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Reporter Eutin

Schulaktionstag „HHS spielt fair”

Heikendorf (los). Das Thema fairer Handel taucht im Schulalltag der Heikendorfer Heinrich Heine Schule nicht nur im Fachunterricht, in Kursen und AGs, sondern auch im Sport regelmäßig auf: Die aktuelle Anschaffung „fairer Fußbälle“ war Anlass eines Aktionstages unter dem Motto „HHS spielt fair” am 11. November. Für die offizielle „Einweihung“ der knapp 40 neuen Bälle (Bad Boyz, Nürnberg) sorgten die Fünftklässler, die in der Halle ein dynamisches-informatives „Fußballgolf“ mit fünf Kickerstationen und themenbezogenen Quiz im Stil eines Schätz- und Ratespiels absolvierten.
Parallel dazu vertiefte der Wahlpflichtkurs WPK-9-Nachhaltigkeit im Rahmen eines Workshops sein Wissen über faire Ballproduktion. Für dieses etwas andere Unterrichtsprogramm hatte das Organisationsteam um Initiator Thorsten Bell, der an der Heineschule nicht nur Mathe und Physik unterrichtet, sondern als Koordinator auch die Schwerpunktthemen Nachhaltigkeit und Fairen Handel fördert, den Dachverband Bündnis Eine Welt (BEI) Schleswig-Holstein ins Boot geholt. Den Hintergrund der Aktion bildet das diesjährige BEI Projekt „Faire Sportbälle in SH“ ab.
Workshopteilnehmerin Marie fand im Anschluss an „HHS spielt fair“ klare Worte: „Es ist wichtig, dass man sich informiert, welche Bälle man kauft“, sagt sie mit Entschiedenheit. „Auch die Kennzeichnung, welche Bälle fair sind, müsste deutlicher werden“, fordert die Schülerin kritisch.
Für eine Änderung der Verhältnisse sieht Mitschülerin Lea zudem die Promi-Fußballer in der Pflicht: „Wenn andere Vereine sehen, dass ihre Idole mit solchen (fair gehandelten) Bällen spielen, würden auch sie diese kaufen“, erklärt sie mit Blick auf deren Vorbildfunktion, die nach dieser Logik strategisch hilfreich sein könnte.
In der Regel sind die Produktionsbedingungen alles andere als fair und ebenso wenig in Bezug auf Gesundheits- und Umweltschutz unbedenklich: „Das ist sehr schade, dass erst zwei Prozent Fair Trade Fußbälle hergestellt werden“, findet Marie. Die Jugendlichen sind sich angesichts der Problematik einig: „Es wäre besser, wenn es mehr werden.“ Doch damit dieser Prozess erst richtig ins Rollen kommt, sei viel mehr Einsatz erforderlich, glaubt Lea: „Ich finde, dass das gefördert werden sollte“, sagt sie entschieden. Denn die Produktion ist hoch: 60 bis 80 Millionen Fußbälle sind es pro Jahr, haben die Workshopteilnehmer gelernt. Jedoch nur ein verschwindend kleiner Anteil von zwei Prozent würde unter fairen Bedingungen hergestellt, führt Thorsten Bell auf.
BEI Mitarbeiter und Helfer Lukas Schnatow, Student für Geschichte und Politik im Master-Studiengang weiß mehr Fakten dazu und hat das Quiz vorbereitet: „Etwa 90 Prozent aller Fußbälle (weltweit) werden in dem Ort Sialkot in Pakistan produziert“, sagt er. Dabei würden rund 700 Firmen mit Fußbällen handeln. „Aber nur fünf von diesen Firmen sind nachweislich auf Fair Trade aus“, hebt er hervor. Die Arbeitszeit schlage mit zwei Stunden Nähen pro Ballfertigung zu Buche, die Bezahlung der Arbeitskraft erfolge pro Stück und entbehre jeder Absicherung.
Lukas Schnatows Kommilitone Leif Münch, der den Bachelorgang Sozioökonomie studiert, hat für BEI den Workshop für Schulen entwickelt. Durchführungen wie in Heikendorf habe es bereits landesweit gegeben, so in Schleswig, Holtenau, Bad Schwartau und Eutin, erzählt Leif Münch, findet aber, dass es „gefühlt“ mehr werden müsste. In Bezug auf faire Fußbälle gebe es „zuwenig Reflexion in Vereinen und an Schulen“, verdeutlicht der begeisterte Fußballspieler. So ist es für ein Aufbrechen bestehender Strukturen von Bedeutung, immer wieder aufzuzeigen, woher die Fußbälle kommen, und darüber zu informieren, dass faire Löhne und Arbeitsbedingungen in unmittelbarem Zusammenhang mit Kinderarbeit und –armut sowie der Möglichkeit eines Schulbesuchs stehen. Letztlich stehen jeder Kicker, Vereinsvorstand und Fußballfan in der Verantwortung, bei dem Thema in Eigenregie „am Ball“ zu bleiben.

Info: Das Bündnis Eine Welt Schleswig-Holstein (BEI) ist Dachverband von über 100 entwicklungspolitischen Organisationen in Schleswig-Holstein. Es tritt für die Umsetzung und Sicherung der Menschenrechte und eine umfassende Gerechtigkeit ein. Inhaltlich geht es um die Bekämpfung von Armut, den Erhalt der Lebensgrundlagen sowie die Gewährleistung von Geschlechtergerechtigkeit, Sicherheit und Selbstbestimmung auf der gesamten Welt. Unter dem Grundsatz „Global denken – lokal handeln“ werden Beratungs- und Fortbildungsangebote entwickelt, Arbeitsansätze diskutiert, inhaltlich Position bezogen und eigene Forderungen und Vorschläge in gesellschaftliche Diskussionen und politische Entscheidungsprozesse in Schleswig-Holstein eingebracht.


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