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Reporter Eutin

Hitze, kräftige Schläge, viel Geschick

Lutterbek (kud). Schon von draußen sind die kräftigen Schläge zu hören. Drinnen ist es an diesem warmen Sonnentag deutlich wärmer als draußen. In der Esse glüht es, Eisen wird an einer langen Zange rot und wandert in ein Gestell, an dem in Blitzeseile eine Schnecke entsteht.
Ein altes Handwerk, längst als Beruf ausgestorben, lebt in der „Alten Lutterbeker Schmiede“ weiter, weil sich Menschen gefunden haben, die nicht hinnehmen wollten, dass nach und nach jede Tradition in der Versenkung verschwindet. 14 Jahre gibt es den Verein „ Alte Lutterbeker Schmiede e.V.“ nun schon. 70 Mitglieder hat er inzwischen – und zwar in ganz Deutschland. Und das kam so.
„Immer wieder kommen Touristen mit ihren Fahrrädern durch den Ort. Viele sind so begeistert von dem, was wir hier tun, dass sie spontan Mitglied werden“, erzählt Heinrich Stark, der Vorsitzende des Vereins. Gemeinsam mit ihm haben einheimische Mitglieder die alte Schmiede, eines der ältesten Häuser des Ortes,sie wurde 1628 erbaut, vor 14 Jahren übernommen und restauriert. Heinrich Stark: „Wir sind sehr stolz darauf, dass es uns gelungen ist, hier eine alte Schmiede wieder so einzurichten, wie sie einst wirklich aussah“. Damals, erzählt er, hatte der Schmied eine Esse und einen Amboss. Irgend wann kam dann noch eine Bohrmaschine dazu. Auch die steht heute in dem kleinen Raum und leistet bei der Feinarbeit beste Dienste.
Den Beruf des Schmieds gibt es schon lange nicht mehr. „Längst“, so Heinrich Stark, „ ist der mit anderen metallverarbeitenden Berufen verschmolzen“. Die neuen Berufsbezeichnungen wirken fremd. Es gab aber Zeiten, da gehörte der Schmied im Dorf zu denen, die das höchste soziale Ansehen genoss. Der Schmied war Helfer in der Not in vielen Lebenslagen. Egal, ob ein Wagenrad defekt war, ein landwirtschaftliches Gerät Erneuerung brauchte, Pferde lahmten und ein neues Eisen für die Hufe her musste, im Haushalt ein Gefäß aus Metall defekt war: Der Schmied richtete es.
Die Zeiten ändern sich – beginnend mit der industriellen Revolution. Maschinen übernahmen viele Arbeiten, die einst nur der Schmied bewältigen konnte. Die kunstfertigen Handwerker widmeten sich zunehmend neuen Aufgaben, präsentierten ihre Kunstfertigkeit, indem sie Zäune und Tore für herrschaftliche Anwesen schufen, Balkone gestalteten. Heute nehmen Eigentümer dafür viel Geld in die Hand. Das aber landet bei wenigen Kunstschmieden, die sich auf derlei Pretiosen spezialisiert haben. Im kleinen Lutterbek haben es sich Metallbauer zur Aufgabe gemacht, das alte Handwerk am Leben zu erhalten.
Zwei Fahrradfahrer parken ihre Räder vor der Schmiede. Eigentlich wollen sie zum Flohmarkt. Der findet in den Sommermonaten zwar eigentlich immer zeitgleich mit den Öffnungstagen der Schmiede statt. Während der Kieler Woche sind aber nur die Schmiede bei der Arbeit. Also nehmen sich die Gäste Zeit und schauen zu, was die Metallzauberer mit Geschick, Geduld und Kraft zustande bringen. Diesmal geht es um eine Auftragsarbeit: „Kleiderhaken“.
Am Rande des Raumes stapeln sich Strohballen. Heinrich Stark: „Wir sind bei den Endarbeiten für die diesjährige Strohfigur. Das Gerüst dafür bauen wir. Aber auch der Rest wird hier gemacht.“ 2010 wurde Lutterbek mit dem imposanten und zauberhaften „Dino“ eindeutiger Sieger des Wettbewerbs. Lange stand die Figur vor der Schmiede und wurde allseits bewundert. Was sich die Lutterbeker in diesem Jahr ausgedacht haben, bleibt ein Geheimnis bis Anfang Juli, wenn die neue Figur aufgestellt wird.
„Wir Aktiven sind alle Rentner“, schmunzelt Heinrich Stark. „Alles, was wir tun, machen wir, weil es uns Spaß macht“. Und so lassen sie es auch ruhig angehen, was Aktivititäten und Öffnungszeiten angehen. Immer am vorletzten Sonntag eines Monats zwischen 12 und 15 Uhr ist die Schmiede geöffnet. Veranstaltungen, Workshops und andere Attraktionen gibt es auch aber auch außerhalb dieser Zeiten. Und da sind wirklich spannende Angebote dabei. Interessenten finden mehr dazu unter www.altelutterbekerschmiede.de


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