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Petra Remshardt

Engagiert für pflegende Angehörige

Mehr als 130.000 Personen in Schleswig-Holstein beziehen Leistungen der Pflegeversicherung. Zwei Drittel davon werden zu Hause von ihren Angehörigen versorgt. Nur wenige pflegende Angehörige nehmen dabei die Hilfe eines Pflegedienstes in Anspruch, die meisten versorgen ihre Ehepartner und Ehepartnerinnen, Eltern, Schwiegereltern oder auch Kinder allein. Das heißt: waschen, anziehen, begleiten, betreuen, versorgen rund um die Uhr. Jeden Tag. Sie stemmen eine Mammutaufgabe. Viele geraten dabei an ihre Grenzen.
Das, was pflegende Angehörige täglich leisten, findet jedoch kaum Beachtung in der Öffentlichkeit. „Pflegende Angehörige brauchen dringend bessere Entlastung: Mehr Hilfe vor Ort, bessere finanzielle Absicherung, weniger Bürokratie und mehr Auszeiten.“, sagt Nicole Knudsen, die ihren Mann viele Jahre bis zu seinem Tod alleine zu Hause pflegte. Knudsen engagiert sich ehrenamtlich im Verein „wir pflegen“ und ist dort Landesvertreterin für Schleswig-Holstein.
Der 2008 gegründete Bundesverein „wir pflegen e.V.“ setzt sich für Verbesserungen in der häuslichen Pflege ein und möchte pflegenden Angehörigen eine Stimme in Politik und Gesellschaft geben. Im November veröffentlichte der Verein ein gemeinsam mit pflegenden Angehörigen erarbeitetes Positionspapier als Handlungsempfehlung für eine neue Bundesregierung. Aber in vielen Dingen ist Pflege Ländersache. Ob es die Infrastruktur mit Beratungsangeboten, der Umgang mit dem Entlastungsbetrag oder die Anzahl von Tages- und Kurzzeitpflegeplätzen ist – all dies wird im Land entschieden. Deshalb möchte Knudsen, zusammen mit einer Gruppe engagierter Personen und mit Unterstützung durch den Bundesverband in Schleswig-Holstein einen Landesverein gründen. Knudsen ist überzeugt: „In einem Verein können sich pflegende Angehörige regional besser vernetzen, in Selbsthilfegruppen austauschen und ihre Anliegen gemeinsam an die Politik tragen.“
„Selbsthilfegruppen, die auch in der Pandemie möglich sind, wären zum Beispiel digitale Cafés, in denen offen über Herausforderungen in der Pflege gesprochen werden kann, aber nicht muss. Diese planen wir für Anfang des Jahres“, sagt „wir pflegen“-Mitglied Thomas Koritz.
„Zur Gründung eines Landesverbandes sind wir auf der Suche nach pflegenden oder ehemals pflegenden Angehörigen sowie Schleswig-Holsteinerinnen und Schleswig-Holsteinern, die sich beruflich, ehrenamtlich, privat, wissenschaftlich oder politisch mit Pflege befassen oder befassen möchten“, so Knudsen. „Ein aktives Engagement wäre ideal, ist aber kein Muss. An erster Stelle steht das Miteinander. Jeder kann sich nach seinen Möglichkeiten und Ressourcen einbringen.“ Interessierte finden mehr Informationen unter wir-pflegen.net oder schreiben gern direkt an schleswig-holstein@wir-pflegen.net. (red)


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