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Reporter Eutin

Plöner Bürgerbüro bleibt auf verlorenen Schätzen sitzen

Plön (los). Sind Rucksäcke, Uhren oder gar Fahrräder so unbedeutend, dass Eigentümer ihrem Verlust gar nicht weiter nachgehen? Dieser Eindruck drängt sich mittlerweile auf, denn die Stadt Plön hortet inzwischen rund 80 verlorene Schätze im Fundbüro. Autoschlüssel (hochwertiger Marken), Haustürschlüssel, Brillen, Rucksäcke, Kinderrucksäcke, Umhängetaschen, Ketten, Ohrringe, eine Drohne und Mobilfunktelefone sind anscheinend von ihren Besitzern bisher noch nicht vermisst worden. Sogar ein altes Kunststoff-Ruderboot liegt im Lager und scheint im trüben Nebel des Vergessens vor sich hin zu dümpeln. Oder steckt vielleicht Absicht dahinter?
„Es sind viele hochwertige Dinge darunter, daher verstehen wir nicht, dass die Leute ihre Sachen nicht abholen“, staunen Plöns Bürgermeister Lars Winter und Conny Winter, Mitarbeiterin im Bürgerbüro (nicht verwandt oder verschwägert) und zuständig für das Einwohnermeldeamt und Fundsachen-Angelegenheiten. Ein paar Räder stehen exemplarisch vor der Tür in der langen Straße 22, um die Bandbreite anzuzeigen.
Während 2019 noch eine Fundsachenversteigerung stattfand, ist eine solche Aktion Corona-bedingt 2020 nicht geplant. Seit den Lockerungen der Corona-Regeln und dem Anstieg an Touristen in der Stadt sei besonders viel abgegeben worden, während des Lockdowns hingegen auffällig wenig. Wird ein Verlust angemeldet, muss, wer sich als Eigentümer deklariert, die Fundsache, gegebenenfalls auch den Inhalt, beschreiben, damit der Gegenstand zweifelsfrei dem richtigen Besitzer zugeordnet werden kann. „Wenn sich nach einem halben Jahr niemand gemeldet hat, hat der Finder Anspruch auf den Artikel“, unterstreicht Conny Winter. In diesem Sinne hofft die Stadt Plön, dass der Hort der verwahrten Dinge allmählich wieder ausdünnt.
Fundtiere, meistens Katzen, würden im Tierheim des Tierschutzvereins Plön und Umgebung in Kossau untergebracht. Derzeit warteten dort acht Tiere auf ihre Halter. Der Umstand, dass sich bisher offenbar niemand um sie sorgt, lässt allerdings unfreundliche Rückschlüsse auf die zweifelhafte Einstellung des Eigentümers zu...
Auch für die Tiere gilt allerdings: Meldet sich der Halter nicht, hat der Finder nach sechs Monaten einen Anspruch darauf, sie nach Hause mitzunehmen. Und das könnte sich für das eine oder andere Tier als die bessere Option herausstellen.
Demnächst würden die Fundsachen online eingestellt, so dass auch Touristen zu Hause schauen können, ob sich ihr Rucksack oder Schlüsselbund angefunden hat, informiert Lars Winter. Die „Verlierer“ können sich direkt im Bürgerbüro, Lange Straße 22 oder unter 04522-505757 telefonisch melden, um ihr Eigentum abzuholen.
Unabhängig von diesen Problemen - sieht man davon ab, dass sich auch zahlreiche Handys unter den Fundstücken befinden - bietet das Bürgerbüro neben diesem städtischen Service jetzt auch eine Green-to-be-Box an, in die ausgediente mobile Telefone letztlich fachgerecht entsorgt werden können. Denn bekanntermaßen sind in ihnen besonders wertvolle Materialien enthalten, die nicht in die Müllverbrennung sondern in die Wiederverwertung gehören.
Das Ganze wurde zugunsten von Natur und Umwelt eingerichtet, denn „die Telefone werden in zertifizierten Unternehmen recycelt“, erläutert Lars Winter. Dazu zähle auch die professionelle Datenlöschung. Brauchbare Exemplare würden wieder instand gesetzt und zu Gunsten von Umweltprojekten verkauft.


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