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Keine „nullachtfünfzehn“-Schule für Malente

Bad Malente-Gremsmühlen (hr). Dass im Rahmen des ambitionierten Zukunftsprojektes „Malente 2030“ auch ein Schulneubau entstehen soll, ist keine Neuigkeit - jetzt geht es darum, wie dieser Schulneubau aussehen soll.
„Man kommt mit der Bildung heute nicht voran, wenn man weiterhin 30 Kinder in einen Raum steckt und 45 Minuten Beschallung macht“, sagt Bürgermeisterin Tanja Rönck. Bei der Planung der neuen Schule war schnell klar: „Wir brauchen nicht nur einen Architekten, der uns das Gebäude da hinstellt, sondern wir brauchen die Pädagogik dahinter.“
Dafür holte sich Malente fachkräftige Unterstützung: Zur Erarbeitung eines pädagogischen Konzeptes konnte die Gemeinde den Hamburger Experten und Berater, Herrn Christoph von Winterfeld (neue.schule) verpflichten. „Wie wir miteinander leben wollen, entscheidet sich in Teilen schon in der Schule“, erklärt der Architekt, der der bereits eine Vielzahl von Schulprojekten betreut und begleitet hat. „Schule erfindet sich ständig neu, da ist es praktisch, wenn ein Gebäude reagieren kann.“
Dazu zählt auch, dass die Schüler:innen selbst ein Mitspracherecht bei der Gestaltung ihrer Klassenräume haben: Es wird ein Grudstock an Möbeln zur Verfügung gestellt, aus denen die Kinder und Jugendlichen eine Lernlandschaft nach ihren Bedürfnissen gestalten können. „Wichtig ist, dass sich Schülerinnen und Schüler in ihrer Schule wohlfühlen“, sagt Karsten Fritz, Schulleiter der Schule an den Auewiesen.
Diese Lernlandschaften können zum Beispiel folgendermaßen aussehen: In einem kleineren „Raum im Raum“ steht eine Tafel oder ein Smartboard einer Art Treppe mit breiten Stufen als Sitzgelegenheit gegenüber, in dem die ganze Klasse oder auch kleinere Gruppen in ein neues Thema eingeführt werden können. Außerhalb befinden sich in dem Klassenraum ein großer Gruppentisch mit Arbeitsplatz der Lehrkraft, durch dünne Wände abgetrennte reizarme Arbeitsplätze, kleine Tische mit einer Art Sitzbank zum Anlehnen für die Arbeit mit dem Tablet, sowie Garderoben und Fächer für Arbeitsmaterialien.
„Das mag erstmal ungewohnt klingen“, gibt Fritz zu. „Aber wenn man an die eigene Schulzeit zurückdenkt, bestätigt sich oft, was Studien bereits herausgefunden haben: Dinge, die man in der Schule nur mal gelesen oder gehört hat, sind schnell wieder vergessen.“ Im Gedächtnis bleiben dagegen Lerninhalte, die man selbst erarbeitet und in Handlung hat, beispielsweise für ein Referat. „Die neuen Lernlandschaften lassen mehr Platz für Eigenverantwortung und Individualität: Jedes Kind kann hier auch in seinem Tempo lernen“, so Fritz. Schule muss sich verändern, weil auch die Welt sich weiterentwickelt: „Die Kinder von heute werden später in Berufen arbeiten, die es jetzt noch gar nicht gibt.“
Die Eltern, die bei der Infoveranstaltung am 18. September anwesend waren, wünschen sich mehr Mitspracherecht: Zwar überzeugt das Konzept, doch es bleibt Skepsis in Bezug auf die Umsetzung. Malente steht finanziell nicht besonders gut da, die neuen Klassenzimmer sind teuer: 30.000 bis 50.000 Euro kostet die Einrichtung voraussichtlich. Dazu kommt der Zeitrahmen: Noch rund fünf Jahre soll es dauern, bis die neue Schule steht. Die Eltern schlagen Pilotprojekte in einzelnen Klassenräumen vor, eventuell auch mit improvisiertem Material - so hätten auch Schüler:innen von heute die Gelegenheit, in den Genuss der neuen Lernmethoden zu kommen. Rönck ist überzeugt, dass für die Gemeinde Malente auch und gerade in der aktuellen finanziellen Situation Investitionen nötig sind, um langfristig stabilere Einnahmen zu generieren. Eine so moderne Schule trägt langfristig zu mehr jungen Familien in Malente bei, die für die Gemeinde unersetzlich sind. Dabei auch auf neue Konzepte wie die Lernlandschaften zu setzen, gehört dazu: „Ein bisschen revolutionär zu sein steht uns allen ganz gut zu Gesicht“, sagt Rönck. „Ich finds richtig gut!“


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