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Reporter Eutin

Picasso im Ostholstein-Museum

Eutin (aj). Die Kunst als Spiel, als Provokation, als Kampfansage an das Gewohnte. Das ist die eine Seite. Die andere ist Wissen um die Geschichte, Respekt vor Tradition und Freude am Gestalten. Es lohnt, den Blick auch auf das richten, was zunächst nicht offensichtlich ist. Und deshalb hat Dr. Julia Hümme die Vitrinen für die aktuelle Ausstellung im Dachgeschoss so gestellt, dass die Objekte im 360 Grad-Winkel betrachtet werden können. Und was für Objekte das sind: „Picasso Keramik“ ist der Titel der Schau, die von heute an bis zum 13. November im Ostholstein-Museum zu sehen ist. 65 Ausstellungsstücke des Künstlers Pablo Picasso (1881 - 1973) sind da zu betrachten. Sie stammen aus einer privaten Sammlung und sie vermitteln einen Eindruck von der Bandbreite, in der sich der Spanier der Arbeit in der Keramikwerkstatt widmete. „Auch wenn Picassos Keramikarbeiten weniger bekannt sind, ist dieser Bereich seiner Kunst weit mehr als ein Nebenzweig“, erklärt Dr. Julia Hümme. Insgesamt 4000 Keramiken hat der Spanier in seinen letzten drei Lebensjahrzehnten entworfen. Die Museumsleiterin hat Werke aus den Jahren von 1947 bis bis in die frühen 1970er chronologisch arrangiert. Die frühen Stücke sind eine Reminiszenz an die Antike, spielen in Farbgebung und mit Motiven wie dem Stier auf historische Amphoren und Vasen an. In der Werkstatt von Madoura im französischen Vallauris experimentierte er mit den Möglichkeiten der Kunstform, eignete sich Material und Technik an und schuf eine geerdete Kunst, die überall zu Hause sein will und sich nicht ein elitäres Korsett zwängen lässt. Obwohl Keramik-Stücke von Picasso ihren (hohen) Preis haben, sind sie in ihrem Ursprung auch als ein Bekenntnis zu einer egalitären Kunst zu sehen: Picasso fertigt nicht nur Unikate, sondern stellt in limitierten Serien her, was viele inspirieren soll. Figuren, Schalen und Teller entstehen in einem kollektiven Prozess. Picasso kreiert den Prototypen und die Mitarbeiter der Keramik-Werkstatt modellieren die Objekte nach seiner Vorgabe. Kunst als gemeinsames Erlebnis, dafür ist die Keramik, der ja immer auch die Option des Gebrauchens innewohnt, prädestiniert. Unverkennbar Picasso bleiben die Gefässe, die auch Skulpturen sind, dennoch. Und jeder Teller, auf dem die typischen bis fast in die Auflösung reduzierten Gesichtszüge leuchten, ist auch ein Gemälde. So wie die Gefäße, deren Vorderansicht nicht immer erwarten lässt, was sich im Rundumblick offenbart. Eulen und Ziegen, Tauben, Fische und Menschen - die verwendeten Motive verweisen auf Picassos Malerei und entfalten in der Dreidimensionalität der Keramik-Technik eine neue Wirkung. Auch die Friedenstaube ist dabei: „Man kommt herein und es ist Picasso“, so beschreibt Dr. Julia Hümme den Effekt dieser Schau. Auf vier großen Fotografiedrucken sieht man den Meister bei der Arbeit. Und auch wenn der Name schwer wiegt, sind es die Leichtigkeit und die Nahbarkeit, die diese Ausstellung zu einem Muss machen für alle, die Formen und Farben lieben - in jedem Alter übrigens. Geöffnet ist das Museum bis zum 31. Oktober dienstags bis sonntags von 11 bis 17 Uhr und ab dem 1. November dienstags bis freitags von 14 bis 17 Uhr sowie am Wochenende und feiertags von 11 bis 17 Uhr. Alle Informationen finden Interessierte auf www.oh-museum.de


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