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Reporter Eutin

„Eine Gnade, das erleben zu dürfen”

Süsel (hr). Eine Konfirmation in der Ernte-Dank-geschmückten Kirche - das ist wohl ebenso ungewöhnlich, wie der Anlass selbst: Neun Gnadenkonfirmandinnen und -konfirmanden feierten am vergangenen Sonntag mit einem Gottesdienst das 70-jährige Jubiläum ihrer Konfirmation: Lise-Lotte Schnoor geb Rohlf, Heinz Diekow, Dr. Jürgen Faehling, Eveline Hansen geb Lossin, Ingrid Makoben geb Lehmann, Helma Mahnke geb Spiekermann, Dr. Diether Plate, Margot Walczak geb Schmidtke, Irmgard Wendt geb Zimmermann.
Selbst für Pastor Matthias Hieber war diese die erste Gnadenkonfirmation, die er abhielt. „Wir haben alle zwei Jahre eine Goldene Konfirmation, und dieser Jahrgang hat seitdem alle Jubiläen eigeninitiativ organisiert.“ Nach der Goldenen Konfirmation folgte die Diamantene, später dann die Eiserne - alle Jubiläumsgottesdienste hielt Pastor Hieber ab. „Das ist wirklich etwas sehr besonderes.“
Konfirmiert wurden die Gnadenkonfirmand*innen 1950 von Pastor Faehling, dessen Sohn Dr. Jürgen Faehling mit zu den Konfirmanden gehört und an den sich die damaligen Konfirmand*innen gerne erinnern: „Pastor Faehling hat mich noch lange begleitet und war für mich in meiner Jugend sehr wichtig“, sagt Gnadenkonfirmandin Margot Walczak.
Eigentlich war die Gnadenkonfirmation für April vorgesehen, aber wegen der Pandemie musste auch dieser Termin verschoben werden. So fand der Gottesdienst am Erntedanktag statt, mit Maske, Abstand und Erntedank-Dekorationen - ungewöhnlich, aber schön - und das ist eine Gnadenkonfirmation schließlich auch.
Zur Segnung kamen die Gnadenkonfirmand*innen in zwei Gruppen nach vorn, damit der Abstand gewahrt werden konnte. Dort erhielten sie nicht nur den Segen, den auch jede*r Konfirmand*in heute hört, sondern auch noch ein Geschenk des Kirchengemeinderates, sowie eine Blume. „Es heißt wohl Gnadenkonfirmation, weil es eine Gnade ist, das erleben zu dürfen“ sagt Pastor Hieber. „Ich beglückwünsche Sie zu diesem außergewöhnlichen Fest.“
Auf den Zusammenhalt der Gruppe sind die Gnadenkonfirmand*innen sehr stolz. „Wir sind alle untereinander befreundet, gratulieren uns noch zu allen Geburtstagen und sind sehr dankbar, dass wir jetzt dieses Jubiläum noch zusammen feiern können“, sagt Organisatorin Lise-Lotte Schnoor. Die Bindung ist auch deshalb noch so eng, weil die Gruppe sich bereits aus der Schule kennt: „Wir waren damals in einer Zweiklassigen Volksschule, seit 1941, und sind dann auch zusammen konfirmiert worden“, erzählt Faehling. „Aber es ist wirklich besonders, dass der Kontakt so lange hält - das haben wir hauptsächlich Lise-Lotte mit zu verdanken!“
Einige wohnen noch in der Umgebung und sehen sich häufiger, aber viele sind auch weggezogen. Irmgard Wendt reiste extra aus Mühlheim an der Ruhr an, doch für viele, die im Laufe ihres Lebens weggezogen waren, war der Weg zu weit. Es konnten nicht alle Gnadenkonfirmand*innen dabei sein: Einige sind zu krank, um den Weg bis Süsel zurückzulegen, andere leben bereits nicht mehr. In Erinnerung an all diejenigen, die bei diesem Jubiläum nicht dabei sein konnten, wurden nach dem Gottesdienst vor der Kirche Tauben fliegen gelassen.


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