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Reporter Eutin

Preetzer Oldtimertreffen erwies sich als Publikumsmagnet

Reiner Wilhelm präsentiert seinen „Barockengel“, einen BMW der 60-er Jahre. Fotos: Schneider

Reiner Wilhelm präsentiert seinen „Barockengel“, einen BMW der 60-er Jahre. Fotos: Schneider

Preetz (los). Glänzendes Chrom, polierte Lacke, edles Interieur: Autos längst vergangener Jahrzehnte zu fahren ist ein Lebensgefühl der besonderen Art. Diesen Eindruck vermittelten am vergangenen Sonntag zahlreiche Teilnehmer des ersten Preetzer Oldtimertreffens in der Innenstadt als schmuckes Aushängeschild des verkaufsoffenen Sonntags. Schon bis mittags seien geschätzt „mindestens 300“ Fahrzeuge angerollt, freute sich Reiner Wilhelm, der das Treffen mit initiiert und seine Kontakte in die Szene dafür genutzt hatte. Als Mitglied des Fördervereins Gesellschaft der Freunde des Klosters Preetz hatte Wilhelm in den vergangenen Jahren bereits die vier Oldtimermärkte (zuletzt 2016) auf dem Klostergelände organisiert. Angesichts der offensichtlich attraktiven Kombination von restaurierten Autos auf der gut besuchten „Shoppingmeile“ und geöffneten Geschäften wünscht sich der neu gewählte Vorsitzende des Schusterstadtvereins Bürgermeister Björn Demmin eine Fortsetzung im kommenden Jahr.
Die so seltenen wie besonderen Autos haben ihre Bewunderer. Als Eyecatcher erwies sich ein Jaguar E, Serie I, der 1963 mit 6 Zylindern und einer 3,8 Liter Maschine gebaut wurde. Laut Fahrzeugangabe habe es die flache Flunder auf 265 PS und eine Höchstgeschwindigkeit von 240 Stundenkilometern gebracht. Wären John Steed und Emma Peel beim Garnkorb um die Ecke gekommen und eingestiegen, wäre vermutlich niemand verwundert gewesen (obwohl die Helden von „Mit Schirm, Charme und Melone“ genau genommen Bentley, Royce und Lotus Elan fuhren – stilecht wäre so ein Jaguar allemal...).
Reiner Wilhelm selbst hat seinen BMW, Baujahr 1962 präsentiert, den er 2011 erworben habe. „Es war Liebe auf den ersten Blick“, erzählt der Preetzer begeistert. Der „Typ 502“ sei wegen seiner geschwungenen Formen vor allem in Bayern noch als „Barockengel“ bekannt. Ausgestattet mit V8-Motor und 3,2 Litern Hubraum bringe es das Schmuckstück der Straßen der 60-er Jahre auf stattliche 140 PS. „Oldtimer waren schon immer mein Traum“, sagt er. Doch so ein Hobby brauche Platz und Zeit. Ein Grund dafür, dass er seinen Wunsch erst vor einigen Jahren verwirklichen konnte. Reparatur, Wartung, Pflege: Alles macht Reiner Wilhelm selbst und profitiert dabei von seiner Kfz-Mechaniker-Ausbildung, die er vor rund 40 Jahren gemacht habe. Je nach Zustand eines Autos könne sich die Restaurierung recht aufwendig gestalten. „Teile besorgen, schweißen, lackieren – da ist man manchmal vier, fünf Jahre dabei“, schätzt Wilhelm.
Eckhard Staves Auto ist zu dem Zeitpunkt, da die letzten Schweißnähte von Reiner Wilhelms „Barockengel“ abgekühlt sein dürften, bereits 32 Jahre alt. Ein Anblick, der unwillkürlich Assoziationen mit der Stummfilmzeit, Charly Chaplin und „Väter der Klamotte“ weckt. Der Ford Typ Model A „Tudor Sedan“ der Ford Motor Company in Detroit, Michigan wurde 1930 gebaut und wurde am ersten April des gleichen Jahres im dänischen Esbjerg zugelassen, erzählt Eckhard Stave, der sich seinen Oldtimertraum ebenfalls 2011 erfüllte. „Ich habe einen Winter lang nur den Lack gereinigt und poliert.“ Bereits 1884 wurde der Bornhöveder vom „Oldtimervirus“ infiziert. „Früher bin ich mit einem Arbeitskollegen bei Oldtimerrallyes mitgefahren“, berichtet Stave. Das weckte die Leidenschaft für diesen Autotyp, wie auch der Freund ihn fuhr - „Eines der ersten Autos, die vom Band gelaufen sind.“ Die Eckdaten: Vier Zylinder, 3,236 Liter Hubraum, 29 KW und 40 PS bei 2200 Umdrehungen pro Minute.
4.850.000 Stück seien in den Jahren 1928 bis 1932 insgesamt gebaut worden, weiß Eckhard Stave. „Heute sollen noch 800.000 davon laufen.“ Weshalb es sich lohne, Ersatzteile vorzuhalten. „Das ist der Vorteil dieses Oldtimers: Man kriegt alles, von der kleinsten Schraube bis zum kompletten Motor.“
Trotz des antiken Outfits entpuppt sich der Ford fortschrittlich, auch wenn das Armaturenbrett nur über eine Tankanzeige verfügt und über den Kilometerstand informiert: Eine „normale“ Schaltung, große Reifen, bequeme Sitze, Federung und Stoßdämpfer sprechen für sich. „Das Auto sollte richtig komfortabel sein“, erklärt er mit Blick auf die damals üblichen abenteuerlichen Schotterpisten und Kopfstein gepflasterte Innenstädte. Und über die gelaufenen Kilometer seines Oldtimer könne auch nur gemutmaßt werden. 23.000 steht auf der Anzeige. „Doch wie oft die umgelaufen ist, weiß ich nicht – bei 99.999 ist Schluss.“ Dann beginne der Zähler von vorne...


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