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Petra Remshardt

Die Restaurierung des Klosters

Im Erdgeschoss des Hauptgebäudes entstand ein wunderschöner Festsaal.

Im Erdgeschoss des Hauptgebäudes entstand ein wunderschöner Festsaal.

Bild: Petra Remshardt

In einer Serie stellt der reporter einmal im Monat die Ortschaft Cismar in den Fokus. Vor allem die geschichtliche Seite des Klosterdorfes wird dabei intensiv beleuchtet. Das Material stammt aus der Festschrift zum 750-jährigen Bestehen des ehemaligen Benediktinerklosters, herausgegeben vom Förderkreis Kloster Cismar.
Oftmals hatte die Nutzung der Klosterräume nach der Reformation gewechselt. Zeitweise standen sie leer. Mit dem Einbau der dreigeschossigen Amtmannwohnung in der Laienkirche, der einen erheblichen Eingriff in den mittelalterlichen Baukomplex darstellte, begann die zweite große Nutzungsphase für das Kloster.
Die halb zerfallenen ehemals zweigeschossigen Konventsgebäude wurden zu eingeschossigen Stallgebäuden und Wagenremisen umgebaut. Nur der herrliche Chor der Klosterkirche blieb nach der Zeit des ersten evangelischen Pastors Johann Stricker Gottesdienstraum.
In unserer Zeit lag es Verantwortlichen des Denkmalschutzes und der Ortsgemeinde jahrelang auf der Seele, die dringend renovierungsbedürftigen, nur für vereinzelte Ausstellungen und in einigen Räumen durch Eigeninitiativen hergerichteten Klostergebäude wieder zu neuem Leben zu erwecken. So ließ die Gemeinde Grömitz ein Gutachten zur Nutzung der Räumlichkeiten durch die Architekten Schramm, Pempelfort, v. Bassewitz und Huppertz, Hamburg, in enger Zusammenarbeit mit dem Landesamt für Denkmalpflege im Jahr 1978 erstellen. Durch diese mehr oder weniger private Initiative sah sich der damalige Finanzminister Titzck als Hausherr für die seit der Reformation in staatlichem Besitz befindliche Liegenschaft angesprochen.
Am 2. April 1981 verkündete er zusasmmen mit Kultusminister Dr. Peter Bendixen in einem provisorisch hergerichteten Barocksaal der ehemaligen Amtmannwohnung den Beginn einer gründlichen Restaurierung und damit der dritten Nutzungsphase in der Geschichte der Klosteranlage nach folgendem Konzept:
- Die Amtmannwohnung soll als eine Dependance des Landesmuseums für wechselnde Ausstellungen hergerichtet werden.
- Das Brunnenhaus soll als Künstlerateliers und Wohnungen ausgebaut werden,
- die Kirche erhält für Gemeindearbeit und Kinderbetreuung angemessene Räume.
Planung und Bauausführung lagen in den Händen des für den staatlichen Hochbau zuständigen Landesbauamtes Eutin, das als erstes im Ostflügel der ehemaligen Konventsgebäude einen Raum zur Unterbringung der Bauleitung herrichtete. Nach intensiver Planung begannen die Bauarbeiten zur Renovierung bereits am 1. Juli 1982.
Jeden Tag gab es Neues zu entdecken: Wenn Wände, Böden oder Decken geöffnet wurden, kamen mittelalterliche Säulen- oder Torprofile oder zumindest alte Farbschichten zum Vorschein. Diese Funde ergänzten die Gebäudeaufnahmen des Kunsthistorikers Dr. Meissner, der bereits in seiner Dissertation von 1966 den Grundriss des mittelalterlichen Klosters weitgehend rekonstruiert hatte. Sonst lagen ältere Bauzeichnungen nur für den Einbau der Amtmannwohnung aus dem Jahre 1769 vor.
Bei der Planung und weiteren Durchführung wurde und wird noch immer ein enger Kontakt zwischen dem Landesamt für Denkmalspflege und dem Landesbauamt Eutin gepflegt, um eine behutsame Sanierung beziehungsweise teilweise Restaurierung der Bauteile zu gewährleisten. Es mussten zum Teil nach alten Vorbildern Formziegel oder Natursteinprofile neu hergestellt werden.
