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Reporter Eutin

Die letzten Trauben der Saison sind geerntet

Altmühlen/ Grebin (los). Um die Osterzeit 2021 kann der gute Grebiner Tropfen dieses Jahres verkostet werden: So lange dauert es, bis die Trauben der Rebstöcke vom Hof Altmühlen bei Grebin und dem Grebiner Mühlenberg gekeltert, vergoren und zu Wein verarbeitet sind. Dabei gibt es „So mookt wi dat“, der nur hier, in einem der nördlichsten Weinbaugebiete der Bundesrepublik seinen Ursprung hat, in dreierlei Ausführungen: Als Weißwein, Rosé und seit 2019 auch als Sekt. Und dieser werde sogar im Champagnerverfahren hergestellt, verrät Weinbauer Steffen James Montigny, der mit seinen Helfern am 14. Oktober die letzten Trauben gelesen hat. Während die helle „Solaris“ und die rote Traube „Regent“ bereits Ende September von den Reben in Altmühlen und Grebin geschnitten wurden, hat die später reifende „Felicia“ noch etwas Zeit benötigt. Sie wächst auf einem windgeschützten Viertelhektar an den Kossauer Tannen und ist für die Sektproduktion bestimmt.

Steffen Mongigny zieht für seine Grebiner Weinberge eine positive Erntebilanz für dieses Jahr: „Ich bin sehr zufrieden mit der Qualität“, sagt er. In den folgenden Wochen und Monaten soll in der Tradition der Winzerkunst ein neuer „So mookt wi dat“ entstehen. Der werde dann um die Osterzeit 2021 bei Famila und Markant sowie in Hofläden angeboten. Eine Sonderabfüllung erhält die Alte Mühle in Grebin, das Café To’n Windbüdel, vor dem Montignys „Regent“ wächst. Inhaberin Tina Benz hat sich dem Helferteam angeschlossen, denn über Winter ist die Mühle ohnehin geschlossen. Sie freut sich, bei der Lese als „schöner Dorfgemeinschaftsaktion“ mitarbeiten zu können und nutzt die Gelegenheit, sich zu informieren. Immer neue Gäste probierten bei ihr den „So mookt wi dat“ und wollen mehr dazu erfahren. „Durch mein Hintergrundwissen kann ich erzählen, was ich über Wein gelernt habe“, sagt sie. Häufig seien die Urlauber erstaunt, dass es überhaupt norddeutschen Wein gebe. „Das müssen die erst mal verkraften!“ Gleiches gilt für die hochprozentigere Variante, den „So mookt wi dat“-Trester. „Wir haben viel Spaß daran, den Leuten das nahe zu bringen.“ Das macht auch Mariam Droszkowski, der nicht nur das ganze Jahr über für die Pflege der Rebstöcke zuständig ist, sondern auch Führungen durch den Weinberg anbietet, den er seit über einem Jahrzehnt pflegt. Insgesamt zwei Hektar hat er in Grebin und Altmühlen zu betreuen. Und dass eine Führung am schönsten mit einer Weinverkostung unter den Mühlenflügeln verknüpft werden kann, liegt auf der Hand.
Die Weinproduktion erfolgt übrigens schon seit 10 Jahren nach geltenden EU-Bio-Richtlinien. „Wir sind jetzt erst in die Zertifizierung gegangen“, erklärt Steffen Montigny. Das gelte auch für sein Hauptweingut in Bretzenheim an der Nahe.

Bevor ein Flaschenetikett den Inhalt als „bio“ ausweisen dürfe, müsse die Anbaufläche mindestens drei Jahre vorher gemäß den EU-Vorschriften bewirtschaftet werden. Später werde die Zertifizierungsgesellschaft ABcert den Betrieb und seine Dokumentation regelmäßig kontrollieren. „Sie stehen dann auch in der Verantwortung vor dem Staat“, erläutert Montigny das Verfahren. Dem „So mookt wi dat“-Genießer wird somit im besten Sinne „reiner Wein“ eingeschenkt, dessen Herkunft und Produktion die Umweltstandards im Sinne der Nachhaltigkeit nachweislich erfüllt. Die Eigenschaften der Rebsorten sind für die Herstellung von Bio-Wein Ausgangspunkt, nicht nur der Geschmackseigenschaften und eines zuverlässigen Ertrags wegen, sondern insbesondere aufgrund der Pflanzengesundheit – je robuster das Gewächs, desto geringer die Wahrscheinlichkeit, dass Pflanzenschutzmaßnahmen erforderlich werden.
Eine sogenannte „Piwi-Traube“ (widerstandsfähig gegen Mehltaupilz) ist die weiße „Felicia“, die nach einer sehr schonenden „Ganztraubenpressung“ (anders als bei der Weinherstellung) nach Champagnerverfahren zu Sekt verarbeitet wird. „Dieser in der Weinpresse programmierte Ablauf dauert mehr als sechs Stunden“, erläutert Montigny. Dabei bleibe mehr Säure erhalten. Sie ist für den Sektgeschmack essenziell. Für Wein bestimmte Trauben werden hingegen „eingemaischt“, wobei enzymatische Vorgänge den Abbau von Säure bewirkten. Der frische Most werde zunächst im Fass vergoren. Anschließend erfolge bereits die Abfüllung in Sektflaschen. Die anschließend zugeführte „Fülldorsage“ - eine exakt ermittelte Zuckermenge - sowie Hefe setzten dann die zweite alkoholische Gärung in den verschlossenen Flaschen in Gang, wobei Kohlensäure für die sprudelnden Qualitäten entsteht. Oder wie der Norddeutsche auch sagt: „Das perlt!“


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