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„Lichter gegen die Dunkelheit“

Ahrensbök (hr). Vor 76 Jahren, am 27. Januar 1945, wurde das Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau von der Sowjetischen Armee befreit, der Tag wurde 1996 zum Gedenktag erklärt. Bundesweit erstrahlen im Rahmen „Lichter gegen die Dunkelheit“ an diesem Tag vom 17 bis 19 Uhr Gedenkstätten und Gedenkorte, die Gedenkstätte Ahrensbök nahm bereits zum zweiten Mal an dem Beleuchtungsflashmob teil.
„Es ist so schade, sonst haben wir an diesem Tag immer ein volles Haus, auch viele Schulklassen kommen dann hierher“, sagt die ehemalige Vorsitzende Monika Metzner-Zinßmeister. Stattdessen veranstaltete der Offene Kanal Kiel eine Sendung, in der einige der rund 50 Gedenkstätten in Schleswig-Holstein sich und ihre Arbeit vorstellen durften.
Unter anderem sollte es um die Frage gehen, wie politisch Gedenkstätten seien: „Hochpolitisch natürlich“, antwortet Metzner-Zinßmeister sofort. „Man braucht heute nur einmal in den Bundestag schauen, wenn Leute wie Marina Weisband erzählen, mit welchen Anfeindungen jüdische Menschen in Deutschland wieder und immer noch konfrontiert werden.“ Es gebe heutzutage wieder viel Antisemitismus, dieses Thema dürfe auf keinen Fall vernachlässigt werden. „Auch darum geht es bei uns in der Gedenkstätte: Sensibel machen für das, was heute passiert“, sagt Vorsitzende Ingaburgh Klatt. Man müsse die Vergangenheit und die Gegenwart betrachten, daraus lernen. „Als unsere Sonntagsgespräche noch möglich waren, haben wir auch aktuelle Themen behandelt und zum Beispiel über die Fluchtthematik gesprochen.“
Während die Gedenkstätte Ahrensbök von außen in Erinnerung an die Opfer des Nationalsozialismus erleuchtet ist, laufen innen die Vorbereitungen für den ersten Live-Stream, an dem die Gedenkstätte teilnimmt: Ingaburgh Klatt ist die erste Leiterin einer Gedenkstätte, die in der Veranstaltung des Offenen Kanals Kiel ihre Arbeit vorstellen darf.
Die Gedenkstätte Ahrensbök wird in diesem Jahr 20 Jahre alt, 2001 wurde aus dem Gebäude, das einmal als frühes Konzentrationslager gedient hatte und davor eine Zuckerfabrik war, eine Gedenkstätte. „Viele Bürgerinnen und Bürger wissen von diesen frühen Konzentrationslagern, die es überall im Land gab, gar nichts“, so Klatt. „Das gehörte alles zu der großen Probebühne des Nationalsozialismus, auch hier in Ahrensbök.“
Vorher spricht Wolfgang Röttgers vom Kulturforum Schleswig-Holstein e.V. als Moderator der Sendung mit Landtagspräsident Klaus Schlie, der auf die Wichtigkeit solcher Gedenktage hinweist: „Ich bin zutiefst davon überzeugt, dass es notwendig ist, immer wieder auch solche historischen Ereignisse als reale Tatsachen der Vergangenheit in das Bewusstsein der Menschen zurückzuholen.“ Er bedankt sich ausdrücklich bei den Gedenkstätten für deren wichtige Arbeit, da das Erleben an solchen realen Orten immer noch etwas anderes sei, als es nur theoretisch über Bücher und Filme zugänglich gemacht zu bekommen.
Eigentlich hätte der Fokus der verschiedenen Veranstaltungen an dem Gedenktag in diesem Jahr in Schleswig-Holstein auf dem Untergang der Cap Arcona liegen sollen, zudem werden 1700 Jahr jüdisches Leben in Deutschland gefeiert. „Wir erleben es auch in unserer Gesellschaft, dass Antisemitismus, Hass, Ausländerfeindlichkeit, Rassismus, dass all das vorhanden ist“, sagt Schlie. „Da ist noch viel Arbeit zu leisten, weil Jüdisches Leben ungeheuer wichtig ist, auch als kultureller, als gesamtgesellschaftlicher Komplex für die Entwicklung unseres Bundeslandes, unseres Staates, unserer Nation.“


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