Seitenlogo
Reporter Eutin

Benefizlesung zugunsten des Kinderhilfswerks: „Ran an’ Speck!“

Bild: L. Schneider

Schönberg (los). Schmunzeln, nachdenken, fröhlich mitträllern: Gutes tun und gute Unterhaltung geben sich ein harmonisches Stelldichein beim plattdeutschen Benefizabend in Schönberg-Holm am Freitag, 12. August 2022. Ralf Spreckels und Horst-Hermann Schuldt, Spezialisten für Döntjes, Sprüche und den richtigen Ton, haben ihre musikalisch-literarischen Aktivitäten für den guten Zweck nach langem coronabedingten Aussetzen wieder aufgenommen. Zum Auftakt im Küstencafé am Holmer Marktplatz, Osterwisch 2, haben die beiden Freunde der niederdeutschen Sprache ein buntes, teils interaktives Programm aus der Taufe gehoben, das nicht nur zum Zuhören sondern auch zum Mitmachen einlädt. Und da bei aller Ernsthaftigkeit verschiedener Themen „`n beten dumm Tüüch“ immer der Garant für viel Spaß und gute Laune ist, dürfen sich die Besucher auf eine Lesung mit besonderer Note freuen – Anpfiff ist um 19 Uhr (Einlass um 18 Uhr). Der Eintritt kostet 12 Euro und wird wie immer dem Kinderhilfswerk Schönkirchen gespendet. Damit ihre Zuhörer auch auf ihre Kosten kommen, haben sich der Autor und der Bandoleon-Solist, inspiriert von den Abenteuern des Alltags, aktuellen Ereignissen, von Erinnerungen, vom täglichen Miteinander, vom Kalender und von den Jahreszeiten Einiges einfallen lassen - Ralf Spreckels vertellt, Horst-Hermann Schuldt vertont. Seit 2011 ist das kreative Duo unterwegs, wobei diese Entwicklung sich eher zufällig verselbstständigt hatte. Seit fünf Jahren gehört Ralf Spreckels auch dem NDR1 Autorenteam der Reihe „hör mal’n beten to“ an und hat mehrere Bücher veröffentlicht.


„Je häufiger wir aufgetreten sind, desto mehr haben wir gemerkt, welchen Spaß es uns macht“, sagen sie. Aufgewachsen mit Niederdeutsch als Muttersprache, halten sie für das Platt die Fahne hoch. Dabei liegt Spreckels die Bandbreite der Ausdrucksmöglichkeiten sowie Vielfalt an Themen am Herzen, die sich „op Platt“ ausgesprochen variabel gestalten lassen. Genervt fühlt er sich eher von der Beobachtung, dass mit Platt vorwiegend rustikale „Schenkelklopfer“ assoziiert werden, die in der öffentlichen Wahrnehmung präsenter sind und ein Zerrbild des Plattdeutschen prägen. „Ich fand das alles immer viel zu lustig“, kritisiert er. „Plattdeutsch kann auch ernste Themen rüberbringen.“ Trotzdem er diese in seinem Programm gern einstreut, geht es dennoch locker zu. Und das liegt nicht nur an den Schlagern, Liedern, Polka und Tango, die er mit Horst-Hermann Schuldt zum Besten gibt, und die sich trefflich für die Übergänge und Verbindung textlicher Inhalte eignen. Auch alte Werbespots zählen dazu, vornehmlich Sprüche vergangener Jahrzehnte, an die sich viele noch erinnern, und nicht nur das HB-Männchen („Wer wird denn gleich in die Luft gehen?“). Dabei besteht die Herausforderung für das Publikum darin, sie textsicher zu ergänzen. „Ich sprech’ die meistens nur an“, erklärt Spreckels die Kunst des Weglassens. Der Trick greift auch bei Klaus Groth, denn Schuld und Spreckels lassen es am Refrain – „...sech wo du heest“ – haken. Offenbar hatte der Dichter in seiner Volksweise aus dem 19. Jahrhundert „Dat du min Leevsten büst“ vollkommen übersehen, dass wohl kaum jemand Unbekanntes nachts mit Erfolg an die Tür einer Dame geklopft haben dürfte. Spreckels und Schuldt räumen mit dem Wiederspruch auf und kommen zum nächsten „Opfer“, etwa den „doden Büxen“, deren „eisgekühlter Bommerlunder“ in einer zünftigen Verballhornung erklingt. Ausschließlich das Bandoneon kommt bei den Auftritten zum Einsatz, eine Art Handharmonika, die um 1845 in Deutschland erfunden wurde, erzählt Horst-Hermann Schuldt über sein Balginstrument. Diese Art Musikinstrumente sei mit deutschen Auswanderern um 1900 nach Argentinien gelangt, wo der Tango Gestalt annahm. Entsprechend populär wurde das Bandoneon, das „die Argentinier in ihre Orchester mit einbauten“, so Schuldt, der viele Jahre das Kieler Bandoneon-Orchester geleitet hat. Es sei aber auch ein Instrument der Arbeiter und in Deutschland insbesondere im Ruhrpott beliebt gewesen: So wurden die für die Tongebung zu bedienenden Knöpfe mit Zeichen und Ziffern versehen, die es ermöglichten, ohne Notenkenntnisse zu musizieren.
Wie die Niederdeutsche Sprache ist aber auch das Bandoneon heutzutage immer seltener zu hören. Umso mehr Spaß verspricht die Doppelbödigkeit gepflegter Musik in Verbindung mit augenzwinkerndem Platt quer durch die Kuriositäten des Alltags. „Ran an Speck!“ ist Ralf Spreckels ermunternder Zuruf an alle Freunde der plattdeutschen Sprache. Und spätestens wenn Ralf Spreckels und Horst-Hermann Schuldt „Adios Muchachos“ erklingen lassen, dürften die Tango-Rhythmen keinen mehr auf den Stühlen halten. Wer einen guten Platz erwischen will, mutt sick biielen: Das Küstencafé am Holm ist unter 0162-93 7474 3 erreichbar.


Weitere Nachrichten aus Plön/Preetz

UNTERNEHMEN DER REGION

Meistgelesen