Da, wo der historische Befund nicht ausreichte, wurden unserer Zeit gemäße neue Bauformen entwickelt, die der heutigen Nutzung entsprechen und die sich nahtlos in die alte Gebäudestruktur einfügen. In vielen Abstimmungsgesprächen und insgesamt sechs Sitzungen des „baubegleitenden Gremiums“ unter dem Vorsitz des Finanzministers berieten Vertreter des Kultusministers, der Landesmuseumsdirektor, Kirchenvertreter, der Landrat, die Vertreter der Ortsgemeinde, der Förderkreis Kloster Cismar und die Beteiligten der Landesbauverwaltung über Nutzungsanforderungen und Bauabschnitte.
Die Sanierungsarbeiten begannen am Dach. Die über Jahrhunderte eingetretenen Verformungen des Dachstuhls hatten die Dachhaut undicht werden lassen, wodurch sogar Eichenbalken zu großen Teilen morsch geworden sind. Diese Hölzer wurden ausgewechselt, der Dachstuhl insgesamt verstärkt und die Dachhaut erneuert. Baufällige Stellen am Giebel und an den Strebepfeilern wurden möglichst mit alten Steinen neu aufgemauert.
Im 2. Obergeschoss der Amtmannwohnung wurden die in der Barockzeit eingezogenen Trennwände und Bauteile entfernt, sodass die Gewölbe in ihrer Ursprünglichkeit wieder voll zur Geltung kamen und ein saalartiger Ausstellungsraum entstand. Durch die gotischen Bauformen und die zur Zeit des Barocks in die Schildwände der ehemaligen Laienkirche eingesetzten Fenster erhält der Saal eine besondere architektonische Spannung.
Das 1. Obergeschoss der Amtmannwohnung, ganz im Stil des schlichten Barocks, wurde, wo immer es möglich war, in seinen historischen Zustand versetzt. Die Stuckornamente wurden sorgfältigst restauriert. Die für ein modernes Museum so wichtige Technik, wie zum Beispiel Beleuchtungsanlagen, Rauch- und Einbruchmelder, wurde so unauffällig wie möglich in die historische Substanz integriert.
Das Erdgeschoss erhielt einen Vortragssaal für etwa 200 Personen. Zu dem Zweck mussten die Wände der nur noch ruinenhaft vorhandenen barocken Wirtschaftsräume entfernt werden. Die Decke erhielt kräftige Stahlträger. Der ehemalige Zugang zum Kreuzgang und Reste von Lisenen des alten Kirchenschiffes sind andeutungsweise zu erkennen.
Der über die drei Geschosse der Amtmannresidenz reichende Barocktreppenraum ist in der ursprünglichen Gestalt restauriert. Er ist durch technische, als solche aber kaum zu erkennende Einbauten in die Sicherheitszone des Museums einbezogen.
Die Klosterkirche ist wieder vom Klosterhof über den Lettnerraum zu betreten. Der freigelegte gotische Durchgang in der Lettnerwand gibt den Blick in den Chor mit dem wertvollen Flügelaltar frei, dessen Restaurierung als besondere Baumaßnahme vorgesehen ist.
An der Stelle der ehemaligen Mönchssakristei im Ostflügel, direkt neben dem Chor, entstand der Gemeinderaum für die Kirchengemeinde. Anstelle des ursprünglichen Kreuzrippengewölbes auf einer Mittelsäule überspannt nun eine stützenfreie Holzkonstruktion den Raum.
Im Anschluss hieran wurden die Räumlichkeiten für den Kinderspielkreis der Kirchengemeinde Cismar sowie ein Versammlungsraum für die örtliche Feuerwehr Cismar geschaffen. Ein Teilbereich des bereits restaurierten Ostflügels wird bis zur Beendigung aller Baumaßnahmen im Klosterbereich Cismar als Baubüro durch das Landesbauamt Eutin genutzt.
Als am 15. August 1984 unter Beteiligung des derzeitigen Finanzministers Roger Asmussen und des Landtagspräsidenten Rudolf Titzck das Richtfest anlässlich der Erneuerung des Dachstuhls auf dem Südflügel gefeiert wurde, galt dies der gesamten Baumaßnahme.
Die Übergabe der Gebäudebereiche wurde am 27. Februar 1987 in einem Festakt vollzogen. Etwa 2000 Quadratmeter Nutzfläche für nur 5,9 Millionen DM saniert und restauriert zu haben, kann als eine sehr wirtschaftliche Leistung der Landesbauverwaltung angesehen werden. (red)


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