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Reporter Eutin

Danke und Chapeau für so viel Theaterspaß!

Plön (los). Theater Zeitgeist feiert 25 Jahre: Mit einem besonderen Programm sorgen die Plöner Kulturmacher mit dem Händchen fürs Kabarett in diesem Herbst für noch mehr Furore in der Aula am Schiffsthal. Und als aktive Darsteller wollen die Zeitgeister nach der Corona-Pause auch selbst endlich wieder auf die Bühne zurück. Anlässlich des Jubiläums blicken das Gründer-Duo Ingo Strenge, Christoph Kohrt sowie Antje Kemmler-Reder, die sich wenig später dem Urgestein anschloss, auf Start und Sternstunden ihrer Initiative zurück und freuen sich auf das erste Bühnenstück nach drei Jahren. Um diesen Einsatz des Amateurtheaters zeitgemäß zu würdigen, bietet eine Rückschau auf die Anfänge den nötigen Hintergrund.

 


Auf den ersten Blick ist das Projekt „Kulturbanausen“ im früheren Jugendzentrum Krabbe 17, heute die Plöner Stadtbücherei, die Keimzelle ihrer Entstehung. „Damals machte ich im Jugendzentrum mein Anerkennungsjahr“, erzählt Erzieher Christoph Kohrt, der dieses Theater für Kinder und Jugendliche ins Leben gerufen hatte. Doch den Stein des Anstoßes habe eigentlich Lehrerin Susanne Schorkopf bereits ins Rollen gebracht, die an der Realschule Am Schiffsthal eine Theater AG leitete. Als Teilnehmer waren ihre Siebtklässler Christoph Kohrt und Ingo Strenge bald vom Theatervirus infiziert. „Das war das einzige Fach, wo ich immer ne Eins drin hatte“, witzelt Strenge, der mit Christoph Kohrt in den 80-ern zusammen die Plöner Schulbank drückte. Und beide hatten schon damals die Lacher meist auf ihrer Seite.

 


Die zwei Freunde verband ihre Neigung zu Filmvor- und Bühnendarstellungen. „Wir waren echte Cineasten“, bekennen sie offen ihren Spaß am Kinobesuch. Kohrt lag das Bühnenspiel quasi von Haus aus: „Mein Vater Peter Kohrt hat zu Lebzeiten immer Theater gespielt“, erzählt er von den Aktivitäten bei der Niederdeutschen Bühne Preetz. „Da haben wir als Kinder immer zugeguckt – und dann irgendwann beim Weihnachtsmärchen mitgespielt.“ Sogar die Karnevalisten, die in Norddeutschland bekanntlich gar nicht so zahlreich sind, hatten prägenden Einfluss. So war Peter Kohrt bereits mit 18 Jahren Prinz beim Kieler Karnevalsverein „und hat auch mit Günther Kempa, dem langjährigen Vorsitzenden von Blau-Weiß Plön, einiges gemacht“, erinnert sich Zeitgeist-Macher Kohrt. Kein Wunder, dass es den Nachwuchs ins Plöner Jugendzentrum in der Krabbe lockte, wo es eine Bühne gab. „Da haben wir mit den Jugendlichen Theater gemacht“, blickt Kohrt als Wegbereiter der „Kulturbanausen“ auf die Anfänge zurück. Bei den Stücken war auch Ingo Strenge mit von der Partie.

 


1997 schlug die Stunde der beiden „Zeitgeister“, die beide inzwischen fertig mit der Ausbildung und solide in „Lohn und Brot“ waren. Nach der Gründung von Theater Zeitgeist e.V. debütierte das neue Zeitgeist Ensemble mit „Voll auf der Rolle“ (von Leonie Orsowski) und präsentierte sich mit zeitkritischer Gesinnung, die namens gebend war. So geht es in dem Theaterstück „um einen jüdischen Jungen, der in der Zeit des Nationalsozialismus versteckt wird“, erzählt Kohrt. Doch die Geschichte wird doppelbödig erzählt. Denn die Haupt- und Rahmenhandlung spielt in einer Schule, in der eine Theatergruppe das Stück aufführt. Für Kohrt und Strenge war diese „Parallele“ zur Gegenwart wichtig. Gern erinnern sie sich an ihren damaligen Regisseur Thomas Geisler, ausgebildeter Schauspieler und Eutiner Kinoinhaber. Der Kontakt ergab sich wie von selbst. „Wir Cineasten waren häufig zum Kinobesuch in Eutin“, erzählten Kohrt und Strenge. So habe Geisler auch im nachfolgenden Stück die Regie geführt.

 


In der Zeit schloss sich auch die damalige Neu-Plönerin Antje Kemmler-Reder dem Ensemble an und trat als Theaterlehrerin in die Fußstapfen von Susanne Schorkopf. So ist die Schule Am Schiffsthal die Keimzelle für künftigen Theaterspaß geblieben.
„Zur Zeit der Gründung gab es 12 Aktive, die Rollen hatten, sich um Bühnenbild, Maske und Technik kümmerten“, berichtet Kohrt. Schon beim zweiten Stück gab es Zuwachs, „unter anderem durch den Schüler Thomas Hinze“. Als Erwachsener spielte der ehemalige Zeitgeist dann Schurken bei den „Pfefferkörnern“, so Kohrt.

