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75 Jahre Friedrich-Schiller-Gymnasium Preetz

Talkrunde auf dem blauen Sofa mit Finn Ole Martins (r.) als Moderator.

Talkrunde auf dem blauen Sofa mit Finn Ole Martins (r.) als Moderator.

Bild: hfr

Preetz (t/los). Festlicher Empfang am Preetzer Friedrich-Schiller-Gymnasium (FSG): Anlässlich ihres 75jährigen Jubiläums hat die Schule am 18. November das Datum ihrer Gründung mit 150 Gästen gefeiert, darunter Kreispräsident Stefan Leyk sowie die Vorsitzende des Ausschusses für Schule, Sport und Kultur, Hildegard Mersmann. Ein buntes Programm bot vielfältige Unterhaltung und Einblicke in die schulischen Aktivitäten. Auf die Geschichte der Schule ging Schulleiterin Dr. Anja Grabowsky in ihrer Begrüßungsrede ein, in der sie deren Entwicklung nachzeichnete. Diese beginnt im zweiten Jahr nach der Deutschen Kapitulation, kurz nachdem das Land Schleswig-Holstein am 23. August 1946 seine Geburtsstunde hatte.


Als eine sogenannte Versuchsschule des Landes Schleswig-Holstein 1947 aus der Taufe gehoben, war die „Volksoberschule Preetz“ (VOS) eine Bildungseinrichtung der Nachkriegs- und englischen Besatzungszeit. Ihr Auftrag: „Leitende Grundsätze entwickeln, erproben und versuchsweise verwirklichen, nach denen später das gesamte Schulwesen des Landes aufgebaut“ werden sollte, zitierte Schulleiterin Anja Grabowsky aus einem Jahresbericht des ersten Schulleiters von 1952/53, Oberstudiendirektor Dr. Pesch. Die Umsetzung ähnelte dem Konzept einer Gesamtschule, deren Prototyp die Preetzer VOS war, ein Modell der Zukunft.


Vorläufer war die 1829 gegründete Volksschule. Seit 1886 konnten die Preetzer Jugendlichen auch eine städtische Mittelschule besuchen. Die VOS wurde 1947 mit drei Zweigen gegründet: Neben einer Oberschule im Aufbau – eine Außenstelle der Staatlichen Oberschule für Jungen in Kiel-Wellingdorf - , bestand ein praktischer Zweig. Er übernahm in den Klassenstufen 5 bis 9 Schüler der Preetzer Volksschule. Der theoretisch-wissenschaftliche Zweig als dritter Teil ermöglichte den Abschluss der Mittelschule. Das Besondere des Projekts war „eine offene und durchlässige Lern- und Arbeitskultur, wie man sie an anderen Schularten zu dieser Zeit nicht kennt“, so Grabowsky.


Den Spielball der Lernkultur griff der ehemalige FSG-Schüler Finn Ole Martins auf, der gemäß seiner Berufstätigkeit beim Norddeutschen Rundfunk eine Talkrunde „Auf dem blauen Sofa“ moderierte. Für sein Thema, die vergangenen 25 Jahre Schulkultur am FSG, saßen sich die Schulleiterin, ihr Vorgänger Dr. Hans-Ulrich Johannsen und ihre jeweiligen Stellvertreter Gerhard Andreas und sein Nachfolger im Amt Jürgen Wolff gegenüber. Dabei schälten sie heraus, wie verschiedene Lernmöglichkeiten – schreibend, lesend, hörend, einzeln oder in Gruppen - getestet wurden, selbständiges Arbeiten an Umfang gewann und das Vermitteln von Methoden der Organisation und Strukturierung aufgegriffen wurde.

 

Selbstständigen Arbeiten setzt voraus, dass zunächst Methoden-, Selbst- und Sozialkompetenzen eingeübt werden – damals noch Neuland im Unterricht. Vor rund 15 Jahren war das Konzept so weit gereift, dass Schüler ab der neunten Jahrgangsstufe eine Unterrichtsstunde allein lernen konnten. „Damit begann die Zeit von EVA, dem eigenverantwortlichen Arbeiten“, so Grabowsky. In Fällen von Fortbildungen etwa konnte die Unterrichtsstunde durch Aufgaben vorbereitet werden, die von den Klassen in Eigenregie bearbeitet wurden. Immerhin sei es dank der Ausbildung dieser Kultur heute möglich, „gelegentlich auch schon einzelnen Klassen ab Jahrgangsstufe 5 im zweiten Halbjahr EVA-Aufgaben zu stellen, um auf diese Weise einen Lernerfolg auch in unbesetzten Stunden herbeizuführen“, skizzierte die Schulleiterin den Werdegang.


Neben diesem Rückblick lenkte Finn Ole Martins das Talkthema auf den traditionellen Rudersport am FSG, wo Teamgeist groß geschrieben wird, und für den regelmäßig Ehemalige an ihre Schule zurückkehren, auch, um an der Ruderwanderfahrt nach Plön im Mai teilzunehmen. „Dieser Geist, der hier entsteht und sich auch auf das Lernverhalten vieler überträgt, macht das besondere Miteinander am FSG aus“, unterstrich Anja Grabowsky, „zum Beispiel in zahlreichen Arbeitsgemeinschaften, in der Schülervertretung oder unter den Schülercoaches und –paten.“ Diese würden den Jüngeren an die Seite gestellt, wenn sie „noch nicht so gut mit den Regeln und der Systematik an dieser großen Schule“ zurechtkämen. „Da werden gemeinsam Ranzen ausgepackt, in die lange niemand mehr hineingeguckt hat, da werden zusammen Hausaufgaben gemacht, und da gibt’s Rat und Hilfe.“


Neben dem Talk der Schulleitungen zweier Generationen auf dem blauen Sofa füllte ein schuleigenes Programm den Empfangsnachmittag: Zu den Akteuren zählten sowohl das Miniorchester mit vielen noch ganz jungen Streicherkindern, die von einigen Bläsern begeleitet wurden, als auch der ehemalige Opernsänger, Musiklehrer Thomas Schmidt und sein Kollege Frank Bost am Flügel, die den Abschluss der Festveranstaltung mit einer Arie aus Mozarts „Zauberflöte“ ausklingen ließen. Darüber hinaus war die FSG-Bigband musikalisch in Aktion, die Theater-AG „Schillerensemble“ der Oberstufe mit zwei Szenen aus „Alice im Wunderland“ sowie auch die Chöre aus Unter- und Mittelstufe, die mit 60 Sängern „Hall of fame“ anstimmten.


Eine schulinterne Ehrung erfolgte mit der Aufnahme von vier „Ehemaligen“ in die „Hall of Fame“ der Schule: Außer NDR Sportjournalist Finn Ole Martins wurden so Radiomoderatorin Katharina von Hönig (geb. Nicolaisen) ausgezeichnet, sowie auch Ruderer Oskar Kroglowski, Abiturjahrgang 2021. Er war mit Unterstützung der Talentförderung an der Schule in seinem Abijahr Europameister im Leichtgewicht U 23 geworden. Zudem wurde Reinhard Kopiske geehrt, der die Schule besucht hat, dort als Lehrer unterrichtete, nach wie vor der Bigband angehört und Kollegen für die jährliche Teilnahme beim Drachenbootrennen auf der Kieler Förde vorbereitet.


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