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Reporter Eutin

Drei Wochen in guter Luft helfen für ein Jahr!

Der kleine Damian, genannt Djoma und zwei weitere Kinder aus Weißrussland brauchen eine Gastfamilie, damit auch sie drei gesunde Ferienwochen in Ostholstein verleben können.

Der kleine Damian, genannt Djoma und zwei weitere Kinder aus Weißrussland brauchen eine Gastfamilie, damit auch sie drei gesunde Ferienwochen in Ostholstein verleben können.

Malente (ed). Die Katastrophe von Tschernobyl ist fast 34 Jahre her – wir hier bei uns erinnern uns daran, dass wir damals nicht raus durften zum Spielen, wenn es regnete. Viel mehr an Auswirkungen hatte dieser katastrophale Atomunfall für uns nicht. Für die Menschen im Umkreis von Tschernobyl ist er bis heute Tag für Tag bittere Realität. Auch deshalb haben sich Anfang der 90er Jahre Menschen in Deutschland zusammengetan und den Verein „Kinder aus Tschernobyl eV“ gegründet und machen es seither möglich, dass Jahr für Jahr Kindergruppen aus der Gegend in Weißrussland bei uns für ein paar Wochen Ferien machen. Sie leben in Gastfamilien, essen unbelastete Lebensmittel, trinken sauberes Wasser, atmen gesunde Luft – diese drei Wochen stärken ihre Gesundheit, ihr Immunsystem und helfen dabei, dass ihr Körper mit der belastetet Umwelt ihres Zuhause besser umgehen kann. Auch hier zu uns nach Ostholstein kommen seither jedes Jahr Kinder aus der Region Gomel – Harry Lohrke aus Malente ist fast von Anfang an mit dabei, organisiert Gastfamilien für die Kinder, Ausflüge und Unternehmungen, sammelt Spenden dafür und ist Ansprechpartner für Gastfamilien ebenso wie die weißrussische Seite.
In diesem Jahr sind es neun Kinder, die vom 13. Juni bis zum 7. Juli nach Ostholstein, genauer nach Malente kommen. Hier werden sie in Gastfamilien leben, die Vormittage in der Woche im AWO Bürgerhaus zusammen mit ihrer Betreuerin Kristina spielen, Deutsch lernen, von hier aus zum Schwimmen fahren und Ausflüge machen. Nachmittags und am Wochenende sind sie in ihren Gastfamilien, wenn sie nicht gerade Tagesausflüge auf den Ponyhof, in den Hansapark oder in die Kerzenscheune machen. Solche Ausflüge können wir nur dank großherziger Spendermachen“, freut sich Harry Lohrke, „dafür bedanken wir uns herzlich, aber ebenso bei den vielen Gastfamilien, die es überhaupt möglich machen, dass die Kinder zu uns kommen können.“
Sechs der Kinder waren schon in den vergangenen Jahren hier und haben ihre festen Gastfamilien – drei Kinder sind neu dabei, für sie sucht Harry Lohrke liebevolle Gastfamilien, die Zeit und Lust haben, ein Kind im Grundschulalter für drei Wochen aufzunehmen, mit ihm etwas zu unternehmen und ihm drei schöne Wochen zu bereiten. Djoma, Kyrill und Sofia heißen die drei Lütten, die zu gern in den Bus nach Malente steigen würden. Das geht aber nur, wenn sich Gastfamilien für sie finden – alle drei sind ausgesprochen liebenswerte Kinder, gut erzogen und fröhlich. „Die Mama von Djoma war eines unserer ersten Kinder aus Tschernobyl“, lacht Harry Lohrke, „und der Kleine ist ein ganz lieber Kerl.“ Sein Freund Kyrill ist schon acht und würde zu gern auch mitkommen, ebenso die kleine Sofia. Sie ist sieben und kennt die Erzählungen ihres großen Bruders, der schon hier war – „deswegen würde sie so gern auch herkommen“, schmunzelt Harry Lohrke, „nicht zuletzt allerdings geht es um die Gesundheit der Kinder, die in diesen drei Wochen einen Riesenschub nach vorne macht.“
Denn immer sind es Kinder aus Familien, bei denen die Ferien sonst nicht üppig ausfallen, denen es kaum möglich ist, unbelastete Lebensmittel zu kaufen, die daher umso mehr von einem Aufenthalt hier bei uns profitieren. Bis heute belastet die Strahlung die Gesundheit der Menschen dort nicht unwesentlich: Ausgetreten sind damals vor allem Strontium, Uran und Iodium – bei vielen der giftigen Schwermetalle ist die Halbwertzeit vorbei, andere verbinden sich aber auch zu giftigem Americium, das die Menschen aus der Luft einatmen, mit dem Wasser trinken, mit ihren Lebensmitteln zu sich nehmen, und das von den Knochen auf lange Zeit gespeichert wird, dort zerfällt und Strahlen freisetzt. Diese Strahlen können neben genetischen Veränderungen auch Knochenkrebs bewirken. „Viele der Menschen, gerade die mit weniger Geld“, sagt Harry Lohrke, „haben ihre Datschen auf dem Land, bauen ihr eigenes Obst und Gemüse an, essen die Fische aus den Gewässern, die Pilze und Beeren aus den Wäldern und nehmen damit nach wie vor Schwermetalle auf, das ihre Gesundheit auf viele Jahre hinaus schädigt.“ Studien beweisen, dass der Aufenthalt von nur drei Wochen das Immunsystem nachhaltig stärkt und das Risiko für die Kinder, später an Krebs zu erkranken, stark sinkt. „Umso wichtiger ist es, dass die Kinder früh und gern jedes Jahr Zeit bei uns verbringen können, denn desto gestärkter und gesünder sind sie als Erwachsene“, erklärt Harry Lohrke. „Deswegen werden wir auch nicht aufgeben und immer Gastfamilien für die Kinder suchen.“
Etwas hat der engagierte Malenter noch auf dem Herzen, denn er weiß um die Qualität billiger russischer Winterstiefel und um die bittere Kälte der weißrussischen Winter – bis vor einigen Jahren hatte ein Ostholsteiner Service Club es übernommen, gute, warme Winterschuhe für die Kinder aus Tschernobyl zu kaufen. Eine Ausgabe, die den Eltern der Kinder oftmals nicht möglich ist. „Leider haben sich die Spender zurückgezogen“, bedauert Harry Lohrke, „deshalb würden wir uns sehr freuen, wenn sich neue Spender fänden, damit wir den Kindern Winterschuhe kaufen können. Aber erstmal würde uns ein großer Stein vom Herzen fallen, wenn wir Gastfamilien für Djoma, Kyrill und Sofia fänden, das wäre großartig, wenn die drei zu uns kommen könnten.“
Wer Lust und Zeit hat, eines der drei Kinder für die drei Wochen vom 13. Juni bis zum 7. Juli aufzunehmen, meldet sich sehr gern bei Harry Lohrke unter 0163 1432974.


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