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Reporter Eutin

Ein erhellender Blick auf eine bedeutende Epoche

Eutin (aj). Wer ein offenes Ohr für die Eutiner Historie hat und sich diesbezüglich auch mit der Forschungsliteratur befasst, dem sind Voß und Stolberg geläufig, der weiß um die Diskussionen zum Begriff „Weimar des Nordens“ und hat ein Bild zu den Tischbeinöfen im Kopf.
Zu einer bedeutenden Epoche aber gibt es bislang noch keine zusammenhängende Textsammlung. Besser gesagt, es gab keine. Diese Lücke im Bücherregal nämlich wird mit der neuesten Veröffentlichung zum Barock in der Reihe der Eutiner Forschungen der Landesbibliothek geschlossen. Der 16. Band liegt vor und er trägt den Titel „Eutin im Barock. Kunst und Kultur am fürstbischöflichen Hof des 17. Jahrhunderts“. Die Textsammlung ist sowohl inhaltlich als auch unter publizistischen Gesichtspunkten bemerkenswert, ist es doch der erste Band der Reihe, der im Wachholtz Verlag, Kiel/Hamburg, erscheint.
Den Anstoß zu einer solchen Veröffentlichung gab eine Konferenz, die sich im Oktober 2019 damit befasste, die Epoche des Barock am Beispiel Eutins, also aus regionaler und lokaler Perspektive, näher zu beleuchten. Zu diesem fachlichen Austausch hatten Dr. Anke Scharrenberg von der Eutiner Landesbibliothek, und Prof. Dr. Oliver Auge, Leiter der Abteilung für Regionalgeschichte der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel, Vertreterinnen und Vertreter verschiedener wissenschaftlicher Disziplinen in die Eutiner Landesbibliothek eingeladen. Was sich im Laufe der Veranstaltung abzeichnet, wurde in der Nachbetrachtung zum wissenschaftlichen Projekt. Die Fülle der Beiträge, die ein breites Themenspektrum von Architektur, Musik, Literatur, Kunst, Religion und Regionalgeschichte umfassten, wurde ergänzt und abgerundet, durch einige regionalgeschichtliche Aspekte bereichert und schließlich konzeptionell verdichtet. So entstand ein Band, der die große kulturelle Bedeutung Eutins in diesem bisher wenig beachteten Zeitalter ebenso hervorhebt wie die weite Vernetzung des Hofes mit anderen Zentren der Zeit. Reichlich Stoff für Interessierte und ein Anreiz für weitere wissenschaftliche Forschungen. Entsprechend stolz präsentieren die Herausgebenden ihr Werk: „Das 17. Jahrhundert war bislang unterbewertet. Mit diesem Buch haben wir eine Tür geöffnet und es lohnt sich weiterzuforschen“, betont Dr. Anke Scharrenberg. Zur bereichernden Lektüre trägt die wertige Gestaltung bei. Bislang sind die Schriften der Landesbibliothek im Eigenverlag erschienen, die Zusammenarbeit mit dem Wachholtz-Verlag setzt nun neue Maßstäbe. Für Verleger Sven Murmann ist der Band dann auch „mehr als ein Buch, sondern das Ergebnis jahrelanger Arbeit“, wie er unterstreicht. Nicht zuletzt kann die Landesbibliothek, deren geistige Arbeit damit auch in der Form aufgewertet wird, mit der neuen, reich bebilderten Veröffentlichung Werbung in eigener Sache machen. Nicht unwichtig für eine, was personelle und räumliche Ausstattung anbelangt, eher kleine Institution, wie Museumsleiter Dr. Frank Baudach betont. Grundsätzlich ergeben sich für beide Seiten lohnende Möglichkeiten: die Eutiner Landesbibliothek profitiert von den Vorteilen der modernen Buchproduktion, die zusätzlich zum gedruckten Buch auch beispielsweise eine Open Access-Publikation anbietet. Außerdem erfahren die Veröffentlichungen der „Eutiner Forschungen“ dank der Aufnahme in das Verlagsprogramm eine größere öffentliche Wahrnehmung. Der Wachholtz Verlag freut sich, diese renommierte Reihe (Print und Digital) in seinem Verlagsprogramm betreuen zu dürfen – und dieser Reihe, der herausgebenden Institution und den Autoren durch modernes wissenschaftliches Verlegen in der Region, aber auch darüber hinaus, hoffentlich eine größere Sichtbarkeit zu verleihen.
Aufmerksamkeit verdient der facettenreiche Blick auf das Barock in jedem Fall. Der bunte Strauß an Beiträgen umfasst Literatur, Architektur, Gartengestaltung, Kunst, Musik, Religion und Regionalgeschichte: „Das Barock kann nur im Zusammenwirken der verschiedenen Bereiche verstanden werden“, sagt Dr. Scharrenberg. Ihr Kollege Professor Auge nennt als ein Beispiel für die Entdeckungen, die der Band bietet, den Musiker Förtsch, mit dem sich Matthias Viertel in einem Aufsatz beschäftigt: „Das ist eine schillernde Persönlichkeit und ein Vorläufer von Bach“, so der Wissenschaftler. Im Inhaltsverzeichnis sind viele solcher Lichtpunkte auszumachen. Allesamt Belege dafür, dass es Zeit war, das Thema Eutin im Barock aufs Tableau zu bringen. Mit diesem Band ist das trefflich gelungen. Zu haben ist „Eutin im Barock“ überall, wo es Bücher gibt und in der Landesbibliothek in Eutin am Schlossplatz 4. Informationen gibt es auch im Internet auf www.lb-eutin.de


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