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Reporter Eutin

Was ist wichtig im Ernstfall?

Süsel (aj). Ganz ehrlich: Wer denkt schon gern daran, dass ein Notfall uns von jetzt auf gleich aus der täglichen Unbeschwertheit herauskatapultieren könnte? Dass es aber wichtig ist, nicht blind für mögliche Notlagen zu sein, war eine wesentliche Erkenntnis aus einem Ausbildungsabend des DRK Ostholstein zum Thema „Selbstschutz“. Das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) hat die Hilfsorganisationen damit beauftragt, die Bevölkerung in entsprechenden Veranstaltungen über Vorbeugung und grundlegende Verhaltensweisen zu informieren. Der Bundesverband des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) erarbeitete daraufhin ein Konzept, das in den Landesverbänden an regionale Besonderheiten angepasst und den Ausbilder*innen vermittelt wurde. Stefan Post ist hauptamtlicher Ausbilder beim DRK Ostholstein und führt nach einer dreitägigen Qualifizierung nun durch Erste Hilfe-Kurse mit dem Schwerpunkt „Selbstschutz“. Das Angebot ist neu und so war es für den Süseler ein Heimvorteil, dass er den ersten einer Reihe von Schulungsabenden für die Mitglieder “seines” DRK Ortsvereins Süsel durchführen konnte. Die Frauen und Männer waren an diesem Abend nicht als Helferinnen und Helfer gekommen, sondern machten sich „ganz privat“ Gedanken darüber, was im Notfall zu tun ist und wie man sich vorbereiten kann. Vorbereiten worauf? Das war die Eingangsfrage des Abends: „Welche Szenarien gibt es“, wollte Stefan Post wissen und mit Antworten wie Sturm, Hackerangriffen, Stromausfall, Feuer und Kriegsgeschehen war der Boden für eine ernsthafte Auseinandersetzung bereitet. Panikmache war nicht angesagt, umsichtig und mit sachlicher Ruhe lenkte Stefan Post das Gruppengespräch zu dem zentralen Punkt des Abends: Wie bereitet sich man sich auf eine Situation vor, in der Angst und Aggression, Sorge um die Liebsten und irrationales Verhalten die Normalität außer Kraft setzen?
Informiert zu bleiben erwies sich schnell als Grundlage für ein kontrolliertes Handeln: Warn-Apps sind hilfreich, solange die Smartphones funktionieren, Radio, Lautsprecherdurchsagen, mündlich weitergegebene Nachrichten, Austausch an zentralen Sammelpunkten können im Fall der Fälle Orientierung geben. „Grundsätzlich gilt: Ruhe bewahren, Kontakt zur Familie aufnehmen, nach Informationen schauen und persönliche Vorsorge treffen“, so Post. Wie diese Vorsorge aussehen kann, was ins Notgepäck gehört, damit beschäftigten sich die Teilnehmer*innen dann in einer Gruppenarbeit. Zwei Teams wurden gebildet und als nach äußerst lebhafter Diskussion die Ergebnisse zusammengetragen wurden, war das Unvorstellbare dann plötzlich doch greifbar: Kleidung, Medikamente, Babyausstattung und Taschenlampe gehören ins Notgepäck, genau wie feste Absprachen: „Besprecht in der Familie, was zu tun ist, wo man sich trifft, wenn etwas passiert“, erklärte Stefan Post. Wasser- und Lebensmittelvorräte, Gaskocher und Notstromaggregat sind in vielen Haushalten auch wegen der vermehrten Aufklärungsmaßnahmen angeschafft worden. Jüngst haben Gemeinden wie Süsel und Ahrensbök und die Stadt Eutin Flyer aufgelegt und über den reporter verteilen lassen, in denen konkrete Hinweise und Adressen für den Katastrophenfall aufgelistet sind. Auch das DRK hat ein Merkblatt aufgelegt, in dem das richtige Verhalten im Katastrophenfall erörtert wird und über konkrete Checklisten der Grundvorrat für zehn Tage, die Hausapotheke, Energiereserven und Hygieneartikel überprüft und angeschafft werden können. Und alle wichtigen Dokumente, so riet Stefan Post, finden sich am besten in nur einem Ordner, von dem man genau weiß, wo er steht. Nicht zu vergessen: Der Gedanke an andere: Was ist mit den Nachbarn, mit Kindern und Alten, die sich nicht selbst helfen können? Da gilt es zu helfen.
Dass Katastrophen tatsächlich nicht nur in Blockbustern stattfinden, sondern eine reale Bedrohung darstellen, zeigen Beispiel das Elbe-Hochwasser und die Überflutung im Ahrtal. Deshalb, so Stefan Post, sei es wichtig, dass die Menschen darüber ins Gespräch kämen: „Und dann einfach zu Hause einmal genau schauen, was da ist und was man gegebenenfalls nach und nach anschaffen sollte“, empfahl der DRK-Ausbilder. Ein Ratschlag, der nach 90 Kursminuten mit dem Gewicht vieler guter Argumente daherkam. Und wer überlegt, wann die Zeit gekommen ist, ruhig und überlegt die Notfalltasche zu packen, weiß nach diesem Abend: Der richtige Zeitpunkt ist jetzt.
- Das DRK Ostholstein bietet die kostenlosen Selbstschutz-Kurse auf Anfrage an. Der Kurs wendet sich an alle ab 16 Jahren, die vorbereitet sein möchten. Voraussetzung ist eine Teilnehmeranzahl ab acht Personen. Kontakt nimmt man unter Telefon 04521-8003120 oder via Email an Erste-hilfe@drk-oh.de auf. Veranstaltungsort sind in der Regel die Ausbildungsräume des DRK Kreisverbandes in Eutin.

Unverzichtbar:
Die Helferinnen und Helfer
Ohne sie nützt auch die beste Vorbereitung wenig: Die Aktiven der Hilfsorganisationen sind nicht tagtäglich gefragt - nicht nur, aber auch wenn Stromausfall, Naturkatastrophen oder Störungen in der Infrastruktur das allgemeine Leben in der Komfortzone zum Erliegen bringen: “Deshalb suchen wir immer Menschen, die anpacken und helfen”, betont Robin Cyriacks, der Leiter der DRK-Bereitschaft Süsel. Unter bereitschaft@drk-suesel.de kann man Kontakt aufnehmen, ebenso wie bei allen Ortsverbänden des DRK am jeweiligen Wohnort. Informationen gibt es auch beim Kreisverband und unter www.drk-ostholstein.de


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