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Petra Remshardt

Umtausch ausgeschlossen: Tiere sind kein Weihnachtsgeschenk

Zu Weihnachten wünschen sich viele Menschen ein Tier. Vor allem auf dem Wunschzettel der Kinder steht oft eine Katze, ein Hundewelpe, ein Kaninchen oder auch ein Aquarium. „Dieser Wunsch bringt viele Probleme mit sich“, sagt Marius Tünte vom Deutschen Tierschutzbund in Bonn. „Denn ein Tier lässt sich nicht so einfach wie ein Pullover oder ein Spielzeug umtauschen und bringt viel Verantwortung mit sich.“ Im Interview mit dem Pressedienst des Industrieverbands Heimtierbedarf (IVH) e. V. erklärt der Experte, warum Tiere kein geeignetes Geschenk zu Weihnachten sind.
Herr Tünte, warum ist ein Tier kein Weihnachtsgeschenk?
Marius Tünte: „Egal ob Meerschweinchen, Kaninchen oder Kätzchen - ein Tier sollte man sich immer ganz bewusst anschaffen, als Spontangeschenk ist es absolut ungeeignet. Mit einem Tier übernimmt man die Verantwortung für ein Lebewesen und muss auch bereit sein, diese zu tragen, solange das Tier lebt. Wer ernsthaft ein neues tierisches Familienmitglied in Erwägung zieht, sollte sich im Vorfeld ausreichend darüber Gedanken machen, welches Tier am besten in die Familie passt, ob alle Rahmenbedingungen stimmen und ob die arteigenen Bedürfnisse des Tieres erfüllt werden können.“
Was verkennen viele, wenn sie ein Tier zu Weihnachten verschenken möchten?
Marius Tünte: „Oftmals ist der neue Mitbewohner nicht mit allen Betroffenen abgestimmt. Teilweise kommt es zu Frust, weil es vielleicht nicht exakt das spezielle Tier und jene spezielle Rasse geworden ist, die sich jemand gewünscht hat. Oft bemerken Eltern auch erst zu spät, dass ein Großteil der Versorgung, wie das Füttern, das Säubern des Geheges oder das Gassi gehen, an ihnen hängen bleibt. Selbst wenn ein Kind hoch und heilig verspricht, sich um das Tier zu kümmern, muss man als Elternteil immer darauf gefasst sein, einzuspringen. Ein Kind kann und darf nie alleine die Verantwortung für ein Haustier tragen.“
Werden sehr viele Tiere nach Weihnachten in Tierheimen abgegeben?
Marius Tünte: „Es kommt vor, dass Tiere direkt schon zwischen Weihnachten und Neujahr abgegeben werden, weil der Beschenkte so gar nichts mit dem tierischen Geschenk anfangen konnte. Größere Rückgabewellen setzen dann im Laufe des Jahres ein, denn zunächst sind die Tiere, meist ja als Welpen oder Jungtiere angeschafft, noch sehr niedlich.“
Was löst das bei den Tieren aus?
Marius Tünte: „Als in festen Sozialverbänden lebende Tiere leiden insbesondere Hunde sehr darunter, wenn sie zwischen verschiedenen Bezugspersonen hin- und hergerissen werden. Insbesondere im Welpenalter brauchen sie die Nähe und Bindung an feste Bezugspersonen. Häufige Besitzerwechsel in dieser Zeit können zu psychischen Schäden führen, die sich - wenn überhaupt - später nur schwer in den Griff kriegen lassen.“
Was können Menschen tun, die ihren Lieben mit einem tierischen Geschenk einen lang gehegten Wunsch erfüllen möchten?
Marius Tünte: „Wer zu Weihnachten trotzdem etwas ‚Tierisches‘ verschenken möchte, kann auf gute Ratgeberlektüre zur artgerechten Tierhaltung oder auf geeignetes Heimtierzubehör zurückgreifen. Auch eine Patenschaft für ein Tierheim-Tier kann ein erster Einstieg für die spätere Anschaffung eines Heimtieres sein, oder aber man kann als Gassi-Gänger und Katzenstreichler in Tierheimen Gutes tun und gleichzeitig erste Erfahrungen mit einem Tier sammeln.“ (red)


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