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Reporter Eutin

Berufsorientierung aus erster Hand

Eutin (aj/jo). 555 Bewerberinnen und Bewerber und 1232 freie Ausbildungsstellen - so sieht laut aktueller Statistik (Januar 2020) das Verhältnis im Kreis Ostholstein aus: „Und die Differenz wird sich noch erhöhen“, kündigt Steffi Koppitz, die Geschäftsführerin Operativ in der Agentur für Arbeit Lübeck angesichts des demographischen Wandels an. Das Angebot für junge Menschen ist also groß, entsprechend wichtig ist es, Orientierung zu bieten, wie sie die alljährlich stattfindende Ausbildungsmesse der Beruflichen Schule des Kreises Ostholstein in Eutin offeriert. An 48 Ständen konnten sich rund 1000 Jugendliche und junge Erwachsene aus der Region in der vergangenen Woche über 130 Berufe und mehr als 40 Studiengänge informieren: „Im direkten Austausch sinkt die Hemmschwelle für eine Beratung“, hat Schulleiter Carsten Ingwertsen-Martensen beobachtet. Die Jugendlichen können auch Berufsbilder kennenlernen, die nicht zu den Top 10 zählen, und nicht selten stehen Auszubildende für Gespräche zur Verfügung. So lassen sich erste Kontakte knüpfen und manches Praktikum wird gleich vor Ort vereinbart. Für die Betriebe, die eine Antwort auf den wachsenden Fachkräftemangel geben müssen, ist die Messe ein Forum, sich zu präsentieren. Ein Möglichkeit, die gern genutzt wird. Auch von der Beruflichen Schule selbst, die mit einer Fülle von Bildungsangeboten das Spektrum bereichert. Auch die Agentur für Arbeit ist nicht nur Anlaufpunkt in Sachen klischeefreier Berufsberatung, sondern hat auch, was die Ausbildungsperspektiven anbelangt, viel zu bieten. Mit Deike Knierim und Alicia Carrau gaben zwei junge Frauen aus eigenem Erleben Auskunft über das Duale Studium. Ob Handwerk, Verwaltung, Industrie oder Gesundheit - angesichts der Fülle an Optionen auf dem Ausbildungsmarkt betonen die Akteure die Vorteile einer Jugendberufsagentur, in der alle AnsprechpartnerInnen vernetzt und in klaren Strukturen miteinander agieren: „In Lübeck machen wir damit gute Erfahrungen“, sagte Steffi Koppitz. Carsten Ingwertsen-Martensen stimmte zu: „Das wäre auch hier der richtige Weg!“ Jobcenter und Arbeitsagentur wären dafür offen, der Kreis indes gebe sich bislang zögerlich.
Auf der Messe zeigte sich auch: Manche Jugendliche haben bereits konkrete Vorstellungen davon, wohin ihr Weg nach der Schule führen soll. Ole Ventzke zum Beispiel hat ein klares Ziel vor Augen. „Ich will erstmal den Mittleren Schulabschluss machen und dann am liebsten als Mechatroniker im HansaPark eine Ausbildung anfangen“, sagte der Zehntklässler. Am Stand vom Hansa Park fühlte er sich dafür gut informiert. In eine andere Richtung will der Neuntklässler Lasse Lux gehen: „Entweder Tischler oder Soldat bei der Bundeswehr und nebenbei studieren“. Neben seinen Lieblingsberufen informierte er sich auch über andere Arbeitsfelder wie das der Wasserbauer. „Gerade hier an der Ostsee brauchen wir dringend mehr Auszubildende“ erklärte Wasserbauer Stephan Siegfried vom Landesbetrieb für Küstenschutz, Nationalpark und Meeresschutz Schleswig-Holstein. Zu ihm und seinem Kollegen Olaf Diekmann kamen viele Schüler und Schülerinnen. Die meisten kannten den Beruf noch gar nicht und wollten ersteinmal wissen, was man denn als Wasserbauer überhaupt macht. Auch nach den schulischen Voraussetzungen wurde häufig gefragt. Die beiden Dithmarschener erklärten daraufhin, dass der Wasserbauer zum Beispiel für den Küstenschutz und die Inspektion und den Bau von Dämmen, Wehren oder ähnlichem zuständig ist und dass gute Noten in Mathe und Physik hilfreich wären. Auch Jolina Sick, Nabil Rottmann, Romia Spiess und Salih Nira informierten am vergangenen Mittwoch über ihren Beruf. Die Friseure sind, genau wie die Wasserbauer, auf neue Azubis und künftige Fachkräfte angewiesen und dafür ist die Messe eine gute Werbemöglichkeit. Denn einige Schüler zeigen echtes Interesse. „Oft wollen die Schüler und Schülerinnen aber auch einfach die Haare anders gemacht bekommen oder eine Flechtfrisur“, so Jolina Sick. Und die bekommen sie dann auch. Mit Kostproben des Handwerks wurde auch am Stand der Eutiner Bäckerei Klausberger die Aufmerksamkeit auf die Ausbildungsmöglichkeiten in diesem Bereich gelenkt: Hier reichte Elen Shakhmuradyan nicht nur Brot und Gebäck. Sie konnte den vielen interessierten Jugendlichen aus erster Hand über die Ausbildung zur Bäckereifachverkäuferin berichten. Die junge Frau hat jüngst ihre Abschlussprüfung erfolgreich bestanden - wegen guter Leistungen ein halbes Jahr vor dem ursprünglich geplanten Termin. Ein tolles Beispiel für eine berufliche Zukunft, wie sie jungen Menschen offensteht.


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