Arbeit, ihre Lehrerin und die anderen Erwachsenen auch. Jetzt kommt aber von Christian Müller noch ein Appell an alle Schleswig-Holsteiner: „Es braucht immer erst gravierende Einschläge, um endlich vernünftige Maßnahmen zu ergreifen. Seit einem Jahr reden wir vom Bienensterben, seit einigen Wochen davon, wie viele Insektenarten vom Aussterben bedroht sind. Hier braucht es auch Signale der Politik, insbesondere der EU. Wenn es seitens der EU nicht umgehend klare Richtlinien gibt, wird das massive Insektensterben weitergehen.“


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