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Reporter Eutin

11. Symposion der AEET in Hansühn

Hansühn/ Hohenstein (pdh) Am 24. Februar fand nach zweijähriger Corona-Pause wieder ein Symposion in der Christuskirche in Hansühn statt. Die Familie v. Platen, der Regionalforscher Jürgen Gradert und die Arbeitsstelle für Edition und Editionstechnik der Universität Duisburg-Essen (AEET) hatten zum 11. Mal Wissenschaftler und interessierte Laien eingeladen, um ihre Forschungen zum Archiv der Grafen v. Platen einer größeren Öffentlichkeit vorzustellen.

 

Die Kirche war gut gefüllt und die Freude der Teilnehmer über die Fortsetzung der in der Gemeinde Wangels etablierten Veranstaltung war groß. Prof. Dr. Gaby Herchert und Dr. Jörg Zimmer eröffneten die Tagung mit der Vorstellung des Treckberichts Werners v. Gellhorn, der 1945 mit Planwagen und Kutschen vor der heranrückenden russischen Armee aus Ottwitz (Schlesien) flüchtete und 71 Personen, darunter betagte Dorfbewohnerinnen und Neugeborene, ohne Verluste in Sicherheit brachte. Genau ein Jahr nach Beginn des Krieges in der Ukraine gewinnt der historische Bericht neue Bedeutung. Die Flüchtlinge aus dem Osten waren nur an wenigen Orten willkommen, man verweigerte ihnen Unterkunft und versuchte, sie so schnell wie möglich loszuwerden.

 

Die Parallelen liegen auf der Hand, gebannt lauschte das Publikum den Ausführungen und den Originalzitaten. Eva Wodtke hat sich mit der Vorgängerkirche in Hohenstein beschäftigt, deren Aussehen nur durch ein altes Siegel überliefert ist. Mit Hilfe von Einträgen in Kirchenbüchern und umfangreichen Messungen ist es der Wissenschaftlerin gelungen, Zeichnungen und Modelle der alten Kirche zu erstellen, die Aufschluss über viele Fragen geben, die Regionalforscher schon lange beschäftigen. Die Landesarchivarin Dr. Franziska Klein zeigte eindrücklich auf, wie sich die Archivarbeit in den letzten Jahren verändert hat und durch Digitalisierungsprozesse weiter verändern wird. Verstaubte Akten werden durch riesige Datenspeicher ersetzt und IT-Kenntnisse sind mittlerweile ebenso wichtig wie die Fähigkeiten, die der Umgang mit Jahrhunderte alten Dokumenten fordert. Wer glaubte, Digitalisierung mache Archivarbeit günstiger, schneller und einfacher, wurde durch diesen Vortrag mit der Realität konfrontiert, die das Gegenteil bezeugt. Dr. Bernhard Fisseni und Oliver Otte gaben einen Einblick in die Arbeit der AEET.

 

Sie demonstrierten, mit welchen Mitteln Personen- und Ortsnamen verifiziert werden können, wie digitale Dokumentensammlungen angelegt werden, damit sie durchsuchbar sind, und wie unterschiedliche Informationen zusammengeführt werden. Für den Laien war es beeindruckend, die komplizierten Zusammenhänge zu erfahren, die am Ende eine für den Nutzer einfache Handhabung gewährleisten. Auch in diesem Symposion hatten Studierende die Gelegenheit, ihre ersten Schritte in die Wissenschaft öffentlich vorzustellen.

 

Michaela Martin, die sich in ihrer Bachelor-Arbeit mit der Schriftstellerin Sigrid v. Klösterlein beschäftigt hat, nahm sich ein Notizbuch vor, in dem diese im Alter von 15 Jahren Gedichte und Gedanken festgehalten hat. Neben Liebesgedichten finden sich kleine Geschichten, die das Büchlein zu einem Zeitzeugnis machen, weil sie Normen und Werte aufzeigen, die Anfang des 20. Jahrhunderts selbstverständlich waren. Christian Lehnert hat sich mit Briefen und Postkarten auseinandergesetzt, die in den 1920er Jahren zwischen Mutter und Sohn verschickt wurden. Postkarten waren um diese Zeit ein neues Medium, das ähnliche Funktionen erfüllte wie heutzutage SMS oder WhatsApps. Sie dienten bis in die 1950er Jahre dem schnellen Informationsaustausch, bevor sie in Hochzeiten des Wirtschaftswunders die Reisefreudigkeit der Deutschen bezeugten. Die Vorträge können in einem Tagungsband nachgelesen werden, der spätestens zum 12. Symposion erscheint, das für den Februar 2024 geplant ist. Dass es weitergeht, ist keine Frage. Darin waren sich Veranstalter, Mitwirkende und Publikum einig.


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