 


Insgesamt 38 Stücke – für Jugendliche, Kinder und Erwachsene - hat Theater Zeitgeist seit 1997 auf die Bühne gebracht, „1999 zum ersten Mal zwei, weil in dem Jahr ein Winterstück für Kinder dazukam“.

 


Manchmal mussten sich die Theaterfreunde behelfen: So fischte Erzieher Christoph Kohrt auf der Suche nach einem geeigneten „Opa Deldok“ erfolgreich im Kreis der Großeltern seiner Kindergartengruppe. Ein anderes Mal kam die leihweise Unterstützung aus den Reihen der Niederdeutschen Bühne Preetz.
Mittlerweile habe sich Theater Zeitgeist bei rund 20 „mehr oder weniger“ Aktiven eingependelt, die nicht nur Rollen, Technik oder Bühnenbild übernehmen, sondern auch bei Kabarettvorstellungen mit anpacken. „Das Kabarett ist eigentlich durch Thomas Geisler entstanden“, erzählt Christoph Kohrt. Denn Geisler selbst veranstaltete im Kino Mittwochsshows, an dem die begeisterten Plöner hier und da zum Vergnügen der Zuschauer mitwirkten. „Wenn ein neuer Film ins Kino kam, haben wir uns Gags überlegt und als Theater Zeitgeist ein 20-minütiges Vorprogramm gemacht.“ Der erste Film „Ganz oder gar nicht“, eine im Kern tragische Komödie über strippende Arbeitslose, sorgte dafür, dass auch die Zeitgeister ein paar Jahre später bei ihren unvergessenen Auftritten ihre Hüllen fallen ließen.

 


„Die Kabarettabende haben sich am Düvelsbrook entwickelt“, erinnert Antje Kemmler-Reder an viel Aufwand und Geschleppe, um den lauschigen Platz der Plöner Schützengilde am Trammer See fürs Theater zu präparieren. Hier fanden auch die ersten Plöner Theatertage 1998 statt, die letzten 2009. Aus ihnen ist das Kabarettprogramm von Theater Zeitgeist hervorgegangen. „Wer bei den Theatertagen im Mixprogramm mitspielt, profitiert von dem Auftritt, wenn er als Künstler eine eigene Show hat“, verdeutlicht Christoph Kohrt die zugrunde liegende Idee für das Konzept. Dieses erforderte ein Kontaktnetz in alle Richtungen.

 


Seit 2000 bestand ein solcher bereits zur Plönerin Katharina Butting, die als Schauspielerin und Regisseurin mit Hamburg verwurzelt ist. „Ich habe sie in dem Sommer auf dem Mittelaltermarkt oben am Schloss kennengelernt, wo sie mit dem Baby unterwegs war“, erzählt Kohrt, der damals auf der Suche nach einem Regisseur war. „Wir fanden es besser, wenn mal jemand von außen auf das Ensemble guckt.“

 


„Wir haben alle davon profitiert, weil sie es schaffte, auch versteckte Mäuschen hochzupuschen“, erläutert Antje Kemmler-Reder. Dieses Training fand im Rahmen von Wochenendseminaren statt, „da wir alle familiär noch nicht so eingebunden waren“. Kino und Theater hatten Priorität bei den jungen Zeitgeistern. „Wir spielten auch nie mit Souffleuse – das hat immer geklappt“, fügt Ingo Strenge hinzu. Hintergrund: Der Sprachfluss wirkt durch die „Souffleuse-Pause“ nicht authentisch. Und sie birgt eine weitere Gefahr: „Du bist dann aus der Rolle raus“, verdeutlicht Christoph Kohrt. Besser sei es, eine Unsicherheit gut zu überspielen. Als wirksames Erfolgsrezept habe sich das Impro-Theatertraining mit Katharina Butting erwiesen.

 


Im Herbst beginnen wieder die Proben. Nach der Corona-Pause feiert Theater Zeitgeist im Februar 2023 wieder eine Premiere. Interessierte, die Lust auf Theater haben, können jederzeit unter crazy@theater-zeitgeist.de Kontakt aufnehmen.

 


Und auch das Herbstprogramm ist bereits gestartet. Mit ChrisTine Urspruch (unter anderem Tatort Münster, SAMS Kinofilme...) und Yared Dibaba (NDR Fernsehen) haben die Zeitgeister zum 25. Jubiläum zwei sehr bekannte Künstler nach Plön eingeladen können. Bereits am kommenden Sonnabend kommt Arnulf Rating nach Plön. Bidla Buh folgt am 29. Oktober, am 26. November Herr Holm und am 10. Dezember Roberto Capitoni. Neben den Einzelkarten gibt es diese und nachfolgende Veranstaltungen auch im ABO, dieses kann nur direkt beim Theater Zeitgeist e.V. (www.theater-zeitgeist.de) bestellt werden. Alle Veranstaltungen beginnen um 19.30 Uhr in der Aula am Schiffsthal.

 


Karten sind in der Plöner Buchhandlung Schneider, Lübecker Straße 18, und der Tourist Info Eutin am Markt erhältlich. Sonderveranstaltungen außerhalb des ABOs: ChrisTine Urspruch und Elisabeth Ebner mit „Frauen.Leben.Liebe“ am 5. November, einem lyrisch-musikalischen Programm (Gitarre: Florian Thunemann) und Yareds Rückblick, „Wiehnachten mit Yared Dibaba & Die Schlickrutscher“ am 17. Dezember (Kartenvorverkauf: www.shtickets.de und www.eventim.de)


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