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Auf Tour mit dem „Haushalts-Löschkübel“

Mit dem Löschkübel auf Mitgliedersuche: Die Freiwillige Feuerwehr Gothendorf sucht Verstärkung

Mit dem Löschkübel auf Mitgliedersuche: Die Freiwillige Feuerwehr Gothendorf sucht Verstärkung

Gothendorf (hr). Wenn es brennt, kommt die Feuerwehr - aber was, wenn es keine Feuerwehrleute mehr gibt? Mit diesem Problem sieht sich im Moment die Freiwillige Feuerwehr Gothendorf konfrontiert: Die minimale Sollstärke umfasst 18 aktive Mitglieder, es gibt aber bloß 14.
„Im schlimmsten Fall könnte der Wache die Lizenz entzogen werden“, fürchtet Gemeindewehrführer Rolf Müller. Eine Fusion mit einer nahegelegenen Wache wäre theoretisch auch denkbar, jedoch könne dann die Hilfsfrist nicht immer eingehalten - und was nützt eine Feuerwehr, die nicht rechtzeitig zum Brand kommen kann?
Damit die Freiwillige Feuerwehr Gothendorf weiterhin einsatzbereit ist - immerhin musste sie 2020 schon dreimal ausrücken -, sucht sie nun in „ihren“ Dörfern Gothendorf und Barkau neue Mitglieder. „Bisher haben wir auf Dorffesten und im Bekanntenkreis auf uns aufmerksam gemacht, jetzt wollen wir aktiv jeden Einzelnen ansprechen“, sagt Pressesprecher Claus-Peter Bojens. Für ihre Tour durch die Dörfer haben die Feuerwehrleute ein besonderes Accessoire dabei: den „Haushalts-Löschkübel“. Auf der Rückseite des großen roten Plastikeimers stehen Anweisungen für den Brandfall inklusive Löschanweisung: „Falls wir bald nicht mehr ausrücken können, wissen die Leute dann wenigstens, was sie machen müssen“, so Müller. 100 „Haushalts-Löschkübel“ sollen in Gothendorf und Barkau verteilt werden.
Aktiv ansprechen wollen die Gothendorfer Feuerwehrleute jede*n zwischen 18 und 50 Jahre, also in der Altersgruppe, die auch für eine Berufswehr angesprochen würden. Wer allerdings mindestens 16 oder maximal 67 Jahre alt ist, darf sich ebenfalls melden und in den aktiven Dienst aufgenommen werden. Voraussetzungen gibt es keine, wer körperlich eingeschränkt ist, könnte Einsätze aus der Zentrale heraus organisieren und sich in einer Verwaltungseinheit der Freiwilligen Feuerwehr engagieren.
Jugendliche unter 16 Jahren dürfen noch nicht in die Feuerwehr eintreten, jedoch gibt es die Möglichkeit der Jugendfeuerwehr Süsel oder Röbel beizutreten. „Das sind auch unsere Nachwuchsschmieden, von dort wächst noch manchmal jemand zu uns herein“, sagt Müller. Quereinsteiger gebe es kaum, eher käme noch mal ein neu Zugezogener hinzu, der bereits an seinem alten Wohnort in der Feuerwehr war. „Wir hoffen durch unsere Aktion auch Kontakt zu neu Zugezogenen aufbauen zu können und alle Dorfbewohner für das Thema zu sensibilisieren“, sagt Bojens.
„Leider lässt das Engagement der Menschen nach, die Prioritäten haben sich sehr zugunsten der Familie und der Arbeit verschoben“, so Müller. Früher habe noch die Feuerwehr an erster Stelle gestanden, inzwischen sei alles andere wichtiger geworden. Das Ehrenamt hat an Bedeutung verloren, das bekommen auch die Freiwilligen Feuerwehren zu spüren. Dabei sei das besonders für neu Zugezogene eine schöne Möglichkeit, Kontakte zu knüpfen, findet Bojens. „Der soziale Kontakt ist sehr wichtig, die Kameradschaft steht hier wirklich an erster Stelle.“ Dem kann auch der Gemeindewehrführer nur zustimmen: „Das Zusammengehörigkeitsgefühl geht ja weit über die Feuerwehrarbeit hinaus, wenn einer von uns mal Hilfe braucht, reichen meist ein-zwei Anrufe und das Problem ist gelöst.“ Sechs bis acht neue Mitglieder bis Jahresende hat sich die Freiwillige Feuerwehr Gothendorf als Ziel gesetzt. „Grundsätzlich gilt natürlich je mehr, desto besser, aber das wäre schonmal ein wichtiges Signal, das zeigt ‚Wir wollen das‘“, sagt Müller. Der Bürgermeister selbst steht hinter der Freiwilligen Feuerwehr Gothendorf: „Die Gemeinde ist verantwortlich und wird alles in ihrer Macht stehende tun, damit die Feuerwehren erhalten werden können“, so Adrianus Boonekamp. „Aber an dieser Stelle erwarte ich auch die Solidarität von der Dorfgemeinschaft, sich engagieren.“
Wer Interesse hat, der Freiwilligen Feuerwehr Gothendorf beizutreten, kann sich entweder telefonisch bei der Gemeinde melden, oder am 22. September um 19 Uhr zum Infoabend im Feuerwehrgerätehaus Gothendorf kommen.


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