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„Schwebezustand” – Kunst und Kultur in der Fremde

Laboe (uwr). Seit dem 14. Oktober ist die Ausstellung „Schwebezustand“ – Kunst und Kultur in der Fremde im Laboer Freya-Frahm-Haus zu sehen. Das Gemeinschaftsprojekt von Fotograf Alexander Eilender, Regisseur Joachim Rathke, Ghazwan Assaf und der Flüchtlingshilfe Laboe, Brodersdorf, Wendtorf ist stellvertretend den Künstlerinnen und Künstlern gewidmet, die nach Deutschland geflüchtet sind und sich im Schwebezustand wie alle Geflüchteten zwischen hier und dort, gestern und morgen befinden. Sie sind fremd in der Gegenwart, in dem Land und wissen nicht, was die Zukunft bringen wird. Sie warten. Warten auf einen Bescheid, auf Nachrichten ihrer Freunde und Familien. Sie wissen nicht, was in Zukunft aus ihnen oder ihren Kindern wird. Theater, Kunst, Musik und Sport helfen die traumatischen Erinnerungen der Fluchtsituation zu verarbeiten und das Warten auszuhalten.
In der Ausstellung sind Fotos des Theaterstücks „Überlebende am Strand“ mit Textausschnitten zu sehen. Joachim Rathke hat das bitterböse, satirische Stück geschrieben, welches die doppelte Wucht erst durch das Spielen erlangt. In der Fernsehshow kämpfen acht Flüchtlinge um einen deutschen Pass. Die Theaterfotos von Alexander Eilender zeichnen die Entstehungsphase über das Probewochenende bis zur Premiere nach. Der Pressefotograf begleitete das Projekt fast ein Jahr. „Mich faszinierte das Projekt von Anfang an. Ich wollte wissen, was in einem Jahr möglich ist“, erzählt Alexander Eilender. Es entstanden 400 Fotos, rund 60 kleine Fotos und 10 Großformate können die Besucher sehen. Die Gruppe sei sehr heterogen und der Fotograf zeigt sich immer noch beeindruckt, wie die jungen Menschen zusammen und an ihren Rollen gewachsen sind und vor allen den anspruchsvollen deutschen Text gelernt haben. Und alles lief weiter – Familie, Schule, Studium, Arbeit, das Warten auf Bescheide und auf Nachrichten von zurückgebliebenen Familien und Freunden. Fünfmal führten die Laien-Schauspieler das Theaterstück auf. Die meisten haben selbst Fluchterfahrungen. Können die Geschichten aus eigenem Erleben bestätigen. „Es gibt weitere Anfragen für Aufführungen“, bestätigte Kai Rönnau von der Flüchtlingshilfe.
Ghazwan Assaf floh aus Aleppo (Syrien) über die Türkei, Griechenland, den Balkan und Wien nach Deutschland. Im Oktober 2015 kam er in Genthin an. Der 29jährige Künstler arbeitete als Dekorateur in Syrien. Durch den Krieg konnte er nicht studieren. Mit dem Zeichnen und Malen hat er erst in Deutschland begonnen. Anfänglich mit Bleistift, später auch mit Ölfarben. Er sagt selbst, dass das Malen ihn die letzten zwei Jahre gerettet habe. Es war seine Art, die schmerzlichen Erfahrungen von Krieg in der Heimat und auf seiner Flucht, zu verarbeiten. Seine ersten Zeichnungen mit Bleistift, später mit Öl wurden schon in verschiedenen Ausstellungen gezeigt. Jetzt können Besucher die Kunstwerke im ersten Stock des Freya-Frahm-Hauses sehen.
Die Ausstellung im Laboer Freya-Frahm-Haus, Strandstraße 15 ist Montag bis Freitag von 12 bis 18 Uhr und am Wochenende von 11 bis 20 Uhr geöffnet. Die Finissage ist am 28.Oktober um 18 Uhr. Der Eintritt ist frei.


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