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Reporter Eutin

Freitags tobt im Küchengarten das Leben

Eutin (ed). Gefühlt war der Winter viel zu lang – und auch, wenn es eigentlich noch wirklich frisch ist: Die GärtnerInnen zieht es in ihren garten. Da geht es den KüchengärtnerInnen, der ehrenamtlichen Truppe an Frauen und Männern, die die Parzellen des Küchengartens hegen und pflegen, nicht anders. So wie die GärtnerInnen des VEN-Gartens (VEN steht für den verein zur Erhaltung der Nutzpflanzenvielfalt), deren Parzelle in der Ecke des Küchengartens Jahr für Jahr ein Genuss für alle Sinne ist. Der Grundstein dafür wird wie in jedem Garten in diesen Wochen gelegt. Schon seit Mitte März ziehen die KüchengärtnerInnen Gemüse und Blumen zuhause vor, wenn die Temperaturen es zulassen, kommen sie in die Erde, aber auch bis dahin ist eine Menge zu tun: Unkraut muss gejätet werden, der Spargel gestochen, die Wege geharkt und die ersten Gemüsesorten kommen in die Erde. Die Puffbohnen sind natürlich schon in der Erde, sie sorgen nicht nur für die erste Bohnenernte sondern auch dafür, dass Stickstoff in die Erde gelangt und der Boden verbessert wird. „Und ein bisschen gießen müssen wir auch schon“, so Sabine Friederichsen, unter deren Ägide der VEN-Garten angelegt und gepflegt wird, „es zeichnet sich ab, dass es wieder ein trockenes Frühjahr wird.“
Schon seit Anfang März sind die KüchengärtnerInnen wieder im Garten, haben aber auch den Winter nicht untätig verbracht sondern ihn für die Gartenplanung genutzt. Die Unterlagen über den historischen Küchengarten der Herzöge werden gewälzt nach alten Gemüsesorten – so kommt eine alte Zuckererbsen-Sorte zum Einsatz, die Weggiser. „Eine Sorte, die man nicht ausreifen lässt, sondern mit der Hülse ist, sehr lecker“, erklärt Sabine Friederichsen. „Und zum allerersten Mal wollen wir Zucchini anbauen. Sie stehen zwar nicht in den Unterlagen, sind aber eine Gurkenform – und es ist durchaus denkbar, dass sie schon früher hier angebaut wurden.“ Bis sie in die Erde kommen, dauert es noch ein paar sonnige Tage, dafür aber können Kartoffeln und Schalotten schon ins Beet – dafür, dass die Erde für sie warm genug und der Garten geschützt ist, sorgt die Klimamauer. Sie macht ihrem Namen alle Ehre und schafft sonnenwarmes, angenehmes, immer irgendwie ausgeglichenes Klima für Gemüse und Mensch.
Der Küchengarten ist ein besonderer Ort – hier ist es warm, ruhig, es duftet und summt, und wer sich auf einer der Bänke niederlässt, kann ganz wunderbar seine Seele baumeln lassen. Und dafür, dass dieser Ort so friedlich, entspannt und wunderschön ist, besonders im Sommer natürlich, aber eigentlich auch immer, dafür sorgen die KüchengärtnerInnen der einzelnen Parzellen vom VEN- über den Hildegard von Bingen- und den Naschgarten bis hin zum Apothekergarten.
Demnächst blühen die Obstbäume und die ersten Frühlingsblumen sorgen für bunte Farbtupfer an der Klimamauer und in den Gärten – und im VEN-Garten dürfte es nicht mehr lang dauern, bis der Schwarze Rettich blüht. „Ihn haben wir zur Saatgutgewinnung überwintern lassen“, schmunzelt Sabine Friederichsen, „und sind jetzt gespannt, in welcher Farbe er blüht.“ Denn Saatgutgewinnung alter oder besser samenfester Sorten ist eines der Ziele des VEN – so werden gute, so manche vergessenen Sorten erhalten und gelangen wieder in die Gärten. Wer dabei helfen will, wählt statt der modernen hybriden Saaten das samenfeste Saatgut aus dem Küchengarten – Duftwicken, Ringelblumen, eine Vielfalt von Bohnen- und Erbsen-, Salat- und anderer Gemüsesorten finden sich hier.
Wer sich sein ganz persönliches Stückchen Küchengarten für den eigenen Garten wünscht, ist freitags ab 15 Uhr herzlich willkommen, dann nämlich sind die KüchengärtnerInnen bei der Arbeit und geben ihr Saatgut ebenso wie Pflanzkartoffeln, Setzlinge von Blumen, Gemüse und Kräutern gern gegen eine Spende ab. Auch über MitstreiterInnen freuen sich die KüchengärtnerInnen immer – wer mag, schaut einfach vorbei auf einen Schnack auf Abstand.


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