Umtausch ausgeschlossen: Tiere sind kein Weihnachtsgeschenk
Zu Weihnachten wünschen sich viele Menschen ein Tier. Vor allem auf dem
Wunschzettel der Kinder steht oft eine Katze, ein Hundewelpe, ein Kaninchen oder
auch ein Aquarium. „Dieser Wunsch bringt viele Probleme mit sich“, sagt Marius
Tünte vom Deutschen Tierschutzbund in Bonn. „Denn ein Tier lässt sich nicht so
einfach wie ein Pullover oder ein Spielzeug umtauschen und bringt viel
Verantwortung mit sich.“ Im Interview mit dem Pressedienst des Industrieverbands
Heimtierbedarf (IVH) e. V. erklärt der Experte, warum Tiere kein geeignetes
Geschenk zu Weihnachten sind.
Herr Tünte, warum ist ein Tier kein Weihnachtsgeschenk?
Marius Tünte: „Egal ob Meerschweinchen, Kaninchen oder Kätzchen - ein Tier
sollte man sich immer ganz bewusst anschaffen, als Spontangeschenk ist es
absolut ungeeignet. Mit einem Tier übernimmt man die Verantwortung für ein
Lebewesen und muss auch bereit sein, diese zu tragen, solange das Tier lebt. Wer
ernsthaft ein neues tierisches Familienmitglied in Erwägung zieht, sollte sich
im Vorfeld ausreichend darüber Gedanken machen, welches Tier am besten in die
Familie passt, ob alle Rahmenbedingungen stimmen und ob die arteigenen
Bedürfnisse des Tieres erfüllt werden können.“
Was verkennen viele, wenn sie ein Tier zu Weihnachten verschenken
möchten?
Marius Tünte: „Oftmals ist der neue Mitbewohner nicht mit allen Betroffenen
abgestimmt. Teilweise kommt es zu Frust, weil es vielleicht nicht exakt das
spezielle Tier und jene spezielle Rasse geworden ist, die sich jemand gewünscht
hat. Oft bemerken Eltern auch erst zu spät, dass ein Großteil der Versorgung,
wie das Füttern, das Säubern des Geheges oder das Gassi gehen, an ihnen hängen
bleibt. Selbst wenn ein Kind hoch und heilig verspricht, sich um das Tier zu
kümmern, muss man als Elternteil immer darauf gefasst sein, einzuspringen. Ein
Kind kann und darf nie alleine die Verantwortung für ein Haustier tragen.“
Werden sehr viele Tiere nach Weihnachten in Tierheimen
abgegeben?
Marius Tünte: „Es kommt vor, dass Tiere direkt schon zwischen Weihnachten und
Neujahr abgegeben werden, weil der Beschenkte so gar nichts mit dem tierischen
Geschenk anfangen konnte. Größere Rückgabewellen setzen dann im Laufe des Jahres
ein, denn zunächst sind die Tiere, meist ja als Welpen oder Jungtiere
angeschafft, noch sehr niedlich.“
Was löst das bei den Tieren aus?
Marius Tünte: „Als in festen Sozialverbänden lebende Tiere leiden
insbesondere Hunde sehr darunter, wenn sie zwischen verschiedenen Bezugspersonen
hin- und hergerissen werden. Insbesondere im Welpenalter brauchen sie die Nähe
und Bindung an feste Bezugspersonen. Häufige Besitzerwechsel in dieser Zeit
können zu psychischen Schäden führen, die sich - wenn überhaupt - später nur
schwer in den Griff kriegen lassen.“
Was können Menschen tun, die ihren Lieben mit einem tierischen
Geschenk einen lang gehegten Wunsch erfüllen möchten?
Marius Tünte: „Wer zu Weihnachten trotzdem etwas ‚Tierisches‘ verschenken
möchte, kann auf gute Ratgeberlektüre zur artgerechten Tierhaltung oder auf
geeignetes Heimtierzubehör zurückgreifen. Auch eine Patenschaft für ein
Tierheim-Tier kann ein erster Einstieg für die spätere Anschaffung eines
Heimtieres sein, oder aber man kann als Gassi-Gänger und Katzenstreichler in
Tierheimen Gutes tun und gleichzeitig erste Erfahrungen mit einem Tier sammeln.“
(red)