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Reporter Eutin

Wenn ganze Baumstämme verschwinden

Priörin Erika von Bülow und Förster Martin Friedrich rätseln, wie ganze Baumstämme fast spurlos und unbemerkt aus dem Klosterforst entwendet werden konnten.

Priörin Erika von Bülow und Förster Martin Friedrich rätseln, wie ganze Baumstämme fast spurlos und unbemerkt aus dem Klosterforst entwendet werden konnten.

Preetz (los). Es gibt nichts, was es nicht gibt. Auch ganze Baumstämme können gewiefte Langfinger „mir nichts, dir nichts“ verschwinden lassen. Der nötige logistische Aufwand für solch einen Holzklau der XXL-Version ist dabei offenbar kein Hindernis. Diese Erfahrung mussten die Priörin des Klosters Preetz und Förster Martin Friedrich machen, der erst Anfang Mai seinen Dienst in der Försterei Rönner Holz aufgenommen hat und sich gleich mit einer ungewöhnlichen Herausforderung konfrontiert sah. Bereits verkauftes und zur Abholung bereit liegendes Holz verschwand vermutlich buchstäblich bei einer „Nacht-und-Nebel-Aktion”, irgendwann im Frühling.
Tatort Klosterforst – „Mich riefen innerhalb von zwei Wochen zwei Kunden an, die ihr Holz abholen wollten“, erzählt Martin Friedrich. Die Kunden mussten unverrichteter Dinge wieder abfahren.
23 Raummeter Buchenholz, das in Stammform als sogenannter Polter am Waldweg im Vogelsang nahe der B 76 bei Schwentinental gestapelt bereit lag, waren verschwunden. An der B 404 bei Hohenhorst wurden sogar 130 Raummeter gestohlen, erzählt Friedrich. „Das entspricht etwa zwei bis drei beladenen Lkw.“ Wobei auch ein dreifaches Abholen in Frage käme.
Ein Zersägen des Holzes vor dem Transport komme jedoch nicht in Frage, ist sich der Förster sicher. An keinem der beiden Orte, wo die Stämme entwendet wurden, seien Sägespäne nachzuweisen gewesen. „Man sah nur die Reifenspuren.“
Der Schaden ist erheblich und entspricht rund 800 Euro für das Holz im Vogelsang sowie rund 5000 Euro für die entwendete Menge bei Hohenhorst. Dabei habe es sich um Brennholz gehandelt, das zum Heizen vorgesehen und bereits bezahlt war. Den Schaden trägt demnach der Kunde, wenn auch das Kloster den Geschädigten entgegenkommt, erläutern Erika von Bülow und Martin Friedrich.
50 Privatkunden beziehen ihr Brennholz aus dem Klosterforst. Dieser Bedarf entspreche 10 bis 30 Raummetern Holz pro Person, erklärt der Förster.
Obwohl der Holz-Diebstahl von Vogelsang und Hohenhorst Anfang Mai gemeldet worden ist, wurden die Stämme wohl in der Übergangszeit gestohlen, bevor Martin Friedrich, den es aus Mittelfranken in den Norden verschlagen hat, den Dienst aufgenommen hat, vermutet Martin Friedrich. So fiel der Verlust nicht gleich ins Auge. Davon abgesehen würde der Holzklau wohl ein Bild der Normalität abgegeben haben – Waldarbeiter, die Holz aufladen, sind nicht automatisch suspekt, analog zu den Einbrechern, die sich im Blaumann zu Wohnungen Zutritt verschaffen. Und so ergaben sich bisher auch noch keine Anhaltspunkte, nachdem der ungewöhnliche Diebstahl zur Anzeige gebracht worden war. Dabei wird ein verkaufter Stamm mit dem Kürzel des Käufers markiert, damit dieser seine Ware beim Abholen identifizieren kann. Schließlich war das Holz bereits bezahlt gewesen. Bei einem verkauften Polter sei es allerdings Praxis, nur einen Stamm zu markieren, so Friedrich. Da Holzklau in der Forstwirtschaft kein seltenes Problem ist, will er gegensteuern und künftig GPS-Sender einsetzen. „Das ist anderswo schon gängige Praxis.“ Das Revier von Martin Friedrich umfasst immerhin rund 1200 Hektar Waldfläche – viel Platz für kriminelle Energie.


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