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Alexander Baltz

Schneekatastrophe 1978/79: Als der Schnee nach Kellenhusen kam und blieb

Meterhohe Schneewehen prägten wochenlang die Landschaft. Der Kreis Ostholstein war am schwersten betroffen.

Meterhohe Schneewehen prägten wochenlang die Landschaft. Der Kreis Ostholstein war am schwersten betroffen.

In einer fortlaufenden Serie blickt der reporter einmal im Monat auf die Geschichte der Gemeinde Kellenhusen. Unterstützung erfahren wir hierbei vom Chronisten Hans-Uwe Hartert aus Grube, der uns unter anderem die Chronik zum 100-jährigen Bestehen der Freiwilligen Feuerwehr Kellenhusen zur Verfügung gestellt hat.
 
Eine kleine Statistik der Schneekatastrophe:
 
29.12 1978: Orkan an Schleswig Holsteins Ku¨ste,
circa 70 cm Neuschnee, meterhohe Schneewehen tu¨rmen sich auf. Katastrophenalarm wird ausgelöst, Fahrverbote werden erlassen. Menschen sind in ihren Fahrzeugen auf Autobahnen und Straßen eingeschneit. Helfer von Polizei, Feuerwehren, Deichverbänden, DRK, THW und Bundeswehr werden in Alarmbereitschaft versetzt.
Zu¨ge bleiben in meterhohen Schneewehen stecken. Kranke sowie Schwangere werden mit Panzern und Hubschrauber in die umliegenden Krankenhäuser gebracht. Durch Frost bis minus 20 Grad und Wind brechen Strommasten, Leitungen werden zerstört, die Versorgungslage fu¨r Mensch und Tier wird kritisch. Die Aufräumarbeiten dauerten Wochen an. Insgesamt entstand ein geschätzter Sachschaden von etwa 150 Millionen DM, die Verdienstausfälle der Betriebe und Bauernhöfe nicht eingerechnet.
 
Katastrophenbericht des Wehrführers Ernst Buhrmann:
„29.12.1978: Sturmwarnung im Fernsehen. Strandbegehung mit dem Kameraden Walter Feig. Windverhältnisse Nord-Ost 9 bis 10. Das Wasser steht kurz vor der Promenade und in Höhe der »Kiebitzhäuser« an der Du¨ne. Gegen Abend zweite Begehung. Wind und Wasser in gleicher Stärke festgestellt, dass 1.200 Sandsäcke vorhanden sind. Fu¨llmaterial vorhanden bei der Baufirma HF. Mangels. 1.10 Uhr bis 2.30 Uhr letzte Begehung. Wind und Wasser in gleicher Stärke. Vier Kameraden.
30.12.1978: Gesamter Vormittag Strandwache = vormittags 10 Kameraden, nachmittags per Telefon alle Kameraden. Katastrophenalarm 12.14 Uhr. Erste Verbindung mit dem Amt 38/17 später 38/1 um 13.33 Uhr. 38/17 meldet, dass Deichvogt Nägel persönlich kommt. 13.53 Uhr Herr Nägel kommt wegen Schneeverwehungen nicht durch. Wir geben stu¨ndliche Berichte der Verhältnisse u¨ber 38/1 an Herrn Nägel durch.
Unserer Promenade ist nicht unmittelbar gefährdet. Aber die Du¨ne?
 
Meldung von Herr Nägel - keine Säcke fu¨llen. 15.50 Uhr Kameraden per Telefon zusammengeholt fu¨r 19 Uhr - Ablösung eingeteilt.
22.10 Uhr Alarm ausgelöst durch die Dahmer Wehr (Dahmer Moor), Dahme und Grube ru¨ckt zusammen mit Kellenhusen an um 3.000 Säcke zu fu¨llen. Aktion läuft an in Kellenhusen. Säcke werden von der Bauerstelle Mumm unter schwersten Bedingungen gebracht. Sand gefu¨llt auf dem Platz von HF Mangels. Unser LF 8 ist ständig dabei fu¨r Funkverbindung, Beleuchtung und Versorgung. Aktion beendet 2.30 Uhr.
31.12.1978: 8 Uhr Strandbegehung und ständiger Lagebericht an 38/1 und Nägel. In der Nacht gefallenes Wasser wieder steigend. Erneute Sturmwarnung. 13 Uhr telefonisch Kameraden benachrichtigt. 1.000 Sandsäcke gefu¨llt auf dem Platz von HF Mangels fu¨r unsere Promenade. Die Säcke wurden auf zwei Anhänger und einen Unimog verladen und frostfrei gelagert. Weiterhin Kontrollgänge am Strand. Etwa 19 Uhr Räumkommando und Bergepanzer eingewiesen zum Hof Mumm.
Unser LF 8 war einzige Verbindung zwischen den Soldaten, dem Amt Grube und der Leitstelle Ostholstein. 22.03 Uhr drei Kameraden sind aus Altratjensdorf zur Ablösung gekommen. Die Soldaten arbeiten bis 1.30 Uhr. Aktion unterbrochen 2.30 Uhr.
 
1.1.1979: 8.50 Uhr Kontakt mit 38/1 und Leitstelle Ostholstein. 9 Uhr Räumkommando ru¨ckt wieder raus. Ständige Kontrollen am Strand. Wind und Wasser gehen zuru¨ck. 16.30 Uhr der Weg bis Mumm u¨ber den Hof Axt ist offen. Räumkommando beendet Aktion. Die Versorgung der Soldaten mit Essen und heißen Getränken erfolgt u¨ber die Gaststätte Puck.
 
Vom 31.12. auf den 1.1.79 u¨bernachteten die Soldaten privat bei Frau Olga Behrens. Anmerkung: Die Zusammenarbeit zwischen dem Amt 38/1 und der Freiwilligen Feuerwehr Kellenhusen konnte besser nicht sein. Zwei Handscheinwerfer wurden Hanvon der Polizeistation Grube ausgeliehen fu¨r die Panzerfahrer. Beide Lampen wurden am 3.1.1979 wieder abgeliefert. Der Bäckerei Topf haben wir zwei Sack Mehl vermittelt.“


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