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Reporter Eutin

Ab September ist die Region um ein Nordlicht ärmer

Eutin (aj). Stil ist bei ihr eine Frage der Professionalität und wenn Claudia Falk eine Veranstaltung plante, stimmten Organisation, Service und Optik. Aussteller*innen konnten auf Verlässlichkeit und beste Bedingungen setzen und für die Besucher*innen ihrer Märkte, Feste und Events verschmolzen die akribische Vorarbeit und die ganz persönliche Handschrift der Veranstalterin zum inspirierenden Erlebnis. Ihr Name ist längst eine Marke, in Eutin genau wie in Neustadt und Malente. Wer mit ihr gearbeitet hat, kann sich vorstellen, wie sie bei dieser Feststellung ein bisschen verlegen staunen wird. Und auch wenn der große Auftritt nicht ihre Sache war, große Veranstaltungen lagen ihr. Sie hat die „Werkstatt der Engel“ entwickelt, den Dieksee in Flammen stehen lassen, das Eutiner Stadtfest nicht nur gerettet, sondern um das bereichert, was ihr am Herzen liegt: Unverwechselbarkeit, die Lust macht auf Begegnung. Der Schlüssel lag in ihrem handverlesenen Netzwerk an Aussteller*innen und Akteuren, an ihrem guten Draht zu den Menschen – ein Pfund, mit dem sie wuchern konnte und das sie sich hart und beharrlich erarbeitet hat. Und so beliebt, wie ihre Events waren, so groß klafft die Lücke, die die Schließung ihrer Nordlichtagentur, reißt. Denn zum 1. September schließt Claudia Falk ihre Nordlichtagentur. „Zeit für etwas Neues“ diesen Titel gibt die überzeugte Wahl-Eutinerin diesem Kapitel in ihrem Leben. Gerade hat sie ihren erfolgreichen Flohmarkt de luxe „Tüdel & Trödel“ um einen Musikabend mit Foodtrucks erweitert, nun wird sie am 12. und 13. August mit dem „Dieksee in Flammen“ Abschied nehmen. Warum jetzt? Und warum überhaupt?

 


Es ist typisch Claudia Falk, dass sie diese Fragen offen beantwortet. Corona war eine Zäsur, auch wenn die Geschäftsfrau ihre Firma mit Hilfen gut durch die Krise gesteuert hat: „Und jetzt stand ich doch vor der Frage: Wie groß muss das Rad sein, das ich drehen muss, um weiter voranzukommen?“ so beschreibt sie die Situation. Es sind fast ausschließlich High Risk-Veranstaltungen in ihrem Portfolio. Das heißt: Der Erfolg hängt wesentlich von einem Faktor ab, der sich nicht beeinflussen lässt: dem Wetter. Wer wirtschaftlich auf der sicheren Seite stehen will, muss den Taktschlag erhöhen. Dazu kommt die Personalfrage: Mit Wencke Susemihl hat Claudia Falk eine Fachfrau ausgebildet, aber ein Zweier-Team hätte die Projekte auf Dauer nicht realisieren können, die Agentur stand also am Scheideweg: „Vor Corona hätte ich gesagt: Ich baue das groß auf. Aber ich bin nachdenklich geworden“, erzählt sie. Schließlich steht ihre Entscheidung: Die Nordlichtagentur wird heruntergefahren und Claudia Falk nimmt sich Zeit, sich neu zu verorten, zu sehen, welche Türen sich öffnen. Wohin sie dieser Entschluss führen wird, weiß sie noch nicht genau zu sagen. Und es ist diese Offenheit, mit der sie sich nun leicht und erleichtert fühlt. Sie nimmt viel aus den letzten elfeinhalb Jahren. Verbindungen, Erinnerungen, Erfahrungen. Und bis ins Detail entwickelte und erprobte Konzepte für Veranstaltungen, die sich als Publikumsmagnete erwiesen haben. „Tüdel & Trödel“ ist zum Anziehungspunkt geworden: „Die Eutiner lieben die Kombination aus Schnäppchen, Musik und Foodtrucks“, sagt Claudia Falk. Es ist eine Veranstaltung, die ein anderer Profi übernehmen könnte. Einer von vielen Erfolgen. Claudia Falk kennt auch die andere Seite: Ein schmerzlicher Tiefpunkt für sie persönlich war die Absage, die die Stadtpolitik ihrem gut begründeten Konzept erteilte, das Stadtfest im Zwei-Jahres-Rhythmus stattfinden zu lassen.

 

Sie wusste mit solchen Rückschlägen umzugehen, auch wenn deren Zustandekommen sie manchmal befremdete. Bitter ist sie darüber nicht geworden, zu ihren Stärken gehört nicht nur, dass sie mit Klarheit für ihre Visionen kämpft, sondern auch, dass sie die Perspektive wechseln kann und damit fähig ist zu Versöhnung. Ohnehin erinnert sie sich lieber an die vielen Höhepunkte wie das besondere Stadtfest 2018, das unter ihrer Regie zu einem echten Highlight wurde. Ab September würde sie gern in Teilzeit arbeiten: „Ich bin offen für Angebote und gespannt, was sich ergibt“, meint sie. Sie hat viel in die Waagschale zu werfen und so ist ihre Neuorientierung auch eine Chance. Für sie und ihren künftigen Wirkungskreis. In der Veranstaltungsszene wird ihre Nordlichtagentur fehlen mit ihrer Professionalität, ihrem Knowhow und ihrer speziellen Mischung aus fröhlicher Warmherzigkeit und stiller Stärke.


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