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Reporter Eutin

Schwärmen für alte Karossen und Motoren

Preetz (los). Ob klein, groß, breit oder schmal: beim Preetzer Oldtimerstammtisch stehen Fahrzeugtypen aller Art im Mittelpunkt - wenn sie denn nur alt genug sind. Für die regelmäßigen Treffen – mit entsprechendem Abstand - ist immer der erste Montag eines Monats fest gebuchter Termin im Sportheim des Preetzer TSV Am Jahnplatz, Lindenstraße 37. Die nette Klönrunde mit „open end“ beginnt um 18 Uhr, ohne dass pünktliches Erscheinen erwartet wird. „Wenn jemand erst später dazu kommen kann, ist das auch okay“, sagt Reiner Wilhelm, der in den vergangenen Jahren das Preetzer Oldtimertreffen organisiert hat, das aufgrund der Corona Pandemie 2020 gestrichen wurde. Wilhelm selbst fährt einen „Barockengel“ von BMW aus dem Baujahr 1962.
Der Preetzer Oldtimerstammtisch hat nach dem Corona bedingten Lockdown erst im Juni 2020 wieder mit den Treffen begonnen. Der „harte Kern“ mit einem guten Dutzend begeisterter Oldtimer-Fahrer findet sich dazu regelmäßig ein. Das Hobby rund um die betagten Straßenschönheiten verbindet. Autoliebhaber aus dem näheren Umfeld wie Ascheberg, Wankendorf und Stolpe sind dabei. Manche Oldtimerfans nehmen auch längere Anfahrten aus Gettorf und Bad Bramstedt in Kauf. Nicht selten präsentieren diese sich als bunt gemischte Kolonne im Rahmen von Ausfahrten in der Region. Geplant werden diese in gemütlicher Runde. „Das ist ja das Schöne am Stammtisch“, findet Reiner Wilhelm, „man kann über Autos fachsimpeln und Erfahrungen austauschen, sich aber auch mit Themen der Welt oder lokalen Ereignissen befassen.“ Autos und ihre Technik als roter Faden sorgen dennoch für den meisten Gesprächsstoff. Das Faible fürs Tüfteln verbindet die Oldie-Freunde. „Es ist die Faszination für eine alte, relativ einfache Technik im Vergleich zu heute: Man kann alles reparieren und man kommt überall ran.“
Dennoch verlangt die Wiederherstellung und Wartung der alten Karossen und Motoren mehr als nur ein bisschen Knowhow. Auch Fragen zur Pflege ihrer Schätze, zur Überwinterung – häufig werden sie nur mit Saisonkennzeichen gefahren – oder zu Überholarbeiten und Ölwechsel beschäftigen die stolzen Besitzer. Nur gut also, dass fünf Kfz-Meister der Gruppe angehören, die übrigens offen ist. „Jeder kann herkommen“, betont Reiner Wilhelm, der sich als gelernter Kfz Mechaniker ebenfalls auskennt. „Frauen sind auch willkommen“, fügt er hinzu. Und auch Leute, die (noch?) keinen Oldie ihr Eigen nennen. „Es gibt ja viele Hobbyschrauber, die sich irgendwann einen Oldtimer anschaffen“, hat Wilhelm beobachtet. Bislang waren zwar ausschließlich Männer beim Stammtisch zugegen – aber vielleicht ändert sich das eines Tages...
Natürlich sind auch die gemeinsamen Touren – bei denen dann auch Frauen (meist als Beifahrerinnen) dabei sind – ein zentrales Thema beim Stammtisch. Da werden Routen und mögliche Ziele, aber auch Einkehrmöglichkeiten für unterwegs besprochen. „Manchmal fahren wir schon im März, wenn die Sonne scheint“, erzählt Reiner Wilhelm. Trockenes Wetter ist Voraussetzung für die Ausfahrten, damit Chrom und Lack nicht leiden. Oldtimer wollen schonend behandelt werden. Wer sie Detail versessen und mit Fleiß in Eigenregie wieder in einen so fahrtüchtigen wie vorzeigbaren Zustand gebracht hat, geht in dieser Frage kaum Kompromisse ein.
Die Oldtimer sind echte Individualisten im Verkehr und gestalterisch wie technisch vielfältig. Sie im Straßenverkehr zu fahren, erfordert tatsächlich ein bisschen Erfahrung: Da ist die kleine Isetta „mit einem Wendekreis wie ein Bus“, trotz (oder wegen?) des kurzen Radstandes. Da ist der Barockengel von BMW, der wie zu dieser Zeit allgemein üblich, keine Lenkhilfe aufweist. Dafür ist er mit Knüppelschaltung ausgestattet – „eine Sonderaustattung damals“, weiß Reiner Wilhelm. Die längst abgeschaffte Lenkradschaltung war seinerzeit noch Standard im Fahrzeugbau.
Und da ist der kleine Lloyd 300, der mit nur 16 PS eine Maximalgeschwindigkeit von 70 Stundenkilometern erreicht. Und damit bei den Stammtisch-Ausfahrten quasi den Takt angibt: „Wir schauen bei unseren Touren immer, wer das langsamste Auto fährt“, unterstreicht Reiner Wilhelm. Das Fahren selbst ist eine Welt für sich: Das Fahrgefühl, die Lauf- und Windgeräusche, die Sonne, die sich Fahrzeug spiegelt begeistern die Oldtimerfreunde immer aufs Neue. Nach jedem Ausflug ist eine Reinigung „Pflicht“, schon wegen der Werterhaltung. „Am Chrom sieht man, wie der Besitzer sein Auto pflegt“, sagt Reiner Wilhelm. Auch regelmäßig zu fahren sei eine Art von Pflege, zum Beispiel weil sich die Bremsen festsetzen können. Bei Reiner Wilhelm kommt der Staubwedel zum Einsatz. Die Oberflächen werden mit einem speziellen Tuch gereinigt, „so, dass alles wieder glänzt und er für die nächste Fahrt bereit steht“, erklärt Wilhelm. „Wer bei Schietwetter fährt und nicht pflegt, hat so ein Auto nicht verdient“, findet er.


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