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Simon Krüger

Glücksspielstaatsvertrag - Spielerschutz oder Bevormundung

Bild: Pixabay.com @ Free-Photos

Der Staatsvertrag zum Glücksspielwesen in Deutschland (kurz: Glücksspielstaatsvertrag oder GlüStV) ist in seiner neusten Version seit 1. Juli 2021 in Kraft. Seit diesem Tag gibt es endlich eine Verbindliche Regulierung von Online Casinos. Anbieter haben seit diesem Tag die Möglichkeit sich um eine Online Casino Lizenz zu bewerben. Das neue Gesetz war längst überfällig, denn vor allem Online Spielhallen aus teils exotischen Ländern fluteten unkontrolliert den deutschen Markt. Zudem soll das neue Gesetz den Schutz der Spieler verbessern. Bekanntlich kann man es aber nicht jedem Recht machen.
 
Vorgaben im neuen GlüStV
Für alle die sich mit der Materie weniger auskennen gibt es hier noch einmal eine Zusammenfassung der wesentlichen Punkte, die von den Anbietern eingehalten werden müssen, um eine Chance auf eine deutsche Casinolizenz zu haben.

  • Es dürfen nur noch Online Spielautomaten angeboten werden. Tisch- und Kartenspiele, Jackpot-Spiele oder auch Live-Spiele und Live-Gameshows sind nicht erlaubt.
  • Spielrunden müssen mindestens 5 Sekunden dauern. Speed-Play oder Auto-Play ist verboten.
  • Der maximalen Einsatz je Spielrunde ist auf 1,00 EUR beschränkt.
  • Bei Spielewechsel oder nach 60 Minuten Spielzweit muss eine 5-Minuten Pause eingelegt werden.
  • Casinoübergreifend dürfen monatlich von einem Spieler maximal 1.000 EUR auf Spielerkonten eingezahlt werden.
  • Eine Spielsteuer in Höhe von 5% wird auf jede Wette und Spielrunde berechnet.
  • Die Betreiber müssen alle Spielerdaten, deren Aktionen, Wetten und Transaktionen an eine Sammeldatei der lizenzgebenden Behörden übermitteln.

Es gibt noch jede Menge mehr Maßnahmen in dem neuen Gesetz. Die gerade genannten sind jedoch diejenigen, welche für die größte Aufregung unter den Online Zockern sorgen.
 
Gemischte Reaktionen auf den neuen Staatsvertrag
Die Reaktionen der Industrieverbände, Betreiber und Spieler sind sehr gemischt. Es gibt zwar keine geteilte Meinung darüber, dass das Online Glücksspiel reguliert werden muss, was die Limitierung der Casinospiele jedoch mit Spielerschutz zu tun hat wird von den meisten zurecht gefragt. Hat Online Roulette im Vergleich zu Online Slots eine höhere Suchtgefahr und darf deswegen nicht angeboten werden? Die Antwort ist ganz klar "NEIN". Auch wenn es keine genaue Aussage der Gesetzesgeber gibt, liegt die Vermutung nahe, dass man die im staatlichen Spielbanken mit diesem Gesetz schützen will.
 
Bei den Einsätzen je Wette gibt es weniger Diskussionen. Der Maximaleinsatz von 1 EUR reicht den meisten Zockern an den Slots aus. Was aber durch die Bank allen gegen die Hutschnur geht sind die 5 Sekunden je Spin. Für viele Zocker ist das der größte Deal-Breaker. Einschlägige Glücksspiel-Foren sind voll mit Diskussionen über diese Regel und überall gibt es Listen für Casinos ohne 5-Sekunden Regel. Auch viele der anderen Einschränkungen gibt es in diesen Spielhallen nicht.
 
Auch die 5% Wettsteuer auf jeden einzelnen Spin ist vielen ein Dorn im Auge. In vielen Ländern werden Steuern auf Gewinne gezahlt. Dieses reichen von 20% bis 30%. Damit haben die wenigsten Spieler ein Problem. Hierzulande wird die Wettsteuer aber auch auf Spielrunden, egal ob Gewinn oder Verlust, verrechnet. Diese muss von den Betreibern gesammelt und an die Behörde weitergeleitet werden. Das hat zur Folge, dass die Auszahlungsquoten je Spiel gesenkt werden. Diese Lagen meistens bei 95% und höher. Um keine Verluste einzufahren, werden diese jetzt entsprechend abgesenkt, was erneut keine Begeisterungsstürme auslöst und dazu führt, dass sich immer mehr Zocker nach Alternativen ohne diese Limits und Steuern umsehen.
 
Sind Online Casinos ohne Limits legal?
Zum momentanen Zeitpunkt besitzt noch kein einziges Casino eine deutsche Lizenz, da von die zuständige Behörde noch nicht operationsfähig ist. Online Spielhallen, die sich jedoch an die gesetzlichen Auflagen halten werden geduldet. Es gibt jedoch auch eine starke Fraktion unter den Betreibern, die sich auf die Dienstleistungsfreiheit der EU berufen und daher ihre Plattformen auf Deutsch anbieten, auch wenn der Sitz des Unternehmens im europäischen Ausland ist. Nach dem Brexit ist hier die Lizenz der Malta Gaming Authority die bekannteste. Da es in Deutschland eben ein Gesetz, aber immer noch keine ausgestellte Lizenz gibt, bewegt man sich hier also immer noch in einer Grauzone.
 
Dabei wird logischerweise umgehend die Frage nach der Seriosität und der Sicherheit dieser Casinos gestellt. Nur weil ein Casino keine deutsche Lizenz (beantragt) hat, ist es nicht unsicher. Viele Betreiber haben einen anderen Kernmarkt. Die Plattform technisch so umzustellen und anzupassen, dass es den Deutschen Gesetzen entspricht, ist für die meisten Betreiber einfach nicht rentabel, wenn die Marketing-Strategie des Unternehmens auf einen anderen Kundenstamm abzielt. Diese Casinos agieren dennoch innerhalb der Gesetze des lizenzgebenden Landes. Im Falle von EU-Lizenzen müssen natürlich auch alle europäischen Richtlinien und Sicherheitsstandards. Das betrifft den Datenschutz ebenso wie die Verschlüsselungen nach modernsten technischen Standards.
 
Beim Spielerschutz unternehmen die meisten Casinos auch so einiges. Zum einem wird sichergestellt, dass alle angemeldeten Spieler auch volljährig sind. Noch wichtiger ist jedoch, dass sich jeder Spieler individuelle Limits festlegen kann. So können Zocker tägliche wöchentliche oder Monatliche Grenzen bezüglich der Spielzeit, dem maximalen Wetteinsatz oder auch den Einzahlungen und Verlusten festlegen. Hier setzt man auf verantwortungsbewusstes Spielen, was eigentlich eher der Fall sein sollte als das teilweise grundlose Einschränken von Optionen unter dem Deckmantel des Spielerschutzes, wie es beim Staatsvertrag zum Glücksspielwesen in Deutschland irgendwie den Eindruck macht.


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